Kapitel 20

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Mein Computer piept. Ich stehe auf und greife zu ihm um mir die Nachricht durchzulesen:

Guten Morgen und herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.

Ich sehe auf meine Uhr, um mich zu vergewissern, dass es wirklich schon der Tag meines 20. Geburtstages ist. Zu meinem Bedauern irrt mein Computer sich nicht. Ich bin jetzt 20 Jahre alt und es wird nicht mehr lange dauern, bis ich zum Frühstück nach unten gehen muss und meinen Eltern und - was viel schlimmer ist - meinem Bruder in die Augen sehen muss. Wie lange wird es dauern bis mein Leben vollständig Kopf steht?

Ich atme tief durch und stehe nachdenklich vor dem Kleiderschrank, während ich mir überlege, was ich zu meinem Schulabschluss heute anziehen soll.

"Ich hab dir etwas für den Abschluss gekauft", ertönt eine Stimme von meiner Zimmertür. "Ich würde dir raten es anzuziehen." Alec. Langsam drehe ich mich um und sehe tatsächlich in seine im Schatten liegenden Augen. Er muss sich irgendwie in mein Zimmer geschlichen haben, ohne dass ich es bemerkt habe. In der Hand hält er eine weite, blaue Schlabberhose mit pinken Herzchen auf den Taschen, ein schwarz-weiß kariertes T-Shirt, einen schwarzen Blazer und eine graue Krawatte. Achtlos schmeißt er die Sachen auf mein Bett und verlässt ohne ein weiteres Wort zu verlieren wieder mein Zimmer. Einen Moment lang sehe ich die Sachen nur stumm an, ehe ich mich dazu durchringe die Sachen anzuziehen. Ich weiß noch, was letztes Mal passiert ist, als ich mich gegen das System gestellt habe.


Zwei Stunden später sitze ich mit meinen Eltern und Alec gemeinsam in unserem Familienauto. Alec und ich sitzen auf der Rückbank. Niemand spricht ein Wort. Mein Vater lenkt den Wagen auf den Schulhof und sobald ich die Wagentür hinter mir geschlossen habe, erstarre ich augenblicklich. Es ist nicht die Schule, die diese Reaktion in mir hervorruft, sondern eher das, was sich auf der Schule befindet. Oder viel mehr wer.



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