Frag das System

Kapitel 5

Ich schlage die Autotür hinter mir zu und blicke auf die Stevenston High School, welche sich vor mir erstreckt. Das graue Gebäude passt perfekt zu meiner aufgewühlten Stimmung. Was hat es für mich zu bedeuten, wenn Alec mein Leben planen wird? Bestimmt nichts Gutes. Alec war schon immer gemein zu mir. Seit ich denken kann. Was hat er nur gegen mich? Ich habe ihm doch gar nichts getan. Vielleicht ist er einfach bösartig, aber das kann ich mir nicht vorstellen. Ich bezweifle, das Menschen wirklich von Natur aus böse sein können. Als ob ein kleines Kind etwas Böses in sich tragen würde. Das klingt in meinen Ohren einfach absurd.

„Evelyn!" ertönt eine Stimme und lässt mich aufschrecken. Ein blondes Mädchen mit braunen Augen kommt auf mich zugelaufen. „Rose", erwidere ich und umarme meine beste Freundin, die mir - wie alles andere in meinem Leben - zugeteilt wurde. „Wie geht es dir?" hakt Rose nach. „Ich habe gehört, dein Bruder ist jetzt Planer?" Ich nicke leicht. „Können wir bitte über etwas Anderes reden?" erneut piept mein Computer. Zum dritten Mal an diesem Tag ziehe ich ihn hervor und sehe mir das Geschriebene an.

Du musst deinen Bruder anhimmeln.

Schnell stecke ich den Computer wieder weg, und lächle Rose an. Im Schauspielern bin ich mittlerweile gar nicht mehr so schlecht. Ich habe eben viel Übung, immerhin ist mein ganzes Leben fast ein Schauspiel. „Ich meine, ich finde Alec total toll. Er ist so erwachsen und reif, und ich mag ihn total gerne, aber... Na ja, ich darf eigentlich nicht über die Arbeiten als Planer reden." Rose zuckt mit den Achseln. „Ich verstehe." Sie hakt sich bei mir unter und zieht mich zur Schule. „Du hast nicht zufällig die Hausaufgaben in Mathe?" fragt Rose leise. Sie hat nie ihre Hausaufgaben. Das hat sie dem System zu verdanken. Meiner Einschätzung nach soll ihr Leben nicht sonderlich prächtig werden. Ich zwinge mich zu einem Lächeln. „Natürlich. Du kennst mich doch."

„Großartig!"