6.30. Der Wecker klingelte. Sofort saß sie senkrecht im Bett. 'Schule' war das erste was ihr einfiel. Eine neue Schule um genau zu sein. Villeicht war es ja auch gut so. Seufzend suchte sie sich eine lange schwarze Jeans und, trotz des warmen Wetters, einen grauen Sweater heraus. Dann schnappte sie sich ihre Sonnenbrille, frisierte sich die Haare und machte sich einen Kaffee. Um 7:15 ging sie außer Haus. Wenig später war sie in der Schule angekommen. Wiederwillig machte sie sich auf den Weg ins Sekretariat. Die Sekretärin, welche sich aus Fr. Gugler vorstellte, gab ihr ihren Stundenplan, und schickte sie in die richtige Klasse. Wenig später stand sie vor Raum 132. Vorsichtig öffnete sie die Tür, und ließ den Blick über ihre neuen Mitschüler schweifen. Von überall starrten sie neugierige Augen an. Ihr Blick blieb an einem Jungen hängen der desinterressiert in einen Block kritzelte. Er hob nicht mal den Blick, als sie sich kurzentschlossen neben ihn fallen ließ. Er trug ebenfalls einen langen Sweater. "Hi" "Hi" brummte er wiederwillig. "Wie heißt du?" "Jonah. Du?" "Sam. Eigentlich Samara aber das klingt scheiße" "Hmm". Er wandt sich ab. Na das war mal ein Miesepeter. Aber genau das machte ihn symphatisch. Als der Lehrer sie bat sich der Klasse vorzustellen, erzählte sie dass sie aus persönlichen Gründen erst jetzt ins Schuljahr einstieg. Die ersten zwei Stunden verliefen ohne besondere Vorkommnisse. In der Pause beschloss Sam sich einen ruhigen Platz zu suchen. Irgendwie mochte sie keine überfüllten Pausenhöfe. Etwas abseits entdeckte sie einen Busch vor einer etwa meterhohen Mauer. Sie beschloss sich auf den uneinsehbaren Teil der Mauer zu setzten. Vorsichtig schob sie die Blätter zur Seite, und blickte in zwei erschrockene dunkle Augen.
Als nächstes fiel ihr Blick auf den Cutter. Dann auf das Tropfende Blut. "Verschwinde" zischte er. Schweigend nahm sie ihm den Cutter aus der Hand und reichte ihm ein Taschentuch. Er riss es ihr fast aus der Hand, wischte das Blut ab und starrte dann ins Nichts. Sie schwang sich neben ihn auf die Mauer. "Warum?" fragte sie. Er knurrte nur. "Jonah, warum?" "Was warum?" "Du weißt was ich meine." sieh sah in abwartend an. Er schwieg. Seufzend schob sie ihren Ärmel hoch und deutete auf die frischen Schnitte. "Also?" Er sah sie verwundert an. "Na dachtest du ich trage den Sweater zum Spaß?" meinte sie sarkastisch. "Könnte ja sein." "Wow du kannst ja in ganzen Sätzen sprechen!" Jonah warf ihr einen feurigen Blick zu, den sie ungerührt erwiederte. Sie lieferten sich einige Zeit ein Blickduell, bis er seufzend aufgab. "Gut. Ich weiß es nicht. Hab halt grad das Verlangen danach gespürt. Weißte eh. Und du?" "Oh, dass ist eine lange Geschichte. Ich meine jetzt nicht lange im Sinne von 'ich wills dir nicht sagen' sondern eine richtig lange." Er schenkte ihr einen amüsierten Blick. "Die Kurzfassung?" "Falsche Freunde." Er nickte. "Dass sagt schon viel." Dann schob Jonah seinem Ärmel nach unten und zog sie von der Mauer. "Die Stunde fängt gleich an." informierte er sie. Sam nickte und folgte ihm ins Schulgebäude. In der nächsten Stunde hatten sie Geschichte. Die Lehrerin in diesem Fach war ein echter Drachen das musste Samara schon in den ersten Minuten feststellen. Sie fragte Samara wann die 2. Republik in Österreich ausgerufen wurde. Das hatte sie schon in der Volksschule. Sam wollte gerade zu einer Antwort ansetzten, aber sie zetterte sofort los "Fräulein König, würden sie die Ehre erweisen, ihre Sonnenbrille abzunehemen, während sie mit mir sprechen? Davon abgesehen dass wir hier in einem Gebäude sind, wo man keinen Sonnenschutz benötigt?!" Seelenruhig schob Samara sich die Brille in die Haare. "Die 2. Republik wurde am 27. April 1945 von Dr. Karl Renner ausgerufen" antwortete sie und befördertete die Sonnenbrille mit einem kleinen Schubs zurück auf die Nase. Dann lehnte sie sich entspannt zurück. Ein Lachen ging durch die Klasse und der Drache wurde hochrot. Jonah grinste sie an und sie zuckte nur mit den Schultern. Sie hatte die Anweisungen der Professorin ja umgesetzt.
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Samara
Teen FictionFrüher war Sams Leben scheiße. Jetzt ist es unerträglich. Seit dem schrecklichen Autounfall bei dem Samara ihre Familie verlor ist nichts mehr so wie es war. Vor Trauer und Wut vergisst sie, dass sie selbst noch lebt. Doch dann kommt Jonah. Langsam...