Kapitel 10

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Seit Stunden sitze ich nun auf meinem Bett, ein Buch auf meinem Schoß. Mühevoll versuche ich meine Aufmerksamkeit auf die Geschichte zu richten, doch es klappt einfach nicht. Zu sehr muss ich an Alec und seine Drohung denken. Daran, dass er mein Leben zerstören will. Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll. Meine einzige Hoffnung gilt dem, Alecs Vorstellungen von meinem späteren Leben zu kennen. Ansonsten drehe ich noch vollkommen durch. Wobei, eigentlich bin ich schon dabei.

Plötzlich, es ist für mich schon fast Zeit schlafen zu gehen, höre ich Geräusche, die aus dem gegenüberliegenden Zimmer zu kommen scheinen. Ich blicke auf und schaue durch den offen gelassenen Spalt meiner Tür und sehe tatsächlich, wie Alec von seinem Schreibtischstuhl aufsteht und aus seinem Zimmer geht. Er scheint zu bemerken, dass meine Tür ebenfalls ein Stück weit offen ist, denn er kommt zu meiner Tür und streckt den Kopf hindurch. "Vergiss nicht, dass du bald schlafen musst", erinnert er mich. Er kann es einfach nicht lassen, mir immer wieder deutlich zu machen wie viel besser er doch dran ist. Er muss nicht früher ins Bett gehen und er ist der Liebling meiner Eltern - nein meiner gesamten Familie.

"Als ob ich das vergessen würde mit dem System", murmle ich. Mittlerweile hat er mein Zimmer schon wieder verlassen und es sicher nicht gehört.

Leise schlage ich mein Buch zu und lege es an die Seite. Dann stehe ich von meinem Bett auf und schleiche lautlos zu meiner Zimmertür. Ein kurzer, prüfender Blick den Flur entlang verrät mir, dass Alec nicht zu sehen ist. Also verlasse ich mein Zimmer und durchquere den Flur zu Alecs Zimmer. Sobald ich vor seiner Tür stehe, piept mein Computer. Ich überlege ihn zu ignorieren, ziehe ihn dann aber doch hervor und lese das Geschriebene:

Kehre sofort in dein Zimmer zurück!

Ich beiße mir kurz auf die Unterlippe und denke angestrengt nach. Soll ich mich wirklich gegen das System stellen? Ich stecke den Computer wieder weg und betrete Alecs Zimmer.


Im Gegensatz zu meinem Zimmer ist Alecs recht groß. Sein Bett steht mitsamt einem kleinen Nachtschränkchen in einer Ecke. Gegenüber stehen noch ein - für ein Junge ziemlich großer - Kleiderschrank und ein Regal mit haufenweise Bücher. Daneben befindet sich noch eine Kommode, die allerdings immer verschlossen ist. Vor einem großen Fenster befindet sich Alecs riesiger Schreibtisch mitsamt Schreibtischstuhl und natürlich seinem Computer, der - zu meinem Glück - noch an ist.

Also gehe ich lautlos darauf zu. Erneut piept mein Computer, doch dieses Mal ignoriere ich ihn, während ich mir die ersten Sätze meiner zukünftigen Biografie durchlese.

Frag das SystemWo Geschichten leben. Entdecke jetzt