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"Verdammt, ist das geil.", murmelte der Grünhaarige. "Du siehst es doch gar nicht.", grinste ich und nahm seine Hand. "Muss ich doch nicht. Hauptsache du bist da."

Zusammen schlenderten wir den einfachen Park entlang. Es war leer hier, weil alle in der Arbeit und in der Schule saßen und ihre Zeit verschwendeten. "Was riecht hier so?", fragte Michael gespannt und ging mit der Nase voraus, wie mein damaliger Hund RG. "Das sind Hot Dogs. Willst du einen?", fragte ich und zückte schon meinen Geldbeutel. "Was sind Hotdogs?" - "Du kennst das nicht?" Er wurde etwas rot, steckte seine Hände in seinen schwarzen Hoodie und senkte seinen Kopf Richtung Boden. "Ich kauf uns welche, dann siehst du- eh.. weißt du, was das ist.", sprach ich beschämt. Es war schwer, keine Ausdrücke zu verwenden, die seine Krankheit miteinbezogen. Keine zwanzig Sekunden später hatte Michael einen großen Hot Dog mit viel Ketchup in der Hand. Als er hinein biss, bekam er fast so einen Orgasmus wie gestern Abend. Und heute Morgen. "Schmeckts?", grinste ich, während ich ebenfalls hinein biss. "Und wie." Man verstand ihn kaum, weil er sich direkt damit vollstopfte. Ich dachte mir, dass mein Kitten zu wenig Essen in der Klinik bekam. Und wenn, dann war es dieses Standard Zeug, was scheußlich schmeckte. Als ich fertig war, nahm ich seine warme Hand aus seinem Hoodie. "Bist du schon mal Auto gefahren?" - "Selbst?" - "Allgemein." - "Nö." Auf einmal kam ein kleiner, aufdringlicher Mops auf uns zugelaufen. Er sprang Michael die Beine hoch und wollte etwas von seinem Hot Dog abhaben. "Peppy! Nein!", hörte ich eine junge, männliche Stimme von weiten. Ich drehte mich um und erkannte einen kleinen Jungen mit wenig Haaren und einer zu glasigen Brille, die seine Augen größer wirken ließen. Michael schrie ängstlich auf und sprang fast auf meine Arme, bis ich es schaffte ihn zu halten und an mich drückte. "Peppy, Peppy, Peppy, Peppy...", hörte ich den Kleinen sagen. Er war die Hälfte von mir. "Oh tut mir verdammt leid. Peppy ist echt verfessen." - "Was ist das?", hörte ich Michael noch panisch sagen. "Ein Hund. Mops.", grinste ich und gab ihn einen Kuss auf die Schläfe. "Siehst du nichts?", fragte der Kleine Junge meinen Michael etwas bemitleidet. Michael blickte nur starr zu mir, nickte dann langsam und verstummte.

"Auto fahren ist geil.", träumte Michael vor sich hin und lehnte sich im Sitz zurück. Wir benutzten mein neues Auto, eigentlich war es das von Mali, sie lieh es mir immer wieder aus. "Willst du was bestimmtes hören?" - "Deine Stimme." Ich wurde rot und tritt etwas mehr aufs Gas Pedal. "Ist Ed Sheeran okay?", fragte ich grinsend und schob schon sein Album hinein. "Ich liebe seine Musik.", schwärmte ich leise und sang dabei kaum hörbar zu Runaway mit. "Michael?" Mein Kitten saß gekränkt im Sitz, sagte nichts und würde er sehen können, würde er die Bäume sehen, die Autobahn, die Schilder. Mich. "Bedrückt dich was?", versuchte ich es erneut und hoffte, die Aufmerksamkeit des Grünhaarigen neben mir im Beifahrer Sitz zu erlangen. "Mh? Ja, alles gut.", murmelte Michael leise. "Ist es wegen dem Hund?" Der Blinde drehte seinen Kopf zu mir und tippte mit dem Finger im Takt der Musik auf seine Knie. Er schwieg wieder. Okay. Ich fuhr an die nächste Raststätte und hielt das Auto an einem etwas mehr abgelegenen Ort im Wald an. Da wurde Michael endlich hellhörig. "Wieso fahren wir nicht mehr?" - "Weil ich wissen will, was los ist." Ich schnallte mich ab und drehte legte meine Finger unter sein Kinn, damit ich es anheben und zu mir drehen konnte. "Bby, was ist los?"
Er schluckte und holte tief Luft. "Das bleibt unter uns. Ich vertraue dir." Sofort nickte ich, aber als mir bewusst wurde, dass er das nicht sah, stimmte ich mit einem klaren Ja zu. Ich hielt seinen Kopf nun an seinen Wangen und gab ihm einen Kuss auf die Stirn, als ich ihn los lies und ernst ansah. "Ich hab.. Also.. Heute, als der Hund und de Junge zu uns kamen. Das hat mich an was erinnert.", fing er an. "Du kannst mir alles erzählen.", sagte ich leise und besorgt. "Damals, bevor ich blind wurde.. Da war ich kriminell. Und ich hab viel scheisse gebaut." Er machte so ein Gesicht, als würde er es mir nun alles anvertrauen wollen. Seine schwarze Brille leuchtete auf, als er nach oben sah. "Ich.. Ich habe eine Familie ungebracht. Sie hatten Geld und das, was ich fürs singen und Gitarre spielen bekam, war zu wenig. Die zwei Eltern meckerten, dass ich lästig sei. Sie hatten zwei Kinder dabei. Ich konnte mich nicht kontrollieren und habe sie am Tag darauf aufgespürt und umgebracht." Als ich meine Augen öffnete, sah ich, dass er weinte. "Bby, komm her.", sprach ich sanft und zog ihn vorsichtig zu mir. Zärtlich streichelte ich ihm durchs Haar und schenkte ihn Küsse. "Und dann.. Nicht mal eine Woche später.. Da wurde mir Säure übers halbe Gesicht gekippt. Das.. Meiste traf meine Augen." In meinem Gehirn machte es Klick. "Sie haben mich nie gekriegt. Ich habe so ein schlechtes Gewissen. Meine Eltern wollen auch nichts mehr mit mir zutun haben, obwohl ich ihnen damit helfen wollte..", weinte Michael und kuschelte sich an meine Brust. "Welche Haarfarbe hattest du damals?", fragte ich unsicher, während ich über sein Rücken strich. "Ich hatte meine Naturelle Haarfarbe.. Ich ändere sie so oft, weil ich es verdrängen möchte.. Weißt du? Cal, ich bin so froh, dir vertrauen zu können." Er ließ seinen Tränen freien Lauf. Meine Eltern motzten damals immer, wenn sie Straßenmusikanten sahen. Sie sollten arbeiten und nicht die Stadt mit Ohrenkrebs anstecken. "Wie sah der Junge aus, Michael?", hauchte ich sanft an sein Ohr. Er sah etwas nachdenklich aus und schniefte. "Er hatte schwarzes Haar.. War klein.. Seine Schwester war bestimmt älter als er. Der Kleine hatte ein 1D Tshirt an, damals.", murmelte er schluchzten, schien sich aber langsam zu beruhigen. Aber bei mir liefen Bäche von Tränen über die Wangen.

The blind accident {Malum ff} (Abgeschlossen) ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt