Vollkommen geschockt sehe ich ihn an. Was hat er da gesagt? Ich habe jemanden umgebracht? Das ist unmöglich! Würde ich so etwas wirklich tun? Aber das geht einfach nicht. Ich habe keine Ahnung. Hätte ich jemanden umgebracht müsste ich mich doch an etwas erinnern, oder? An irgendwas? Das kann einfach nicht sein.
"Wen habe ich umgebracht?", frage ich vorsichtig. Er guckt mich mit einem verletzten Blick an, der mir mein Herz zerreißt. "Du verdienst Schmerz, denn du hast mir einen viel schlimmeren Schmerz zugefügt." Er hält inne und holt einmal tief Luft. "Ich wusste das der Moment kommen, wo ich es dir erzähle und ich hoffe du leidest unter der Tatsache, dass du unsere Mutter umgebracht hast."
Ich bin am Boden zerstört. Bitte, lass es ein schlimmer Albtraum sein, indem ich jetzt erwache. Wann habe ich denn meine Mutter umgebracht? Ich habe sie doch heute noch gesehen! Alec hasst mich schon mein ganzes Leben lang. Es kann nicht sein, ich habe meine Mutter nicht umgebracht.
"Wann habe ich sie getötet?", hake ich nach. Tränen laufen mir die Wange her runter. Ich konnte sie nicht mehr aufhalten. Alec schaut weg. "Du hast sie bei deiner Geburt umgebracht. Du warst nicht geplant und deswegen musste meine Mutter sich die Pulsadern aufschneiden. Wegen dir, du bist an Allem Schuld."
Langsam schüttele ich den Kopf. Was redet er da? Das geht doch gar nicht. Meine Mutter ist am leben. Ich habe sie gesehen heute und gestern und all die Jahre davor. Alec muss lügen. Das hier kann nicht die Wahrheit sein. Das hier muss eine einzige, große Lüge sein. Anders kann es gar nicht sein! Es geht nicht anders!
"Das ist unmöglich", bringe ich mühsam hervor und wische mir mit meinem Handrücken über meine feuchte Wange. Alec sieht mich nun wieder kalt an. "Wie kommst du darauf?" wollte er wissen und in seiner Stimme schwang so viel Kälte mit, dass mir ein Schauer über den Rücken lief. "Ich habe unsere Mutter heute Morgen erst gesehen", erkläre ich leise. "Und du doch auch." Er lacht freudlos auf. Es wirkt so absurd, dass ich unwillkürlich einen Schritt zurückweiche.
"Du hast das wirklich geschluckt", stellt er ohne große Verwunderung fest und in diesem Moment bin ich unendlich erleichtert. Es war doch nur ein mieser Scherz!
"Sie sieht uns doch gar nicht ähnlich", fährt er fort. "Unsere Mutter." Überrascht sehe ich auf. Was meint er damit schon wieder? "Was...?" beginne ich, werde aber sofort wieder von ihm unterbrochen: "Sie ist nicht unsere Mutter. Sie ist unsere Stiefmutter."

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Frag das System
Ficção CientíficaDas System sagt einem alles was man tun, denken und fühlen soll. Alles wird für zwanzig Jahre vorherbestimmt und alles läuft so ab, wie es geplant wurde. Niemand hat es bisher geschafft sich gegen das System zu stellen und es zu überleben. Doch ein...