Kapitel 12

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Miss Williams schiebt mich schon fast aus der Tür und schenkt mir noch ein liebevolles Lächeln
"Bis demnächst Kathrin!"
Und schon knallt sie die Tür zu.
Jetzt läuft ihre Lieblings Sendung und die darf sie anscheinend nicht verpassen.

Wir hatten ein wenig miteinander gesprochen und dann hatte sie mich gefragt ob ich ihr Übermorgen, also am Sonntag, im Garten helfen könnte. Und das werde ich machen.

Ich laufe den ganzen Weg wieder zurück zum Haus und komme erschöpft, mit Seitenstechen an. Ich hätte nicht laufen sollen oder beziehungsweise so viel gegessen haben. Aber der Kuchen war erste Klasse! Mit einer Hand stütze ich mich an der Taille ab und mit der anderen öffne und schließe ich die Türen.
"Bin wieder da!" Ich schlüpfe aus den Laufschuhen und schleppe mich nach oben ins Bad. Da streife ich die durchgeschwitzten Sportsachen ab und ziehe mich schon fast selbst in die Dusche. Meine Kondition ist zum kotzen. Ich muss wieder anfangen zu trainieren oder ich ende wie Garfield. Ich verziehe mein Mund zu einem schiefen Grinsen und lasse mich auf den Gedanken ein, so schön flauschig zu sein. Aber auch fett. Nein danke.

Bevor ich den Wasserhahn ausdrehe, gucke ich auf was es eingestellt ist. Kalt. Haha, nicht mit mir. Mit einem triumphierenden Lächeln drehe ich das Wasser auf warm und schalte es dann an.

"AHHHHHH! Das ist scheiße kalt!" Ich schalte es sofort wieder aus und höre die Stimme meines Vaters von unten. "Der Heizkessel ist kaputt und wir haben bis morgen kein warmes Wasser!" Er scheint mein hysterisches Geschreie gehört zu haben, da er sich gerade schlapp lacht. "Danke für die rechtzeitige Information!" Nein, überhaupt nicht! Und gerade jetzt wo ich dachte ich hätte die Dusche austrixen können. Wo ich dachte mir gehört der Triumph. Aber nein, nein das Schicksal meint es nicht gut mit mir.
Ich schalte den Wasserstrahl wieder ein und unterdrücke ein Aufschrei. Ich kann jetzt schlecht nicht nicht duschen.

Fröstelnt, mit leicht lila Lippen steige ich aus der Dusche und wickel mich sofort in ein großes Handtuch. Das mache ich nie wieder! Mir ist so kalt. Ich hüpfe zu meinem Kleiderschrank und hole mir Unterwäsche, einen warmen Pulli und eine Jogginghose heraus. Alles ziehe ich schnell an und verkrümel mich ins Bett. Sofort erfasst mich eine wohlige Wärme und ich möchte am liebsten einschlafen.

Wie spät ist es eigentlich? Ich sehe auf meine Uhr, die über der Tür hängt um mich gleich danach noch mehr in der Decke ein zu kuscheln. Halb Acht. Um diese Uhrzeit kann ich doch nicht schlafen gehen. Dann wache ich morgen viel zu früh auf.

Schweren Herzens steige ich aus dem Bett und gehe runter in die Küche wo ein kicherner Vater sitzt. Mein Vater. Ich murmel nur ein 'lach nur' und schnappe mir grinsend das Brötchen vor ihm weg. Mit schnellen Bissen habe ich alles aufgegessen und sehe in das empörte Gesicht von meinem Dad. "Das war das letzte", er zeigt wie ein kleines Kind auf meinem Mund und macht große Augen. Ich jedoch zucke nur mit den Schultern. Selber Schuld. Man sollte sich nicht mit mir anlegen und besonders nicht wenn es um eine warme lange Dusche geht.

Ich gehe zum Kühlschrank und öffne ihn rasch. Was kann ich denn noch alles essen?
Mit drei Joghurts bepackt gehe ich wieder zum Küchentisch. Mein Dad sitzt da, mit verschränkten Armen und schmollt. "Dad du benimmst dich echt kindisch", lache ich und stelle einen von drei Joghurt vor ihm. "Ich möchte aber kein Joghurt" ich ziehe eine Augenbraue hoch und stelle ihm noch einen zweiten hin. Grinsend schnappt er sie sich und verschwindet im Wohnzimmer. Ich schüttel den Kopf und folge ihm.

Wir ziehen uns irgendeine Dokumentation rein und löffeln dabei unsere Joghurts. Oder eher gesagt, ich löffel einen Joghurt während mein Dad noch viele mehr isst. Er hat mir keinen weiteren abgegeben. Keinen einzigen und er genießt es mich zu provozieren. "Könntest du bitte aufhören in Zeitlupe zu essen!", ich fuchtel wild mit meinen Armen herum und kicke dabei ausversehen die Fernbedienung vom Sofa.

"Nein.", meint mein Dad schlicht und öffnet den nächsten Joghurt "Und heb' die Fernbedienung wieder auf." Murrend werfe ich die Fernbedienung wieder aufs Sofa und schmolle. Ich setze mich in den Schneidersitz und verschränke die Arme miteinander. 'Und ich soll mich kindisch benehmen?' höre ich meinen Vater mit vollem Mund murmeln. Wenn man dieses Geschlürfe und provozierende Geschmatze als Murmeln beschreiben kann, versteht sich.

"Liebst du deine Leib eigene Tochter nicht so sehr, dass du ihr einen Joghurt abgeben könnest? EINEN? Ich muss überleben und das ist meine einzige Chance. Ein Joghurt." Ich mache eine theatralische Bewegung und umarme meinen Dad von der Seite "Ich bin doch noch so jung!"

Mein Vater lacht laut und verschluckt sich danach am Joghurt. Gegönnt. Ich grinse fies und unterdrücke ein amüsiertes Kichern. Er verstummt wieder und öffnet den letzen Joghurt. "Geh arbeiten. Dann kannst du dir selber ganz viel Joghurt kaufen" seine Arme machen eine große Bewegung bei 'ganz viel' und dann schaltet er die Lautstärke höher.

Empört blicke ich ihn an "Ich gehe arbeiten! Jedenfalls ab und zu...wenn die Aushilfe brauchen", zum Ende nuschel ich eher die Wörter und wende meinen Blick ab.

Ich werde mir viel Joghurt kaufen, sogar ganz viel Joghurt. Wirst schon sehen. Murrend stehe ich auf und laufe die Treppe hoch. Bei der letzten Stufe rutsche ich aus und knalle gegen meine Tür. Das kommt davon, wenn man nicht vom Essen gestärkt ist! Und..ich nicht hin geguckt habe, wo ich meine Füße genau plaziere. Ich reibe mir den Kopf und sehe nach hinten. Der Übeltäter war ein Handtuch. Ein nasses Handtuch..mein Handtuch.

Seufzend lege ich das Handtuch und den Wäschekorb und ignoriere, dass es frische Wäsche ist. Dann muss ich mir wohl irgendwann einen Vortrag von meiner Mum anhören. Apropo Mum. Wo ist sie eigentlich? Vorhin habe ich sie noch gesehen.

Schulter zuckend gehe ich ins Bad und mache mich Bett fertig.
Den Pullover behalte ich einfach an und die Jogginghose werfe ich nebens Bett. Im Bett eingekuschelt, schließe ich die Augen und ignoriere die Zeit in der ich mich jetzt schlafen lege. Vielleicht ist es ja schon spät genug, damit ich morgen nicht so früh aufwachen werde.

Je länger ich schlafe, desto schneller treffe ich mich mit Aaron.

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