17

767 63 4
                                    

Michael:

Der Raum wurde immer leerer, je länger ich hier drin überleben musste. Am Anfang war das alles ja noch ganz okay, aber seid mir gesagt wurde, dass eine Notoperation bevor steht, fühle ich mich hier überhaupt nicht mehr wohl. Dr. Irwin sagte mir, dass meine Augen endgültig raus müssten. Sie haben sich wohl, während ich im Wald herum geirrt war, mit irgendwas infiziert. Jetzt bestand also gar keine Möglichkeit mehr für mich bald wieder sehen zu können. Obwohl, die Wahrscheinlichkeit war sowieso sehr gering. Die Säure hat sehr viel weg geätzt, sehr viel kaputt machen. Dabei war ich letzten Endes Schuld. Musik von 'The Cab' hallte durch mein leeres Zimmer, während ich einfach nur probe lag für den Sarg, in den ich sowieso bald liegen würde. Meine Hände waren hinter meinem Kopf verschränkt. Mein Kopf fühlte sich so schwer an, so viele Gedanken und so viel, was mich innerlich zerriss Ich dachte an die Tage zurück, wo ich jeden Tag immer und immer wieder Abschiedsbriefe schrieb. Dabei war ich mir gar nicht sicher, ob ich nun wirklich das Papier mit dem Stift traf, oder auf dem Tisch schrieb. Jedenfalls wurden die Tabletten auch schon lange abgesetzt. Anti-Depressiva half mir genauso wenig, wie die anderen Wundermittel der heutigen Zeit. Gar nichts half mir. Nur Calum. Aber, nein, ich musste ihn vergessen. Plötzlich rissen mich harte Klopfer an der Tür aus meinen Gedanken. "Ja?", rief ich emotionslos. Ich hoffte, dass es Calum war, doch er war seit Tagen nicht mehr bei mir. Ich hätte ihn nicht so anschreien sollen. Die Sicherungen sind durchgebrannt. Aber er hatte es verdient, oder? "Clifford?", hörte ich auf einmal eine Stimme und ich setzte mich ruckartig auf. Die Stimme kannte ich nicht. Oder war ich einfach nur so fertig, dass ich nicht mal das Einfachste erkannte? Ich war so fertig. "Was gibt's?", fragte ich etwas genervt und hoffte, dass man meine Unsicherheit nicht raus hörte. "Sie haben sich ja noch gar nicht angezogen. Wir müssen jetzt die Operation durchführen.", meinte die dunkle Stimme an der Tür. "Dann soll mich Dr. Irwin abholen, nicht Sie.", knurrte ich und legte mich wieder zurück. So konnte ich Zeit schinden. "Okay.", sprach die fremde Stimme an der Tür, welche sich wieder schloss. Müde setzte ich mich auf und dachte kurz nach. Was würde Calum machen? Was würde Melli machen? Was würden meine Eltern machen? Ich stand auf und merkte, dass mir sofort schwindlig wurde. Hastig tastete ich nach der Wand oder irgendwas anderes, wo ich mich abstützen konnte, damit ich mich nicht ganz verlor. Endlich ertastete ich die kalte Wand, lehnte mich gegen sie und ließ mich schließlich an ihr heruntergleiten. Ich wollte nicht mehr. Tatsächlich liefen wie auf Kommando Tränen über meine kühle Wange. Es hatte alles keinen Sinn mehr.

Calum:

Das wunderschöne Mädchen hatte sich in nur wenigen Stunden ihr neues Zimmer eingerichtet. Ich konnte einen kurzen Blick erhaschen und erkannte ein wirklich schönes Zimmer. Es war nicht zu bunt und nicht zu farblos. Die Möbel blieben erstmal dieselben, ihre Möbel würden am Wochenende hier her gebracht werden. Hilfe wollte sie nicht, dass würde eventuell zu viel Chaos in ihr Paradies bringen, sagte sie mir mit einem Lächeln im Gesicht. Also ließ ich sie schließlich machen, setzte mich im Wohnzimmer auf das große Sofa und starrte aus dem großen Fenster der Terrasse nach draußen. Es regnete leicht, schwarze Wolken waren aufgezogen. Mal hörte ich ein Brummen oder einen Knall von oben, doch das ließ mich nicht von meinen Gedanken weg kommen. Ich hatte einen großen Fehler begangen. Ich hätte ihn niemals so behandeln dürfen. Selbst jetzt war ich zu deprimiert, um die Terrassentür zu schließen, damit der ganze Regen nicht mein Wohnzimmer überschwemmte. "Cal? Kommst du mal?", hörte ich es von oben. "Sofort.", rief ich etwas leiser. Langsam stand ich auf und schwankte die Treppen nach oben in Joyce' neues Zimmer. Ich war echt erstaunt, als ich in eine Welt voller Fantasie und Liebe trat. "Ich wusste nicht, dass du Modedesignerin bist.", murmelte ich ungläubig und sah mich erstaunt in ihrem Reich um. "Oh doch. Nur erzählt Ash nicht gern davon.", lächelte sie stolz und stemmte ihre Arme in die Hüfte. "Das ist echt cool.", grinste ich, als ich ein Design von vier Superhelden entdeckte. Als ich mich zu dem Engel umdrehte, überrannte sie mich mit einer langen und liebevollen Umarmung. Sie kam so schnell auf mich zu, dass ich auf ihr Bett landete und sie auf mich. Der dunkelblonde Engel löste sich und sah mich etwas frech an. "Na dann wollen wir dich mal auf anderen Gedanken bringen.", grinste sie breit und schon spürte ich ihre Lippen auf meine. 


The blind accident {Malum ff} (Abgeschlossen) ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt