„Geh schon mal vor. Ich komme gleich nach", rief ich Lewis aus dem verschlossenen Bad zu. „Okay, aber beeile dich." Ich hörte wie die Tür ins Schloss fiel. Riley war schon vor einer halben Stunde verschwunden. Vermutlich, um sich mit Tess und ihrer Freundin zu treffen. Seufzend zog ich mein langweiliges grünes T-shirt hoch. Das Band um meine Oberweite spannte ziemlich. Ich wickelte es ab und stöhnte erleichtert. Ich war mir nicht sicher, ob ich es vier Wochen mit diesem festen Band um meine Brüste aushalten werde. Eine große Oberweite hatte ich nicht. Vielleicht könnte ich sie auch so ein wenig kaschieren. Doch für's Erste, musste das Band herhalten. Ich wickelte es wieder um meinen Oberkörper und zog mein T-shirt zurecht.
Ich verließ unser Zimmer und machte mich auf den Weg zur Praxisstunde. Doch bevor ich in der Aula ankam, hörte ich Stimmen, die mir bekannt vorkamen. „Nein, lass mich in Ruhe." Das klang nach Julie. „Komm schon. Nur ein Kuss." Diese Stimme kannte ich auch, aber ich konnte sie nicht zuordnen. Ich ging ein paar Schritte zurück und schaute vorsichtig in einen Gang, der ziemlich dunkel war. Dort erkannte ich sofort Julies tolle Locken. Sie stand mit dem Rücken zu der Wand und vor ihr stand ein großer, muskulöser Junge. „Nein! Ich will dich nicht küssen. Lass mich los, Nick." Nick! Natürlich! Er spielt die sechste Hauptrolle. Doch das war jetzt Nebensache. Ich musste Julie helfen. Nick drückte sie an den Schultern gegen die Wand und versuchte sie zu küssen. „Hey!", rief ich, obwohl ich keine Ahnung hatte, was ich danach tun wollte. Nick drehte sich zu mir um und ließ von Julie ab. Ich konnte seinen Gesichtsausdruck im Dunkeln nicht erkennen. Aber erfreut sah er bestimmt nicht aus. „Hau ab!", rief er. Was denkt der sich eigentlich? Ich kann doch sofort zu einem Lehrer rennen und petzen. Doch natürlich tat ich das nicht. Zumindest noch nicht. Ich wollte es erstmal alleine klären. Sofort zu petzen war nicht meine Art. Ich ging weiter auf die beiden zu. „Lass sie in Ruhe." „Sonst was?", fragte Nick. „Sonst werde ich es einem Lehrer erzählen, was du hier veranstaltest. Dann kannst du dich von diesem Projekt verabschieden." Nick stieß Julie unsanft zur Seite und kam bedrohlich auf mich zu. „Pass auf, was du sagst. Du bist ja nicht mal halb so stark wie ich." Ich schluckte und versuchte meine Angst nicht zu zeigen. Stattdessen konzentrierte ich mich auf die Rolle, die ich spielen musste. „Ich habe nicht vor, es zu petzen. Aber dann solltest du Julie besser in Ruhe lassen. Denn beim nächsten Mal werde ich es einem Lehrer berichten." Bevor Nick etwas erwidern konnte, redete ich schnell weiter. „Julie, komm her. Wir müssen zum Unterricht." Ich starrte ihm unverwandt in die Augen, während Julie sich ängstlich wimmernd an meinen Arm klammerte. „Bis gleich, Nick", sagte ich und griff nach Julies Hand.
Mit schnellen Schritten ließ ich den wütenden Nick stehen und ging mit Julie in Richtung Aula. „Danke", sagte sie außer Atem. „Du hast mich gerettet." „Macht er das öfter?", fragte ich sie und starrte weiterhin geradeaus. „Er hat mich schon seit dem Casting ständig angestarrt. Da hat Anna auch schon gemeint, er sei gruselig. Aber ich habe mir nichts dabei gedacht." Ihre Stimme zitterte noch. „Eben in der Theoriestunde hat er es wieder getan und als ich in die Aula gehen wollte, hat er mich sozusagen überfallen." Sie drückte meine Hand so stark, dass es schmerzte. Vor der Aula blieb ich stehen und sah sie noch einmal an. „Wenn du willst reden wir nachher darüber. Das soll ja nicht noch mal vorkommen." Sie nickte und schaute mir in die Augen. Ich lächelte und ließ ihre Hand los. „Kannst du jetzt im Unterricht mitmachen?" „Ja, das geht schon. Ich brauche Ablenkung." Sie lächelte leicht. Ich öffnete die Tür und wir betraten die Aula.
Diesmal waren alle Klassen zusammen, weshalb es in der gefüllten Halle ziemlich laut war. „Gut, wir sind noch nicht zu spät", stellte ich fest, als ich den Blick über die Menge gleiten ließ. Die Lehrer standen noch abseits und unterhielten sich angeregt. „Da bist du ja!", rief Lewis und lief zu uns herüber. Julie drückte kurz meine Hand. „Ich gehe zu Anna", sagte sie und ich nickte lächelnd. Sie ging zu ihrer Freundin, während Lewis bei mir ankam. Mal wieder folgte ihm Riley, den ich erst nicht bemerkt hatte. „Was hast du so lange gemacht?", wollte Lewis wissen. „Erzähle ich dir später", erklärte ich. Mein Gefühl sagte mir, dass ich Lewis so etwas anvertrauen konnte. Bei Riley war ich mir da nicht so sicher. „Hat es etwas mit Julie zu tun?", fragte Riley, der zu Anna und Julie herübersah. „Ich habe nicht mit dir geredet", sagte ich. Riley lachte. „Ah verstehe. Du legst es wohl drauf an. Wirst du dich jetzt die ganzen vier Wochen mit mir streiten?" Er zog grinsend die Augenbrauen nach oben, was ziemlich attraktiv aussah. Ich ignorierte es. „Kommt auf dein Verhalten an", sagte ich lässig. „Das kann ich nur zurückgeben. Wie du mir, so ich dir." „Ach halt die Klappe." Genervt zog ich Lewis am Ärmel etwas weiter in die Aula. „Der regt mich auf", sagte ich zu ihm. Lewis lachte bloß und sah mich kopfschüttelnd an. Ich warf einen Blick auf Riley, der uns zum Glück nicht gefolgt war. Er ging zielstrebig auf Tess zu, die ihn anlächelte. Ich stöhnte und stellte erleichtert fest, dass Frau Fischer gerade auf die Bühne gegangen war. Es geht endlich los!
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If I Were A Boy
Teen Fiction*Meine Schreibanfänge und nur zum Spaß geschrieben - nicht zu ernst nehmen* Für ihre Schauspielkarriere würde die 18-jährige Robin alles tun. Aus diesem Grund gibt sie sich als Junge aus, um an einem Schauspielprojekt teilzunehmen. Niemand ahnt, das...