"Das darf doch nicht wahr sein, ich bin aber so froh, dass er wieder hier ist. Einigermaßen okay.", murmelte Ashton nachdenklich in seinem Büro. Ich saß ihm gegenüber, auf einen dieser dunklen Holzstühle. Er vor mir, in diesem typischen Chefsessel mit dem Panorama Ausblick hinter ihm. Von hier aus konnte man den Wald erkennen, in den Michael herum geirrt war, wegen mir. "Er liegt schon zwei Tage einfach nur da und bewegt sich kaum. Sicher, dass alles okay ist?", fragte ich besorgt nach und wippte auf meinem Stuhl herum. Der war echt unbequem, man hätte wenigstens ein Kissen drunter legen können. "Cal, er wurde angefahren und war fast eine Woche alleine im Wald. Und immer noch weiß keiner wieso.", meinte der Oberhaupt der Klinik ernst. "Ich mach mir nur Sorgen.", murmelte ich und sah auf den Schreibtisch. Er war ebenfalls aus teurem Holz gemacht. Eine Unterlage war dort, zwei Computer, viele Notizzettel und Bilder. Aber Moment, wo war Joyce? Die wunderschöne, dunkelblonde Frau war gar nicht mehr auf den einst so fröhlichen Fotos zu sehen. Diese wundervollen Momente wurden durch graue Hintergründe ersetzt, die den Raum nur noch leerer und kranker aussehen ließen. Ash sah nachdenklich aus dem großen Fenster, bis ich ihn absichtlich aus seinen unendlichen Gedanken riss. "Ich spreche als dein bester Freund, Ashton.", fing ich ernst an und der Lockenkopf drehte sich interessiert zu mir, hätte die Ohren wie ein Hund aufgestellt, wenn er könnte. "Wo ist Joyce? Sie ist nicht mehr auf den Bildern. Als ich letztens noch in dein Büro kam, als.. er.. also.. Luke.." Ich suchte kurz wieder den Anschluss. "Also, damals waren sie noch da.", meinte ich zögernd und bereute es sofort wieder, ihn gefragt zu haben. Er sah mich erst mit einem leeren Blick an, dann wurde es etwas deprimiert und er sah schuldig zu Boden. Ich glaube, ich wusste, was los war. Der große Lockenkopf bekam kein Wort heraus. "Sie hat uns erwischt.", kam es dann von Ashton, der schluckte und immer noch Blickkontakt vermied. Schweigen füllte den Raum, bis sich die laute Uhr an seiner Wand bemerkbar machte und alle Gedanken übertönte. Er sah schließlich zu mir auf, wollte eine Antwort, eine Umarmung vielleicht? "Sie ist dann gegangen, nachdem sie mir eine Ohrfeige verpasste und Luke eine Platzwunde.", erzählte Ashton dann weiter. Meine Augen weiteten sich. Joyce, die wunderschöne Joyce, war zu sowas fähig? "Weiß Mali davon?", fragte ich den traurigen Lockenkopf leise. Er schüttelte den Kopf. "Ich kann sie seit Tagen nicht mehr erreichen, seit Melli weg ist.", murmelte er und ich merkte, wie ihm Tränen in die Augen stießen. Noch nie hatte ich ihn weinen gesehen. Er war wie ein großer Bruder für mich. Ich stand vorsichtig auf, ging um den großen, jetzt so leer erscheinenden Tisch und umarmte den großen Lockenkopf, der auf den großen, schwarzen Chefsessel zusammensackte. "Komm her, Ash.", flüsterte ich sanft und drückte ihn an mich, als er es endlich zuließ. Wenn er nur wüsste, was ich getan habe.
Es war spät am Abend, als ich das Büro von Ashton verließ und Luke an mir vorbei spazierte. Er lächelte mich schüchtern an und begrüßte mich schließlich. "Warte mal eben.", sagte ich zögernd und Luke blieb etwas ängstlich stehen. Wir standen uns genau gegenüber. "Warst du schon bei Michael?", fragte ich sanft und sah zu dem Riesen hoch. Er sah etwas erleichtert aus und lächelte. "Ja, aber nur kurz.", beantwortete er meine Frage. "Wie geht's ihm? Kann ich zu ihm ins Zimmer?", fragte ich schnell und hoffte auf eine positive Antwort, doch er schüttelte bedrückt den Kopf. "Er will Ruhe haben.", sagte Luke ernst. "Seine Verletzungen und sein Untergewicht sind schlimm für ihn. Ganz besonders, weil er nichts sehen kann, leidet er mehr, als du." Was sollte das denn heißen? Als ob mein Leid nichts wäre? Als ob ich was dümmeres wäre? Ich sah etwas wütend zu Luke hoch, doch unterdrückte es stark ihm Kontra zu geben. "Danke.", sagte ich stattdessen mit aller Ruhe, ballte meine Hände zu Fäusten und drehte mich um, ging davon, zum Zimmer von Michael.
Der Gang war so leer. Ich war seit Tagen nicht mehr hier oben. Zuerst kam ich an Mellis Tür vorbei. Die Sticker an der Tür waren verschwunden. Die ganze positive Energie war verschwunden. Das Licht war weg. Sie war weg. Ich wollte gar nicht erst rein sehen und schauen, wer dort nun war, denn ich hörte Geräusche aus dem kleinen Zimmer. Doch ich beschloss weiter zu gehen und stand schließlich wieder vor Michaels Zimmer. Schüchtern klopfte ich, woraufhin keine Antwort folgte. Deswegen öffnete ich einfach die schwere Tür, schloss sie wortlos hinter mir, als ich mein Kitten seelenruhig auf seinem Bett schlafen sah. Ein kleines, erleichterndes Lächeln huschte über mein Gesicht. Leise ging ich zu ihn hinüber und drehte im Vorbeigehen die Nirvana Musik etwas herunter. Ja, er schlief. Wie friedlich er dort lag. Kurz überprüfte ich die Werte, sie schienen okay zu sein. Langsam setzte ich mich zu ihm ans Bett. Ich spürte, wie flach er atmete. Wie sein Herz schlug. Wie er seine Gedanken kreisen ließ und einen Traum entwickelte. Sanft strich ich dem Grünhaarigen durch sein Haar, strich über seine Wange, wo ich ihm letzten Endes ein Kuss gab. "Es tut mir so leid, Michael.", flüsterte ich. Jetzt konnte ich mich aussprechen. Ich hatte mal gehört, dass schlafende Menschen, oder die, die im Koma lagen, alles mitbekamen, was in der Welt um ihnen geschah. "Du bist mir so wichtig.", hauchte ich sanft an sein Ohr. Auf einmal zeigte sich eine kurze Reaktion, dass er wach war, doch ich ignorierte es gezielt. "Ich liebe dich, Mikey.", hauchte ich an seine Wange, wo ich ihn wieder einen Kuss gab. "Wieso hast du mich dann alleine gelassen?", hörte ich es leise neben mir. In mir zog sich alles zusammen, alles stand auf einmal still. Schnell sah ich zu Mikey nach unten, der seine Augen geschlossen hielt. Mit zitternder Stimme sprach ich leise: "Du hast meine Eltern getötet, Michael."
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The blind accident {Malum ff} (Abgeschlossen) ✔️
Fiksi Penggemar>> "Und du bist?", fragte mich der Bunthaarige mit einem leichten Lächeln im Gesicht. Er hatte gemerkt, dass ich da war? "Ich bin Calum. Du bist Michael?" - "Nein, ich bin blind.", grinste er mit seiner schwarzen Brille. "Sein Humor ist einmal...