Robin
„Besuch für dich!"
Ich sprang von meinem Schreibtisch auf und hastete die Stufen hinunter. Sam stand am Treppenansatz und schaute zu mir hoch. Und neben ihm stand Lewis, der strahlte, als er mich sah. Ich fiel ihm in die Arme, als hätte ich ihn seit Tagen nicht mehr gesehen und zog ihn zu mir hinauf ins Zimmer. Sam warf mir noch einen vielsagenden Blick zu, den ich aber mit einem Kopfschütteln abtat. Er wusste ja noch nicht, dass Lewis schwul war.
„So hab ich mir dein Zimmer immer vorgestellt", sagte Lewis, sobald er mein Zimmer betreten hatte. „Ach ja?", fragte ich grinsend und bot ihm an, sich auf meinem Bett nieder zu lassen. „Es ist hell, gemütlich und liebevoll eingerichtet." Ich lachte. „So etwas kannst auch nur du sagen." Ich setzte mich neben ihn und schenkte Wasser in die zwei Gläser, die ich auf meinem Nachttisch platziert hatte. „Ich habe eben mit Riley telefoniert", sagte Lewis, als er das Glas an sich nahm. „Und?", fragte ich neugierig. „Heute Nachmittag können wir uns mit ihm treffen." Ich riss erstaunt die Augen auf. „Wirklich?" Lewis nickte. „Wir haben ein Café ausgesucht, wo wir von hier und von Riley aus gut hinkommen." Grinsend und erleichtert, dass es offenbar endlich funktionierte, nickte ich.
„Und was machen wir vorher?", fragte Lewis. „Ein wenig Ballett üben?" Er grinste. „Hör bloß damit auf. Ich habe eine bessere Idee." Ich stand auf und nahm meinen Laptop vom Schreibtisch. „Lass uns einen Film gucken."
Riley
„Tut mir Leid, Noah. Aber Lias Medikamente sind erstmal wichtiger." Ich strich meinem kleinen Bruder über den Kopf. „Dann muss ich wieder bei Lukas mit ins Buch gucken", meinte Noah frustriert. „Aber die Müller hat mich schon ermahnt, weil ich dieses blöde Buch nicht selber habe." Er ließ sich mit verschränkten Armen auf dem Sofa nieder und starrte trotzig geradeaus. „Hast du ihr gesagt, dass wir kein Geld für irgendwelche Lektüren haben?", fragte ich und nahm neben ihm Platz. „Ja", murrte Noah. „Vielleicht bleibt noch ein bisschen Geld übrig", versuchte ich ihn aufzumuntern, obwohl ich selbst bezweifelte, dass es für ein Buch reichen würde. Mindestens zehn Euro kostete es vermutlich. Ich war mir nicht mal sicher, ob das gesamte Geld überhaupt für die Medikamente reichte. Lia lag noch immer mit einer Grippe im Bett, die einem achtjährigen Mädchen ziemlich zu schaffen machte.
„Riley." Ich sah zur Tür. Bella kam besorgt in den Raum. Ihre Stirn lag in Falten. Sie fuhr sich durch die blonden, langen Haare und seufzte. Ich erhob mich und sah sie fragend an. „Was ist?" „Hast du wieder dort geschlafen?" „Ja, weil ich auf meine Mutter warten musste. Jetzt habe ich ganze fünfzig Euro, die vielleicht geradeso für Lias Medikamente reichen." Ich schüttelte wütend den Kopf. „Verdammte Schlam ..." Bella zischte warnend und deutete auf Noah. Ich verdrehte die Augen, hielt aber den Mund. „Lia muss zum Arzt, Riley", setzte Bella an. „Nein, wir ..." „Ihr geht es wirklich schlecht. Und die meisten Medikamente bekommt sie nur auf Rezept. Ich werde das bezahlen. Kauf du von dem Geld, die Schulmaterialien für Noah." Wortlos schob ich Bella an den Schultern in den Flur, um das Gespräch nicht vor Noah weiterführen zu müssen. „Das ist viel zu teuer, Bel. Ich will nicht, dass du das bezahlst." Sie fixierte mich mit ihren blauen Augen. Für einen Moment erinnerten sie mich an Robins Augen. Ich blinzelte und verdrängte den Gedanken. „Das ist mir egal. Es geht um Lias Gesundheit. Also sei jetzt nicht so stur, Riley." „Ich zahl's dir zurück. Jeden einzelnen Cent", versprach ich. „Ich suche mir gerade Arbeit." Bella schenkte mir ihr hübsches Lächeln. „Einverstanden. Aber das hat Zeit. Ich werde jetzt erstmal beim Arzt anrufen." „Bella, warte." Ich hielt sie am Handgelenk zurück. Sie drehte sich wieder zu mir um und starrte ein wenig erschrocken auf meine Hand. Erst als ich sie losließ, hob sie den Blick und sah mich erwartungsvoll an. „Danke", sagte ich schlicht, aber vollkommen ernst. Sie nickte lächelnd.
Ich ging wieder ins Wohnzimmer zu Noah, der den Fernseher eingeschaltet hatte. „Hey, Kumpel. Ich werde dir heute in der Stadt die Materialien besorgen", erklärte ich und ließ mich neben ihn aufs Sofa fallen. „Hä?", machte Noah, ohne den Blick vom Fernseher abzuwenden. „Lia geht zum Arzt. Das kann Bella vorerst bezahlen. Und du kriegst dein Buch, damit die blöde Müller nicht wieder rummeckert." Ich knuffte ihn in die Seite. Er drehte sich grinsend zu mir um. „Kann ich auch einen neuen Füller haben? Lukas hat so einen Coolen, der leuchtet." „Wow", machte ich. „Ich werde sehen, was sich machen lässt. Bring mir mal deine Liste mit den wichtigen Materialien." Noah sprang auf und raste in sein Zimmer. Schmunzelnd sah ich ihm nach.
„Das war es doch wert, nicht wahr?" Bella setzte sich lächelnd neben mich. „Montag um acht Uhr hat Lia einen Termin", fuhr sie fort. „Kannst du sie dorthin begleiten." „Klar, dann werde ich mich auch nochmal nach einem Job umsehen." Noah kam angerannt und drückte mir die Liste in die Hand, ehe er sich wieder setzte und in den Fernseher starrte. „Reicht das Geld?", wollte Bella wissen. „Ja, ja", murmelte ich. „Ich treffe mich übrigens gleich mit Lewis und Robin", sagte ich, da es mir gerade eingefallen war und ich mich auch bald fertig machen musste. Vor allem wenn ich vorher noch Noahs Sachen besorgen wollte. „Ah schön. Robin war dieses Mädchen, dass so getan hat, als sei sie ein Junge, oder?", fragte Bella. Sie versuchte zu lächeln, aber es erreichte ihre Augen nicht. „Jap, ich glaube, sie ist das erste Mädchen, dass ich nicht treffe, um sie ins Bett zu bekommen." „Tatsächlich?", fragte Bella und hob eine Augenbraue. „Du magst sie also?" Die Falte auf ihrer Stirn kehrte zurück. „Was? Nein. Sie ist ein Kumpel." Ich zuckte lässig mit den Schultern. Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht, wie ich zu Robin stand. Nachdem ich erfahren hatte, dass sie in Wirklichkeit ein Mädchen ist, war das zwar verwirrend, aber sie war für mich noch immer eine Freundin. Erst später habe ich auch darüber nachgedacht, einen Schritt weiterzugehen. Ich meine, sie ist wirklich bildhübsch, klug und selbstbewusst. All das, was ich an einem Mädchen mag. Doch mit ihr zu schlafen, wäre in diesem Fall ein Fehler. Denn dann würde ich sie als Freundin verlieren. Und ich war mir außerdem sicher, dass sie sich darauf nicht einlassen würde. Es sei denn, sie empfand mehr für mich
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If I Were A Boy
Teen Fiction*Meine Schreibanfänge und nur zum Spaß geschrieben - nicht zu ernst nehmen* Für ihre Schauspielkarriere würde die 18-jährige Robin alles tun. Aus diesem Grund gibt sie sich als Junge aus, um an einem Schauspielprojekt teilzunehmen. Niemand ahnt, das...