Felix bleibt noch bei mir.
So lange bis die Besuchszeit vorbei ist.
Er bleibt bei mir...... Ich versuche noch zu schlafen, aber eine Schwester kommt in mein Zimmer und reißt einfach so die Vorhänge auf. Die Sonnenstrahlen erhellen den Raum, das merke ich auch mit geschlossenen Augen. Verschlafen blinzle ich und blicke durch den Raum.
Eine junge Krankenschwester mit den kurzen blonden Haaren steht am Fußende meines Bettes und schaut sich meine Krankenakte an. Bestimmt ganz arg spannend."Sie erhalten in einer viertel Stunde ihr Frühstück und dann werden Sie für dir Laufübungen vorbereitet. Wollen Sie Kaffee oder Tee? Oder doch lieber Wasser?", fragt die Frau freundlich.
"Tee", krächze ich. Meine Stimme lässt noch zu wünschen übrig. Gestern Abend, als Felix noch da war, konnte ich zum einen nur flüstern und zum anderen hatte ich irgendwann gar keine Stimme mehr. Das war aber auch nicht weiter schlimm. Ich hörte lieber Felix zu.
Nach etwas mehr als einer viertel Stunde - ich habe mal wieder gezählt - kommt endlich mein Frühstück. Ich habe schon Hunger. Allerdings stellt sich mein Essen eher als eine Breiähnliche Mahlzeit dar, die mir von der blonden Frau eingelöffelt wird. So fühlen sich also Kleinkinder, oder?
Mein Tee ist schon kalt als ich ihn dann endlich mit einem Strohhalm trinken kann und schmeckt nach nichts. Naja, der Teesatz kommt mit dem letzten Schluck in meinen Hals und ich muss anfangen zu Husten. Klasse!Die blonde Schwester, welche sich mir als Lena - wir haben beschlossen uns zu duzen - vorgestellt hat, tätschelt mir leicht auf den Rücken und holt mir dann ein Glas Wasser, welches ich dankbar ausschlürfe. Dankend lächle ich Lena an.
"So Mia, wenn du nichts dagegen hast, würde ich dich jetzt für deine Übungen umziehen.", erklärt mir Lena den folgenden Ablauf. Und so wie fast jede Krankenschwester und auch Krankenpfleger redet sie überdeutlich, laut und als wäre ich ein kleines Kind.
So als würde sie es jeden Tag machen, hilft mir Lena auf den Rollstuhl, den sie heute Morgen, als sie meine Vorhänge geöffnet hat, mit in den Raum gebracht hat. Das Teil ist äußerst unbequem, aber ich will mich jetzt nicht beschweren.
Lena fährt mich in das Bad und beginnt dann mich aus dem Krankenhauskleid zu schälen. Jetzt sitze ich so wie mich der liebe Gott geschaffen hat vor der Blondine und schäme mich in Grund und Boden. Zum Glück kleidet mich Lena wieder an. Meine Eltern haben eine Tasche mit Kleidung mitgebracht als sie gestern da waren. Jetzt fühle ich mich gleich wieder viel wohler. Was so ein bisschen Stoff nicht alles ausmachen kann.Nachdem Lena mir noch die Haare gekämmt, in einen Zopf gebunden und mir die Zähne geputzt hat machen wir uns jetzt auf den Weg zu den Gymnastikräumen. Lena läuft. Ich sitze. Und ich denke mir, warum ich mir nicht selber dir Haare machen und meine Zähne putzen durfte. Schließlich kann ich meine Hände bewegen. Langsam und träge, aber es geht. Vielleicht will Lena ja, dass ich mich als ein totaler Pflegefall fühle.
Ich bin so in meinen Gedanken vertieft, dass ich gar nicht merke, wo wir entlang fahren. Letztenendes sind wir schon da angekommen wo wir hinwollten und Lena ist gerade dabei umständlich die große schwere Holztüre zu dem Gymnastikraum zu öffnen. Ich würde ja gern helfen, aber es geht schlecht mit Rollstuhl."Ach Schwester Mayer, lassen Sie sich doch helfen... Wieso sind Sie denn allein unterwegs, müssten Sie für die Gymnastikräume nicht eigentlich immer begtleitet werden?", kommt ein Arzt in mittlerem Alter zu uns und schnauzt Lena an. Als wäre er etwas besseres. Er redet mit Lena als wäre sie Ungeziefer und mich beachtet er gleich gar nicht, dieser Depp.
"Oh, ähm Doktor Burckhart... Ich... Ähm, ja ich müsste in Begleitung hier sein, doch Schwester Lark musste kurzfristig in der Kinderstation aushelfen.", murmelt Lena und schaut dabei beschämt auf den Boden. Man merkt ihr an, dass sie diesen Arzt nicht mag und es ihr äußerst unangenehm ist, dass sie verbotener Weise allein mit mir hier ist.
Doktor Burckhart hilft Lena mit arrogantem Gesichtsausdruck mich in den Raum zu schieben, zischt ihr beim gehen noch ein 'Das nächste Mal dulde ich das nicht mehr' zu und sieht mich missbilligend an. Warum wird so ein eingebildetes Schwein eigentlich Arzt? Wegen dem Geld? Bestimmt."Entschuldigung Mia, das war verantwortungslos von mir. Ich hätte um einen Ersatz sorgen müssen.", mit großen Augen blickt mich Lena an.
"Ist nicht schlimm", flüstere ich und lächle sie aufmunternd an. Augenblicklich lächelt die Frau vor mir wieder.
"Okay, dann fangen wir mit deinen Übungen an. Zu beginn machen wir das im liegen, aber dann gehen wir an die Übungsstangen.", erklärt mir Lena was sie mit mir vor hat.
Die Übungen auf dem Boden bestehen darin, dass Lena meine Beine immer wieder anwinkelt und wieder ausstreckt. Teilweise muss ich selber mit machen, aber das stellt sich als komplizierter heraus als ich gedacht hätte. Ich spüre meine Beine nicht.
Nach eineinhalb Stunden der Bodenübungen hilft mir Lena an die Laufstangen. Man kann sich das so vorstellen wie zwei Ballettstangen, die so weit auseinander sind, dass man dazwischen laufen und sich an den Stangen festhalten kann.
Jetzt stehe ich hier zwischen den Stangen und habe keinen blassen Schimmer wie ich laufen soll. Mein Hirn schreit meinen Beinen zu, sie sollen sich bewegen, aber meine Beine denken sich wahrscheinlich Nö ist uns egal, wir laufen nicht!"Lena, meine Beine wollen nicht!", murmle ich verzweifelt aus. Sie war bis jetzt neben den Stangen gestanden und wollte mich machen lassen. Ha Ha. Genau. Bemitleidend schaut sie mich mit ihren blauen kugel Augen an und bückt sich dann um meine Beine zu bewegen. Ganz langsam und mit Pausen dazwischen. Das ist ja alles gut und recht, wenn sie mir hilft, aber ich spüre die Bewegung in meinen Beinen nicht. Das fühlt sich so schrecklich an seine Beine nicht spüren und bewegen zu können. Aus lauter Verzweiflung fange ich an zu weinen. Und nein! Nicht dieses laute rum heulen. Nein. Mir flossen einfach nur die Tränen an meinen Backen runter, mein Oberkörper beginnt zu zittern und ein kleines aber schmerzhaftes Zucken fährt durch mein Herz. Aus welchem Grund auch immer.
Lena scheint das bemerkt zu haben, denn sie richtet sich wieder auf und stützt mich bis zu meinem Rollstuhl in dem ich dann mittlerweile schluchzend zusammenfalle.--
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Our Way
Fiksi PenggemarEr kam mir immer näher. Normalerweise würde ich ausweichen, aber wieso sollte ich denn? Ich vertraute ihm. Mehr als irgenjemand anderem. Eine große, weiche Hand nahm meine kleine Hand. Sofort strömte eine wundervolle Wärme in meinen Körper. Seine Au...