Epilog

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Michael:

"Ich hätte nie gedacht, dass Friedhöfe so schön sein könnten.", murmelte ich nachdenklich in den Himmel. "Sie sind für die Lebenden gemacht.", erzählte mir der schwarzhaarige Schotte, der neben mir auf der von uns aufgebauten Bank saß. "Nicht nur deswegen.", meinte ich dann und sah auf Mellis Grab herunter. Es war richtig schön geschmückt, mit massig Blumen und Kerzen, die heute immer noch leuchteten. Am besten gefiel mir der Grabstein. Er war in einem lachsfarbenen Ton gemacht, mit silberner Schrift. Sie lag neben unseren Eltern. "Meinst du, sie hören mich?", fragte ich Calum, den ich nun auch ansah. Er blickte ebenfalls zu mir, verschränkte seine Hände und lächelte. "Versuch's." Ironischer Weise war das Grab von Calums Familie direkt neben meiner Familie. Ob das Schicksal oder einfach nur Pech, bzw. Glück war, kann ich nicht sagen. Aber darüber möchte ich mich auch nicht mehr auseinandersetzen. Das einzig wichtige ist, dass wir beide zusammen sind. Schon damals kam der kleine Schotte zu mir und sagte, dass ich immer an mich glauben sollte und drauf scheißen soll, was die anderen von mir denken. Ob der Vernunftsmensch uns zwei nun kritisch anblickt und den Kopf schüttelt, oder der Rebell stolz auf uns ist, ist mir relativ egal. Die Vergangenheit ist uns auch egal. Was zählt, ist die Gegenwart. Und die Gegenwart ist die Realität. Die Realität ist, dass ich endlich aus der Klinik raus gekommen und mit Calum nach Sydney gezogen bin. Bald wollen wir uns einen Hund kaufen, doch wir konnten uns noch nicht einigen, welchen. Er hat zu viele Favoriten, wobei ich einfach nur will, dass Calum glücklich ist. So wie er es wollte. "Hat's geklappt?", fragte mich der süße Kiwijunge, der meine eiskalte Hand in seine nahm und sie wärmte. "Ne.", murmelte ich etwas betrübt. Der Wind wehte uns durch die schwarzen Haare, sogar durch unsere dicken Wintermäntel. Nun fing es auch an zu schneien. Ich hoffte so sehr, dass die Gräber noch sichtbar waren, nachdem die Stadt eingepudert wurde. Der Wind wurde immer kühler und der Himmel immer dunkler. "Sollen wir gehen?", fragte mich Calum sanft, während er schon aufstand und sich vor mich stellte. Ich nickte vorsichtig und eisig vor Kälte und stand auf. Hand in Hand verließen wir den kleinen Friedhof. Noch einmal drehte ich mich um und lächelte kurz, als alle Kerzen am Grab meiner Familie brannten, die Blumen uns hinterher winkten und Liebe schickten. "Danke.", hauchte ich glücklich zurück und sah zu Calum, der die Autoschlüssel herausholte und nun in meine braunen Augen sah. "Ist was?", fragte er lächelnd und öffnete die Tür für mich. "Nein, alles perfekt.", grinste ich und stieg ein. Nachdem Calum auch endlich neben mir saß, drehte ich die Musik bis zum Anschlag auf und küsste den Kiwijungen. "Wofür war das denn?", lachte dieser und strich mir eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht. "Dafür, dass ich dich endlich sehen kann, vielleicht? Oder für... Pizza. Ich will Pizza.", schwärmte ich grinsend und lehnte mich im warmen Sitz zurück. "Wird gemacht, Kitten.", grinste dieser. "Pizza Hut?", fragte ich glücklich nach. "Wenn du bezahlst.", meinte er daraufhin und fuhr schon los. "Hälfte, Hälfte.", schmollte ich und drückte Cal einen Kuss auf die Wange. "Nö.", protestierte dieser grinsend. "Dann bezahlst du.", meinte ich und fing an ihn in die Seite zu piksen und zu kitzeln." Okay, okay, gewonnen.", lachte Calum und lehnte sich zurück. Ich hätte niemals gedacht, dass ich noch einmal so glücklich sein würde, wie jetzt. Wobei er immer noch in der Klinik arbeitete, erzählte er mir immer viel. Auch von Ashton und seinem neuen Mann. Bald waren wir dran.


The blind accident {Malum ff} (Abgeschlossen) ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt