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"Oh, mein Kitten, ich hab dich so sehr vermisst.", hauchte ich liebevoll an sein Ohr. Seine grünen Haare leuchteten genauso schön, wie seine Augen. Moment, er war nicht mehr blind? Auf einmal baute sich die schöne Stadt vor meinen Augen auf. Mit all den Geschäften, Cafés und Imbissbuden, in denen ich immer mit meiner Familie shoppte. Michael und ich gingen Hand in Hand durch die Fußgängerzone, als er kurz abwinkte und um eine Ecke verschwand. "Calum!", hörte ich eine hohe Stimme hinter mir. Ich traute meinen Augen nicht, als ich das kleine, süße Mädchen namens Melli mit ihren langen, braunen Haar, ihren strahlenden Augen und ihrem Lieblings Shirt sah. Ganz vorne auf dem Shirt stand Niall, die anderen hinter ihm, mit fröhlichen Gesichtern. "Melli, dir geht es gut.", stellte ich erleichtert fest, kniete mich hin und nahm das nicht mehr so zerbrechliche Mädchen in meine Arme. Plötzlich ertönte die Melodie von einen meiner Lieblingslieder von My Chemical Romance. "The world is ugly, but you are beautiful to me!", hörte ich Michaels wundervolle, sanfte Stimme leidenschaftlich zum Klang seiner Akustik Gitarre. Ich liebe seine Stimme so sehr. Nie hatte ich ihn singen gehört, außer damals. "Er singt aber schön, nicht wahr?", lächelte Melli mich liebevoll an. Ich stimmte ohne zu zögern zu. Seine Stimme glich die eines Engeln. Seine Naturblonden Haare strahlten heller, als seine giftgrünen Augen, heller, als das Plektrum, mit dem er das nächste Lied von My Chemical Romance anstimmte. Als er mich ansah, überkam ihn ein großes Lächeln, welches ich noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Plötzlich kam die elegant gekleidete Familie Hood an ihn vorbei. Meine Eltern guckten genervt, lästerten über meinen Michael. Hätte ich damals doch nur gewusst, was aus uns werden würde. Meine kleine Schwester Mali spuckte in das Geld, in den großen Koffer. "Such dir n' Job!", fügte sie arrogant hinzu, während meine Eltern den armen Michael den Rest gaben. Die kleine Familie ging an mir und Melli vorbei, nur der kleine, schwarzhaarige Kiwijunge mit dem 1D Shirt stand bewundernd vor dem Sänger. Ja, jetzt konnte ich mich auch wieder daran erinnern, wie ich ihn schon damals anschmachtete. "Lass dich nicht unterkriegen.", piepste meine noch hohe Stimme und legte ihn einen 50 Dollar Schein in den Koffer. "Er singt so schön, auch immer abends, wenn er mich ins Bett bringt. Dann singt er immer 'Helena' von MCR." Meine Augen weiteten sich und mein Herz würde einen Aussetzer machen, wenn ich nur eins hätte. "Du bist die Schwester von meinem.. eh, Michael?" - "Komm mal mit.",  lächeltes mich das hübsche Mädchen an, nahm mich an ihre kleine Hand und zog mich die nun leeren und dunklen Gassen entlang. Ich war so geschockt, dass ich kein Wort raus brachte. Sie war doch tot? 

Auf einmal erkannte ich mein Baby, wie er meine Eltern im Restaurant aufspürte und sie im Hinterhof beleidigte, weinte, hasste und sie vor meinen Augen zerstückelte. Ich wünschte, dass ich eingreifen könnte, ihnen helfen könnte, weinen oder Michael stoppen könnte. Oder ihnen noch ein letztes Mal sagen könnte, wie sehr ich sie liebte. Fest hielt ich Mellis Hand in meiner, meine Miene verzog sich nicht & Melli sah traurig ihren Bruder zu. Die nächste Szene spielte sich auch hier ab, am alten, heruntergekommenen, stinkenden Hinterhof des Nobel Restaurants. Es war abends und ich wusste, dass Mali um diese Uhrzeit immer auf der Arbeit war. Meine große Schwester fesselte den wehrlosen, doch schuldigen Blondschopf an den Gelenken, klebte ihn den Mund zu, damit die darauf folgenden Schreie die Welt nicht zu hören bekam. Nicht einmal Beweise hatte sie gegen ihn, doch ihre Rachegelüste waren größer und stärker, als ihr Verstand. Sie kippte hochprozentige Salpetersäure über ihn, bis ein unerkennbares, kleines Mädchen vor den weinenden Michael sprang. Es erwischte ihre zierlichen, schlanken Beinchen. Michael war von diesen Moment an blind. Schreie erfüllten die Nacht. Meine große Schwester lief so schnell wie möglich vor ihrer Tag weg, als kurz darauf Polizei und ein Krankenwagen ankam. Sie war auch eine Mörderin. "Melli?" Sie sah mit starrem Blick auf den Tatort. "Lebt sie noch?", fragte Melli mich unsicher. "Ja.", murmelte ich. Plötzlich sah sie mit Tränen in den Augen zu mir hoch. "Pass bitte auf dich auf, Calum."

Mit verweinten Augen und verschwitzten Shirt schreckte ich auf und bemerkte, dass ich in einem Krankenzimmer lag. Genau zur rechten Zeit klopfte es an der Tür. Dunkelblonde Haare streckten sich ins Zimmer Zuerst bekam ich einen kleinen Schock, doch dann erkannte ich die hübsche Joyce, die mich besorgt begutachtete. Vorsichtig schloss sie die Türe, als wäre dies hier eine geheime Mission. Sie setzte ein sanftes Lächeln auf und setzte sich neben mich auf den Stuhl. "Cal, hey, wie geht's dir?" - "Mir ist nur noch etwas schwindelig.", sprach ich leise mit meiner auf einmal rau klingenden Stimme. Es blieb mir nicht viel Zeit über das gerade Geschehene oder Geträumte nachzudenken, da wollte mein Gehirn es öffentlich machen. "Was ist passiert?", fragte ich leise. Sie sah traurig zur Seite, und ich merkte, dass sie mir nun etwas verheimlichen würde. Gerade wollte sie ansetzen, da kam Ashton mit seinem langen, weißen Kittel ins kleine Zimmer gestürmt. "Calum, ist alles okay? Ich hab gehört, dass du umgekippt bist, und-" Er stotterte, als er Joyce sah. "Hey, babe.", lächelte er kurz und widmete sich wieder mir. Wenn sie nur wüsste. "Calum, wo ist Michael?"

The blind accident {Malum ff} (Abgeschlossen) ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt