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Hunde sind so tolle Wesen. Egal, wie du aussiehst, wie schlecht du drauf bist oder wie scheiße deine Vergangenheit war, sie lieben dich. Du weißt nicht mal wie sie dich sehen, aber du weißt, dass du jemanden gefunden hast, der dich niemals verlassen wird. Ich wünschte, dass es solche Menschen geben würde. "Calum, Abendessen ist fertig!", rief meine Schwester Mali von unten. Hastig sprintete ich die viele Treppen hinunter und rannte dabei in meine ältere Schwester. "Hey, pass auf. Es ist genug Essen für alle da.", grinste Mali und stellte zwei große Teller Taccos auf den Tisch. Das Wasser lief mir im Mund zusammen und mein Magen knurrte leise, als ich bemerkte, dass für drei Leute gedeckt war. "Wir haben Besuch?" Und schon klingelte es an der Tür. Mali öffnete die große, braune Tür und nahm ihren besten Freund Ashton in den Arm. "Ash!", rief ich glücklich und fiel dem großen Lockenkopf um die Arme, als wäre es mein großer Bruder, den ich seid Ewigkeiten nicht mehr gesehen habe. "Als eine kleine Überraschung.", lächelte Mali. "Ich dachte, du würdest dich besser fühlen, wenn du Leute um dich hast, die du liebst, nachdem.." Mali wurde immer langsamer und leiser, zögerte und brach schließlich ganz ab. "Tut mir leid." - "Schon gut.", winkte ich schwach lächelnd ab und setzte mich mit Ash und Mali vor meinem Lieblingsessen. 


"Und du willst mit mir in die Klinik kommen?", fragte Ashton zur Sicherheit nochmal nach. Ich nickte daraufhin selbstsicher und lächelte schwach. Sicherlich hatte ich manchmal Minderwertigkeitskomplexe und dergleichen, aber das hielt mich nie davon ab, das zu tun, was ich wollte. "Muss ja irgendwo mal ein Praktikum oder sogar eine Ausbildung machen." Meine große Schwester lächelte stolz, so wie es meine Mum immer getan hatte. Sie war genau wie sie. Diese Haare, ihre Augen, ihr Lächeln. Hoffentlich würde mich die Zeit in der Klinik ablenken von meiner Ex-Freundin und meiner ermordeten Familie. Wenn ich diesen Mörder finde ... 

Zum Glück verstand mich Ashton. Er war manchmal sogar wie ein Vater für mich. Der Lockenkopf sah etwas besorgt aus. "Keine Sorge, Ash. Ich schaff das." - "Es ist fast so ähnlich wie im Hospiz, Cal. Und manche Patienten haben einen ausgesprochenen schwarzen Humor, den man nicht zu ernst nehmen sollte.", warnte er besorgt. "Mr. Lancester zum Beispiel. Er macht immer Witze über seine Krankheit, manchmal schmunzel ich auch etwas, aber Krebs ist eigentlich nicht lustig.", fügte er schuldbewusst hinzu. "Ich kann das. Mali ist auch manchmal so.", grinste ich und erntete mir damit einen Schlag in die Seite, wobei ich fast vom Stuhl fiel. Schon immer wollte ich Menschen helfen, nachdem es mit meiner Fußballkarriere nicht mehr klappte, weil ich Probleme mit meinen Knien hatte und Mali nicht mehr ganz alleine lassen wollte. Sicher, sie war auch selbstständig, aber ich bin der Einzige, der aus der Familie noch übrig geblieben ist. "Ich hole dich morgen ab.", meinte der Oberhaupt der Klinik lächelnd und stopfte sich seinen dritten Tacco in den Mund. Nachdem Mali und mein ebenfalls bester Freund noch über zwei Stunden über ihre gemeinsame Schulzeit sprachen, verabschiedete sich der große Lockenkopf liebevoll von uns. Als er aus der Tür ging, fing ich schon an ihn zu vermissen. Ich brauchte mehr Menschen in meinen Leben. Ich mochte es, Menschen um mich herum zu haben, die mich auch liebten. "Geh ruhig, ich mach den Abwasch.", lächelte ich Mali an. Das ließ sie sich nicht zwei Mal sagen. Nachdem sie mir einen Kuss auf die Wange drückte, zog sie sich an und machte sich auf den Weg. Sie sagte mir nie wohin sie ging. Entweder ging sie zur Nachtschicht oder mit Freunden auf eine Party, was ich eher vermutete. Angeblich soll sie einen Freund haben, aber das glaubte ich nicht. Nachdenklich machte ich den Abwasch. Währenddessen lief Musik von My Chemical Romance, mein Lieblingslied, Theraphy. Der Gedanke, dass die Menschen in der Klinik unfreundlich zu mir sein könnten, ließ mir keine Ruhe. Ich war bestimmt müde, denn ich dachte wirklich, dass ich nicht alleine im Haus wäre. Mit schnellen Schritten ging ich in mein Zimmer und öffnete meinen Laptop. Direkt öffnete sich Twitter. Flink huschten meine Finger über die Tasten und tippten den Namen meiner Lieblingsseite in die Suchleiste. Ein kleines Lächeln machte sich auf meinen Lippen breit, als ich neue Zitate von ihm auf der Seite entdeckte. "We are the kings and the queens of the new broken scene.", schrieb er. "> littlekitten we are alright though.", tweetete ich drauf los und schloss meinen Laptop. Ich mochte es einfach Dinge zu sagen, die mir im Kopf herum schwirrten. Mein Laptop machte ein Geräusch. Eine Nachricht? Gespannt öffnete ich die Nachrichtenbox und fand eine Nachricht meiner Lieblingsseite. "have you got some famous last words for me?" Er baute meinen Usernamen ein, was mich grinsen ließ. "so long and goodnight.", schrieb ich und schaltete den Laptop nun endgültig aus. Ich würde zu gerne wissen, was er gerade tat. Oder wie sein echter Name war.

The blind accident {Malum ff} (Abgeschlossen) ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt