Michael:
"Ich weiß nicht, ich kenn das nicht..", murmelte ich unsicher und fummelte mit meinen ungeschickten Fingern an der großen Speisekarte herum. Auf einmal spürte ich Calums Hand auf meiner, und auch ein Lächeln seinerseits. "Ich bestell einfach das, was ich nehme, zwei Mal, okay?", fragte er mich sanft und fuhr mit seinen Fingern über meine Hand. Erst jetzt spürte ich wenige Unebenheiten seiner Hand, beispielsweise eine kleine Narbe am Zeigefinger, die sich, wie ich nun auch entdeckte, bis über die ganze Handoberfläche zog. Ich wollte nicht nachfragen und nickte einfach, zwang mir dabei ein Lächeln auf. Seine Haut war richtig warm und weich, wieso hatte ich diese Narbe noch nie bemerkt? "Wie kann ich Ihnen helfen?", meldete sich ein anscheinend großer, blonder Keller neben uns zu Wort. Sein Akzent war der aller beste, ich musste mir ein Lachen verkneifen. Und wie ich hörte, Calum ebenfalls. Er räusperte sich und versuchte ernst zu bleiben, als er die Karte aufschlug und auf ein Gericht zeigte. "Zwei mal, bitte.", grinste Cal. "Und eine große Flasche Wein.", fügte er hinzu. "Gerne, sonst noch etwas, die Herren?" Es war eine Mischung aus italienisch, französisch und bayrisch. Wie konnte Cal so ruhig bleiben? Ich konnte mich kaum mehr vor Lachen halten, hielt mir meinen Bauch und hoffte einfach, dass der lustige Kellnere so schnell wie möglich verschwand. "Du bist unmöglich.", lachte der Kiwijunge daraufhin und nahm meine Hände. "Du hast mich erst hier her gebracht.", erwiderte ich und ließ meine Erleichterung in einem tiefen und langgezogenen Seufzen nieder. Das Essen kam sehr schnell, nur wusste ich nicht, was es war. Dank Calum, meiner großen Liebe, schaffte ich es jedes Stück in meinen Mund zu schleusen, und es schmeckte ausgesprochen lecker. Es dauerte nicht lange, bis wir auf schließlich erneut mit dem Wein anstießen. Dabei wünschte ich mir so sehr, dass ich ihm in die Augen sehen könnte, nur einmal. Schüchtern richtete ich meine schwarze Brille und tat so, als würde ich mich umsehen. Die meisten Leute haben bestimmt eh zu uns geschaut, denn Cal fütterte mich am Anfang, damit ich auf den Geschmack kam. Nicht, dass es mir peinlich wäre, aber für den schwarzhaarigen Schotten war es bestimmt das peinlichste, was er je machen musste. Obwohl er es sich nie anmerken ließ. "Du, Michael?", unterbrach er mich sanft in meiner Gedankenschleife. "Ja?", fragte ich mit einem schwachen Lächeln im Gesicht. "Ich kann es kaum erwarten, wenn du aus der Klinik kommst.", sprach er liebevoll und mit solch einem Glück in der Stimme, was mich echt rührte. Doch dann holte mich die Realität ein. Die Operation fand immer noch nicht statt. Keine anderen Augen und Venen passten zu meinen Körper. Etwas deprimiert senkte ich den Kopf und schluckte die letzten Reste des Hauptgerichtes hinunter. "Ja, ich mich auch.", kam es dann schwach von mir. "Alles wird gut.", hörte ich dann Calum, welches mit zwei Fingern meinen Kopf nach oben katapultierte. "Versprochen?", fragte ich leise und den Tränen nahe. "Versprochen." Mit einem erleichterten Lächeln lehnte ich mich in den weichen Designerstuhl zurück. Und schon kam auch wieder der internationale Kellner, sehr motiviert und aufgeheizt. "Kann ich Ihnen noch etwas bringen? Das Schoko-Dessert.. es ist eine Empfehlung der Küche.", grinste dieser und ich merkte, wie er immer näher zu Calum kam und es ihm ins Ohr flüsterte, als wäre es ein Geheimnis. "Gerne. Zwei Mal.", lächelte Calum und ich spürte erneut seine Hand auf meiner. "Und noch eine Flasche Wein.", versuchte ich mich einmal zu Wort zu melden, doch ich erhielt als Antwort tiefstes Schweigen. "Aber da ist noch was in der Flasch-" - "Wenn mein Freund mehr Wein möchte, bekommt er das auch.", verteidigte mich Calum süßer denn je, dann hörte ich nur zögernde Füße davongehen. Ich merkte, wie rot ich wurde und lehnte meinen Kopf in meine Hände, welche meine Arme am Tisch stützten. "Tut mir leid.", murmelte ich verloren. Ich war so ein Versager. "Was denn? Alles gut. Wenn er so inkompetent ist und mit seinem Akzent alles durcheinander bringt, können wir am wenigstens etwas für.", hörte ich den Schotten, der versuchte mich aufzumuntern. Auf einmal legten sich seine Lippen auf meine, aber nur kurz. "Ich liebe dich, egal was passiert.", sagte der Kiwijunge mit einem breiten Lächeln im Gesicht. "Dito.", grinste ich. Schritte nähernden sich, bestimmt mein Lieblingsdessert. Als mir der Geruch von frischer Vollmilchschokolade in die Nase stieg, spielten meine Gedanken fast völlig verrückt. "Und die Flasche Wein.", hörte ich eine nette weibliche Stimme sagen. "Dankeschön.", sprachen Cal und ich nahezu synchron. "Und danke, dass du mir das alles möglich machst.", stotterte ich etwas unsicher zu Cal. "Nichts zu danken.", lächelte er und löffelte schon an seinem Dessert herum. "Nein, wirklich. Ohne dich wäre ich früher gestorben." Schweigen. Ich glaubte, dass er es nicht realisieren wollte, dass ich bald starb. "Was?", fragte er verwirrt. Verdammt. "Nichts."
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The blind accident {Malum ff} (Abgeschlossen) ✔️
Fanfiction>> "Und du bist?", fragte mich der Bunthaarige mit einem leichten Lächeln im Gesicht. Er hatte gemerkt, dass ich da war? "Ich bin Calum. Du bist Michael?" - "Nein, ich bin blind.", grinste er mit seiner schwarzen Brille. "Sein Humor ist einmal...