Ich starrte Nick fassungslos an. „Wie meinst du das?", fragte ich ängstlich. Er verschränkte die Arme vor der Brust und kam näher. „Wieso tust du das?" „Ich hab zuerst gefragt", meinte ich und hielt seinem Blick stand. Er lachte kurz. „Du willst bestimmt wissen, wie ich es herausgefunden habe." „Wovon redest du?" Ich versuchte, so gut wie möglich so zu tun, als hätte ich keine Ahnung, wovon er redet. „Du warst mir ein Dorn im Auge, seitdem du Julie vor mir gerettet hast. Ich wollte dich loswerden und deshalb fing ich an zu recherchieren." Er grinste hinterhältig. „Deine Adresse und Telefonnummer standen auf der Klassenliste. Ich wollte deinen Eltern eine erfundene Geschichte erzählen, damit sie dich nach Hause holen. Doch dann ging dein Bruder ran." Mein Herz pochte schneller. Nicks Augenbrauen schnellten in die Höhe. „Er sagte, ich zitiere: ‚Ich bin ihr Bruder.' Das verwirrte mich natürlich." Nick ging langsam um mich herum. „Also fragte ich genauer nach. Er sagte mir, dass du gerade auf einem Schauspielcamp bist und deshalb nur über Handy erreichbar. Er meinte, ich solle versuchen, sie dort zu erreichen." Er stand nun wieder vor mir und grinste. „Dein Bruder ist ziemlich bescheuert, findest du nicht?" „So ein Schwachsinn!", sagte ich wütend. „Ich gehe jetzt." Nick hielt mich am Arm fest. „Du gehst nirgendwo hin." Er griff an meine Perücke und zog so kräftig daran, dass sie sich samt dem Haarnetz, das ich darunter trug, von meinem Kopf löste. Ich schrie und griff mir an meinen Kopf, der ziemlich schmerzte. „Willst du mir die Haare rausreißen?" Nick schmiss meine Perücke auf das Bett und packte meine Handgelenke. „Wenn du nicht tust, was ich dir sage, ist das Projekt für dich beendet, du Betrügerin!" „Lass mich los! Ich habe dir nichts getan. Du wolltest Julie vergewaltigen und du hast die Prügelei angefangen." Nick drückte mich an die Wand hielt meine Arme über meinem Kopf fest. „Vergewaltigen?", lachte er. „So etwas würde ich nicht tun." Er fixierte mich finster. „Wieso hast du das getan?", fragte er. „Ich hatte keine Wahl!", schrie ich ihm ins Gesicht, während ich versuchte, mich zu befreien. „Es waren nur noch Plätze für Jungen frei." Nick lachte. „Du hattest keine Wahl? Wenn keine Plätze mehr frei sind, dann akzeptiert man das und versucht es beim nächsten Mal. Aber man berügt nicht." Ich wusste, dass ich nun nicht mehr gegen ihn gewinnen konnte. Er würde es allen erzählen. Ich musste mir schnell ein Lösung überlegen, damit das alles nicht umsonst war.
„Was willst du von mir?", fragte ich und starrte in seine Augen. „Du bist wirklich viel hübscher als Mädchen. Aber leider hast du immer noch eine große Klappe und nerven tust du auch ziemlich." Er kam sehr nah an mein Gesicht. Ich drehte mich weg von ihm. „Du wirst nett zu mir sein, ist das klar?", hauchte er mir ins Gesicht. „Und selbst, wenn ich deine sogenannten Freunde beleidige oder schlimmeres, hältst du zu mir. Sie werden dich zwar irgendwann hassen, aber immerhin kannst du weiterhin hier bleiben und vielleicht ein Stipendium gewinnen. Für deine betrügerische Höchstleistung." Er lehnte sich zurück und grinste. „Verstanden?" Ich nickte widerwillig. „Gut, dann kannst du jetzt gehen." Er warf mir meine Perücke zu, die ich so schnell wie möglich aufsetzte. „Du bist wirklich grausam", sagte ich, bevor ich das Zimmer verließ.
Auf dem Weg zu meinem Zimmer versuchte ich mir einzureden, dass es egal war, ob mich Lewis, Riley oder Julie hassten. Immerhin war ich hier wegen dem Schauspielern und ich hatte noch die Chance ein Stipendium zu gewinnen. Die konnte ich nicht auf's Spiel setzten. Ich würde keinen dieser Leute jemals wiedersehen. Doch ich schaffte es nicht, mir einzureden, dass sie mir nichts bedeuten. Bei dem Gedanke daran, dass Riley mich wieder so kalt und böse ansieht, bekam ich Bauchschmerzen. Ich seufzte laut und berat unser Zimmer. Irgendetwas musste ich mir überlegen. Es muss einfach eine Lösung für dieses Desaster geben.
„Was wollte er von dir?" Lewis überfiel mich schon an der Tür. „Lass ihn doch erstmal reinkommen", sagte Riley, der lässig auf seinem Bett saß. Ich überlegte mir schnell eine Lüge. Und es fiel mir sogar eine richtig gute ein. „Er will, dass ich ab jetzt immer nett zu ihm bin, weil er mich sonst wieder verprügeln wird oder noch schlimmer: Julie etwas an tut. Das heißt, ich muss auf seiner Seite sein, wenn er euch beleidigt." Ich seufzte und setzte mich auf mein Bett. „Wie bitte?", fragte Lewis fassungslos. „Aber er darf nicht erfahren, dass ich euch das gesagt habe. Er wollte damit nämlich erreichen, dass ihr mich irgendwann nicht mehr leiden könnt. Also tut bitte so, als wüsstest ihr nichts von seiner Drohung", fügte ich hinzu. Riley stand auf und sah mich an. „Also eigentlich müssten wir das melden. Aber ich finde es nicht schlimm, wenn du ihn immer verteidigen musst und wir so tun, als würde uns das total nerven. So lange er nichts Schlimmeres tut." Er ließ sich neben mich auf das Bett fallen. „Darüber sollten wir uns nicht aufregen. Wir konzentrieren uns einfach weiterhin auf das Theaterstück und unsere Karriere." Ich fing unwillkürlich an zu grinsen. „Ich seid toll", sagte ich glücklich. „Und du hast recht, Riley. Ich darf mir nicht von Nick meine Schauspielkarriere versauen lassen." Lewis lehnte sich an die Wand gegenüber. „Dieser Typ ist echt gestört." Riley nickte. „Bevor ich jetzt noch einmal eine rauchen gehe, hab ich noch eine Frage an dich." Er schaute mich an und ich zog fragend die Augenbrauen nach oben. „Stehst du wirklich nicht auf Julie?", fragte er. „Nein! Ich habe eine Freundin. Mit Julie bin ich einfach nur befreundet." Riley stand auf und griff in seine Jackentasche, um die Zigarettenpackung heraus zu holen. „Sorry, war nur eine Vermutung. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass da mehr läuft." „Ja, von Julie aus. Aber ich stehe nicht auf sie. Sie ist nicht mein Typ", sagte ich und verkniff mir ein Grinsen. Natürlich war sie nicht mein Typ. Ich stehe ja auch auf Jungs. „Deine Freundin ist also nicht so wie sie?", fragte Riley. „Wie kommst du darauf?" Er zog sich eine Zigarette aus der Packung. „Na ja, auf dem Foto sieht sie so lieb und unschuldig aus." Ich schüttelte genervt den Kopf. Das hatte ich schon oft gehört. Nur, weil jemand blonde Locken und ein süßes Lächeln hat, heißt das nicht, dass sie die Unschuld in Person ist. Wenn er wüsste, dass ich dieses Mädchen bin, dann würde er mich bestimmt nicht mit Julie vergleichen. „Sie ist mir sehr ähnlich", erklärte ich. Riley grinste und verließ wortlos das Zimmer.
„Also manchmal verstehe ich ihn nicht", sagte ich zu Lewis. „Ich dachte schon, ich sei der Einzige", witzelte Lewis. „Ich verschwinde mal kurz im Bad." Ich nutze die Gelegenheit und zog mich schon mal um. Dann beschloss ich, dass ich heute Abend dusche. Also wartete ich bis Lewis das Bad wieder verließ. In diesen zehn Minuten war Riley noch immer nicht aufgetaucht. „Wo bleibt Riley?", fragte ich Lewis, der gerade seine Bettdecke zurecht legte. „Keine Ahnung. Wahrscheinlich geht er noch zu Tess." Ich seufzte und ging ins Bad. Dort zog ich mich aus und stieg in die Dusche. Das warme Wasser tat wirklich gut. Ich genoss jede Sekunde, in der ich nicht dieses enge Band um meine Brust und die Perücke tragen musste. Dementsprechend lange duschte ich also. Plötzlich klopfte es an die Badezimmertür. „Robin, was machst du da so lange? Ich muss auch noch ins Bad", rief Riley. „Ich bin gleich soweit", sagte ich und sprang schnell aus der Dusche. Ich föhnte meine Haare und zog mich an. Ich fuhr mir durch meine Locken, die ich so langsam vermisste und schaute mich einen Moment im Spiegel an. „Mensch Robin! Komm da jetzt raus", sagte Riley noch einmal. Ich zog mir widerwillig die Perücke auf und verließ das Bad. Riley rannte fast in mich hinein. „Du brauchst echt lange", meinte er und ging ins Bad. „Du brauchst auch ziemlich lange, um eine Zigarette zu rauchen", gab ich zurück. „Warum lege ich mich eigentlich noch mit dir an?", fragte er mich grinsend, während er die Badezimmertür schloss. Ich verdrehte lächelnd die Augen und ging zum Bett. Lewis sah so aus, als würde er schon schlafen. Ich beugte mich vorsichtig über ihn. „Bist du noch wach?" Lewis zuckte zusammen und sah mich schläfrig an. „So halb", murmelte er. Ich lachte. „Okay, sorry. Dann lass ich dich mal schlafen."
Ich legte mich auch hin und kuschelte mich in meine Decke. Das Problem mit Nick würde sich schon irgendwie klären. Hauptsache Lewis und Riley hielten zu mir.
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If I Were A Boy
Teen Fiction*Meine Schreibanfänge und nur zum Spaß geschrieben - nicht zu ernst nehmen* Für ihre Schauspielkarriere würde die 18-jährige Robin alles tun. Aus diesem Grund gibt sie sich als Junge aus, um an einem Schauspielprojekt teilzunehmen. Niemand ahnt, das...