Kapitel 23

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Mir kommt es vor als hätte ich nur zehn Minuten geschlafen. Die ganze Nacht über hatte ich das Bild von Rose im Kopf, wie sie springt. Und sobald ich die Augen schloss, sah ich sie nicht nur springen, sondern auch tot am Boden liegen. Von Blut umgeben. Die Arme und Beine in einem seltsamen Winkel von sich gestreckt. Und spätestens da riss ich die Augen wieder auf und sah mich schweißgebadet in meinem Zimmer um, um mich zu versichern, dass es nur ein Traum war. Aber es war kein Traum. Es ist Wirklichkeit.

"Evelyn, beeil dich!" ertönt Alecs Stimme von nebenan. "Du willst doch nicht an deinem ersten Arbeitstag zu spät kommen!" Ich verdrehe die Augen. Welche Arbeit? Ich weiß doch nicht einmal, was ich genau tun soll. Wo muss ich überhaupt hin?

Langsam gehe ich die Treppen runter. Meine Eltern sitzen schon am Frühstückstisch. Sie sehen nicht einmal auf, als ich nach unten komme. Alec lehnt gelassen am Türrahmen. In einer Hand hält er seine Autoschlüssel und klimpert vor meinen Augen damit herum. "Wir müssen." Wir? Wieso wir? Arbeitet er etwa auch dort? Ich dachte er ist Planer?

Alec grinst mal wieder sein dämliches, hinterhältiges Grinsen. Na toll.

Trotz alledem folge ich ihm ohne Widerworte. Es würde ja doch nichts ändern.

Also steige ich in das Auto ein und beobachte, wie Alec die Musik lauter dreht. Ich schenke der Musik keine wirklich Aufmerksamkeit, denn ich hatte noch nie eine wirkliche Bindung mit ihr. "Wo fahren wir hin?", frage ich mit einem vorsichtigen Unterton. "Das wird eine Überraschung, du liebst sie ja so sehr!" erwiderte er mit einem breiten Grinsen und wendet sich wieder von mir ab.


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