In der Nacht wälzte ich mich ständig im Bett herum. Schlafen konnte ich nicht. Irgendwann setzte ich mich schwungvoll auf und kroch aus dem Bett. Ich ging leise ins Bad und betrachtete mich im Spiegel. Meine Augen waren noch halb geschlossen und meine Perücke war total verstrubbelt und saß etwas schief. Ich richtete sie und gähnte laut. Danach verließ ich das Badezimmer wieder und bekam einen halben Herzinfarkt. Vor mir stand Riley, der sich verschlafen am Kopf kratze. „Himmel, du hast mich fast zu Tode erschreckt." „Sorry", murmelte Riley und schob mich beiseite, um ins Bad zu gehen. Ich seufzte und setzte mich auf mein Bett. Als er wieder heraus kam, fragte ich: „Kannst du auch nicht schlafen?" Er lachte leise. „Ich musste auf's Klo. Und jetzt penne ich weiter." Ich kaute auf meinen Nägeln und beobachtete, wie er sich ins Bett legte. Als ich mich auch wieder nach unten sinken ließ, seufzte Riley plötzlich laut. „Ich kenne einen Geheimplatz. Willst du dahin?" Ich schaute ihn verwundert an, doch in der Dunkelheit konnte er das natürlich nicht sehen. „Da war ich oft mit Tess." „Dann will ich da nicht hin", meinte ich angewidert. Riley richtete sich auf. „Ich hab da nicht mit ihr geschlafen. Das ist draußen. Da kann man nur gut rauchen." Ich seufzte. „Ich habe jetzt keine Lust alleine dahin zu gehen." „Man, ich komm mit, wenn du willst. Ich werde auch nicht rauchen. Okay, eine vielleicht." „Ernsthaft? Ich dachte, du wärst Gelegenheitsraucher und nicht Kettenraucher." Riley stand auf. „Kommst du jetzt, oder nicht?" Ich stand ebenfalls auf und ging leise zu ihm. Ich wollte Lewis nicht aufwecken.
Ich folgte Riley durch den dunklen Flur nach draußen. „Das ist doch verboten, oder?" „Man sollte sich nicht erwischen lassen", erklärte Riley lässig.
Wir kamen an einer Tür an, die in eine Art Wintergarten führte. Dieser war jedoch nicht geschlossen, sondern hatte an einer Seite keine Wand. Riley setzte sich auf einen der Stühle und sah mich abwartend an. „Du kannst auch wieder reingehen, wenn du willst." Ich ließ mich auf den Stuhl neben ihm nieder und schüttelte den Kopf. Nach einer Weile des peinlichen Schweigens, fragte Riley: „Also, warum kannst du nicht schlafen, Robin? Bist du hin und her gerissen zwischen deiner Freundin und Julie? Oder stört dich die Sache mit Nick?" „Keine Ahnung", sagte ich ein wenig trotzig. Riley sah mich an. „Ich werde nicht rauchen, wenn du mir erzählst, was in deinem Kopf vorgeht." Ich runzelte die Stirn. „Warum willst du das wissen?" Riley zuckte mit den Schultern. „Du bist echt in Ordnung. Ich dachte, ich würde überhaupt nicht mit dir klar kommen, aber da habe ich mich geirrt." Ich grinste. „Da geht es dir wie mir. Aber ich weiß wirklich nicht, warum ich nicht schlafen kann." Vermutlich lag es daran, dass ich meinen neuen Freunden vorspielte, ein Junge zu sein. Sie hatten eigentlich die Wahrheit verdient. Doch ich hatte zuviel Angst. Es herrschte erneut Stille. Die Nacht war klar und angenehm warm. Es war wirklich eine gute Idee gewesen, hier her zu kommen. Ich sah zu Riley, der sich in seinen Stuhl zurückgelehnt und die Augen geschlossen hatte. Er sieht so umwerfend aus, dachte ich und musste lächeln. Plötzlich schlug er die Augen auf und ich schaute schnell woanders hin. „Weißt du, ich finde dich zwar echt nett und so, aber ich kann dich manchmal überhaupt nicht einschätzen", meinte Riley nachdenklich. „Wie meinst du das?" Er drehte sich ein wenig zu mir und sah mir in die Augen. Ich schluckte und spürte ein Flattern in meinem Bauch. „Hast du wirklich eine Freundin?" Ich blinzelte ein paar Mal. „Ähm...ja." Doch in diesem Moment wurde mir bewusst, dass ich ihn ohnehin schon ständig anlüge. Warum kann ich dann nicht wenigstens in den anderen Dingen, die nichts mit meiner Verkleidung zu tun haben, ehrlich sein? „Nein, hab ich nicht." Riley nickte. „Dachte ich mir schon. Aber warum verdammt, hast du uns angelogen?" Jetzt war ich in einer bescheuerten Situation gelandet. Wenn Lewis herausfinden würde, dass ich ihn doch schon wieder angelogen habe, würde er vermutlich nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Also sagte ich das, was ich in diesem Moment für die einfachste Erklärung hielt und womit ich hoffentlich keinen verletzen würde. „Ich stehe auf Jungs." Riley fing an zu lächeln, was mich in diesem Moment sehr irritierte. „Ich wusste es doch." Ich sah ihn mit aufgerissen Augen an. „Du hast bei Julie immer so komisch reagiert. Du bist so unheimlich nett zu Lewis und so gerne bei ihm." Ich schüttelte grinsend den Kopf. „Was mich jedoch wundert, warum hattest du einen BH in deinem Koffer und wer war das Mädchen auf dem Foto." „Meine Schwester", log ich. „Von ihr war auch der BH." „Verstehe. Aber stehst du jetzt auf Lewis oder was?" Ich seufzte. Diese Lüge war auch nicht besser, als die erste. „Nein, ich denke nicht." Aber auf dich, hallte es in meinem Kopf. Ich ignorierte es schnell. „Okay, schade. Weil ich glaube, er steht auf dich." „Was?", fragte ich überrascht. „Ist er schwul?" Riley nickte. „Sag ihm aber nicht, dass ich es dir gesagt habe. Ich bin der Einzige, der es weiß." „Riley ich sollte schlafen gehen", meinte ich und stand auf. Das wurde mir echt zu kompliziert. „Na gut, aber warte noch. Eine Frage habe ich noch." Ich sah ihn etwas ängstlich an. „Bist du in mich verliebt?" Mein Magen kribbelte wie verrückt. Auf jeden Fall fühlte ich mich zu ihm hingezogen. Aber sollte ich es ihm sagen? Ich überlegte zu lange. „Schon gut. Du musst meine Frage nicht beantworten." Riley lächelte. „Aber du solltest wissen, dass ich hetero bin", erklärte er. „Ja, ich weiß." Ich doch auch, schrie es in mir. Riley stand seufzend auf und sah mich an. Er legte nachdenklich den Kopf schief. „Wir beziehungsweise du solltest vielleicht noch mit Lewis reden."
Dann gingen wir zurück zum Zimmer. Und natürlich hatte dieser Ausflug nichts gebracht. Ich schlief sogar noch schlechter als vorher. Eine Lüge nach der anderen. Das kann ja noch was werden.
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„Robin. Wach auf. Wir haben gleich Unterricht." Lewis' sanfte Stimme weckte mich am nächsten Morgen auf. Ich rieb mir die Augen und blinzelte ein paar Mal gegen das grelle Licht. Lewis lächelte auf mich herunter. „Gut, du bist wach. Riley ist schon gegangen. Vermutlich, um zu rauchen." Er seufzte laut. „Ich habe irgendwie das Gefühl, dass er seit dem Camp noch mehr raucht." Ich setzte mich auf. „Vielleicht vermisst er die wilden Partys mit den vielen Frauen." Lewis lachte kurz, wurde aber schnell wieder ernst. Er wandte sich ab und verschwand im Bad. Habe ich etwas Falsches gesagt?
Ich stand auf und nutze das leere Zimmer, um mich schnell umzuziehen. Bei jedem kleinen Geräusch beschleunigte sich mein Herzschlag. Ich hatte Angst, dass Lewis aus dem Bad oder Riley von draußen zurückkommt und mich halbnackt sieht. Als ich fertig war, seufzte ich erleichtert und klopfte an die Badtür. „Hey, bist du schon fertig?" Lewis gab ein Grunzen von sich. Ich deutete es als nein. Furchtbar, diese undeutliche männliche Ausdrucksweise. Apropos männliche Ausdrucksweise. Ich musste nach dem Unterricht dringend mit Sam reden. Dieser Depp hat mich verraten.
Lewis kam gähnend aus dem Bad. Ich schlüpfte hinein und schloss die Tür ab. Mein Blick fiel in den Spiegel und ich zog scharf die Luft ein. Unter meinen Augen hatten sich große Augenringe gebildet und ich sah ziemlich verpennt aus. Schnell wusch ich mir durch mein Gesicht, kämmte meine Perücke und putze mir die Zähne. Dann klopfte es an die Badtür. „Lass mich rein. Ich muss meine Zähne putzen." Mein Magen kribbelte, als Rileys Stimme durch die Tür drang. Ich öffnete die Tür und blickte sofort in seine eisblauen Augen. Das Gefühl in meinem Magen verstärkte sich. „Man, hast du fette Augenringe. Willst du die nicht überschminken?", fragte er frech grinsend und ging an mir vorbei zum Waschbecken. „Sehr witzig. Vielleicht kannst du mir ja Make-up leihen", konterte ich. So langsam gewöhnte ich mich an meine Rolle als Junge. Riley lachte und ich fing an zu grinsen wie eine Blöde. Ich liebte sein Lachen. Er steckte sich die Zahnbürste in den Mund und fing an zu putzen. Ich merkte erst jetzt, dass er nach Rauch roch. Riley drehte sich zu mir um. Seine Augenbrauen schnellten in die Höhe. „Willst du mir beim Zähneputzen zugucken?", fragte er mit der Zahnbürste im Mund. Ich schüttelte schnell den Kopf und verließ das Bad. „Du wirst nach dem Zähneputzen immer noch nach Rauch riechen", rief ich aus dem Zimmer. Lewis sah mich kopfschüttelnd an. Doch er lächelte leicht. Riley kam aus dem Bad und warf mir einen finsteren Blick zu. Ich fing an zu lachen und er verschwand nach einem genervten Stöhnen wieder im Bad. „Lass uns gehen", sagte Lewis zu mir. „Bevor ihr euch noch in die Haare kriegt." Ich folgte ihm aus dem Zimmer, jedoch nicht ohne Riley noch einmal einen vielsagenden Blick zuzuwerfen, den er mit der Zahnbürste im Mund kopfschüttelnd erwiderte.
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If I Were A Boy
Fiksi Remaja*Meine Schreibanfänge und nur zum Spaß geschrieben - nicht zu ernst nehmen* Für ihre Schauspielkarriere würde die 18-jährige Robin alles tun. Aus diesem Grund gibt sie sich als Junge aus, um an einem Schauspielprojekt teilzunehmen. Niemand ahnt, das...