Let's play the game

Kapitel 34

Er beugte sich noch weiter zu mir hinunter. Seine Lippen sind ganz nah und unsere Körper berührten sich leicht. Seine Wärme war spürbar und er biss sich auf die Unterlippe. Autsch, sah dass heiß aus. Der Kerl wusste was er tat. "Immer noch kein Kuss?", raunte er. Ich schluckte schwer und meine Augen huschten immer wieder von seinen unnatürlich blauen Augen zu seinen weich rosanen Lippen.

Die Wörter blieben mir im Hals stecken, deswegen schüttelte ich nur ganz sachte den Kopf. Er grinste spitzbübisch und ich kniff augenblicklich meine Augen zu. Ich erwartete jetzt einen Kuss, einen leichten, da er sowieso nicht auf meine Antwort eingehen würde. Doch da kam nichts. Kein Kuss. Auch seine Wärme verschwand. Langsam öffnete ich ein Augen nach dem anderen und setzte mich auf. Aaron stand armeverschränkend am Türrahmen, schmunzelte wissend und wie aus dem Nichts klingelte es dann an der Haustür. Als wenn er wüsste, dass jemand gleich klingeln würde. Ich sprintete an ihm vorbei und öffnete schnurstracks die Haustür. Und da stand, unerwartet, der Postbote. "Bitte hier unterschreiben" Immer noch sichtlich verwirrt unterschrieb ich und sofort wurde mir ein Paket in die Hand gedrückt. "Schönen Tag noch" Ich nickte. Das Paket war für meine Mum, bestimmt wieder etwas für ihre Blumenpfelge im Laden. Ich stellte es auf der Treppe ab und drehte mich um. Doch kein Aaron mehr am Türrahmen. Wo ist er nur hin?

Von oben hörte man einen dumpfen Knall und schon wusste ich, dass sich jemand den Kopf an meiner Dachschräge gestoßen hatte. Konnte ja nur Aaron sein. Blitzschnell war ich auch schon oben. Aaron lag auf meinem Bett und blickte sich im Zimmer um. "Ganz schön klein" "Es ist perfekt", meinte ich und schob schnell mit meinem Fuß ein BH unters Bett. Aaron grinste mich an und ich verdrehte nur meine Augen. Hoffentlich hat er den BH-Kick nicht mitbekommen. "Hab ich gesehen" Mist. Stumm setzte ich mich ans Fußende des Bettes und legte mich dann auch hin, so dass meine Füße noch am Boden ankamen. "So ähnlich hab' ich mir dein Zimmer vorgestellt", sagte Aaron und lächelte mich an. "Ach ja?", grinsend drehte ich meinen Kopf zu ihm. "Ja, es ist halt genauso klein" Ich schnaubte und sah wieder an die Decke. "Nein", lachte Aaron leise und verschränkte seine Arme hinterm Kopf. "Es sieht fröhlich aus und hell, so wie du" Ich schmunzelte. "Sunshine halt" Ich hatte das Verlangen ihn zu umarmen, aber ich ließ es. Er will mich doch nur weich kriegen. Dass hat er schon längst.

Als ich gerade wenigstens ein 'Danke' murmeln wollte, wurde unten die Haustür geöffnet. "Kathrin Schätzchen? Bist du schon da? Und wem gehört das Auto in unserer Einfahrt?" Ich hielt den Atem an. Meine Mum war schon da. Ich wusste nicht wieso, aber leichte Panik breitete sich in meiner Magengegend aus. "Ja! Bin schon hier!" Ich schlurfte zur Treppe und warf einen flüchtigen Blick zu Aaron, welcher sich langsam aufrichtete und sich durch die Haare fuhr. Bevor ich ihn weiterhin anstarren würde, gab ich ihm ein Wink mir zu folgen. Meine Mum stand noch mit Jacke in der Küche und legte ihre Handtasche auf den Esstisch ab. "Ach, du hast das Paket angenommen. Danke" Sie drehte sich zu mir und ich gab ihr eine schnelle Umarmung. "Guten Tag, Miss Donell", ganz förmlich reichte Aaron ihr die Hand, doch meine Mum zog ihn in eine Umarmung. Ich stand hinter ihnen und klatschte mir meine Hand gegen die Stirn. Unbeholfen tätschelte Aaron den Rücken meiner Mum und ließ sie dann los. Ich grinste leicht und schüttelte meinen Kopf. "Nenn' mich doch bitte Elisa", beharrte meine Mum mit leuchtenden Augen.

"Ähm okay, Elisa. Ich bin Aaron, Kathrins.." "Sandkastenfreund", unterbrach ich ihn und hustete ziemlich auffällig. Aaron blickte mich verwirrt an und ich deutete ihm an mitzuspielen. "Der Spielfreund, genau", sagte er und grinste herausfordernd. Schon wieder ein Schlag an die Stirn. "Ich wusste es!", quiekte meine Mum und ich sah sie verstört an. "Wie lange kennt ihr euch denn schon? Seit dem Kindergarten? Ich kann mich gar nicht an dich erinnern", wand sie sich an Aaron. Ich nickte einfach, doch Aaron schüttelte den Kopf. Er machte alles kaputt! Langsam wurde ich sauer. "Wir kennen uns seit Anfang Highschool, jedenfalls hat man sich ab und zu gesehen" Meine Mum wirkte immer verwirrter, jedoch versuchte ich alles zu retten. "Jugendsprache, Mum. Heut zu Tage heißt 'Sandkastenfreund' oder halt auch 'Spielfreund', dass man sich Anfang Highschool begegnet ist und sich dann kennengelernt hat" Meine Mum sah uns nachdenklich an. Ich räusperte mich. "Und 'alter Sandkastenfreund' bedeutet, dass man sich seit dem Kindergarten kennt" Ich versuchte so überzeugend wie möglich zu klingen und sendete Aaron böse Blicke, damit er jetzt bloß den Mund hielt. Er grinste nur amüsiert.

"Wie auch immer", sie zuckte mit den Schultern und zog sich ihre Jacke aus. "Schön dich kennenzulernen, Aaron" "Ganz meinerseits", entgegnete er und grinste charmant. Schleimer. "Achtung Schleimspur", hustete ich und erntete einen warnenden Blick von meiner Mum. "Da war eine Schnecke!", behauptete ich und hob abwehrend meine Hände. Aaron biss sich anscheinend auf die Zunge um ein Lachen zu unterdrücken und ich, ich nickte glaubwürdig. "Dann hab ich wohl gestern vergessen die Terassentür zu zumachen", nuschelte meine Mum und bahnte sich einen Weg zum Garten. Unglaubwürdig starrte Aaron mich an und ich grinste stolz. "Überzeugungskraft mein Lieber", ich klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. Er zog einen Schmollmund und arghh ich wollte ihn gerade knuddeln. Dass sah sowas von niedlich aus. Stattdessen knuffte ich ihm in die Wange und stellte mich dabei ein wenig auf die Zehnspitzen.

Aaron grinste amüsiert und es sah so aus, als wollte er mir über die Wange streichen. Doch er verwuschelte nur meine Haare. Warum fühlte ich so eine Art Enttäuschung? Ich richtete mir meine Haare und drehte mich dahin, wo meine Mum verschwunden ist. "Muuuum?! Ich bin heute Abend noch weg, komme aber wieder!" Sie kam mit Gartenhandschuhen herein und beobachtete mich sorgfältig. "Morgen ist doch noch Schule, Kath" Ich nickte und fuhr mir durch die Haare. "Erst um 11 Uhr und es ist nur eine Abschieds Ansage für die Ferien" "Okay", seufzte sie und verschwand wieder im Garten.

"So, geehrte Königin der Überzeugungskräfte, gehen wir jetzt Zeug für heute Abend einkaufen?", er verbeugte sich und öffnete startbereit die Haustür. "Worauf du wetten kannst, König der Vollidioten", lachend rannte ich nach draußen und sah Aaron amüsiert schmunzeln.

Ich hatte Lust zu tanzen..