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"Geh raus.", versuchte ich ihn mit aller Kraft ruhig und ohne weiteren Tränen zu sprechen. Michael öffnete verwirrt die Autotür und blieb aber weiterhin sitzen. "Wieso?" Der Grünhaarige schnallte sich ab und war mit einem Bein draußen, bis ich lauthals und verheult schrie: "Verschwinde!"Brutal schubste ich den blinden Jungen aus meinem Auto und fuhr einfach los. Einfach weg. Ganz weit weg. Zurück zur Klinik. Die ganze Rückfahrt war es still im Auto. Das Radio hatte ich abgeschaltet, meine Stimme und die Tränen verstummten, verschwanden hinter den Gedanken, dass der Junge, in den ich mich verliebt hatte, meine Eltern auf den Gewissen hatte. Ich hatte ihn wirklich alleine in einem Wald ausgesetzt, wie ein Hund. In dem Falle, wie ein Kitten. Mein Kitten. Ich war so ein Arschloch. Er war blind. Geschockt von mir, dass ich in der Lage war jemanden so abfällig zu behandeln, stand ich mit stillem Motor auf dem großen Parkplatz der Klinik. Gerade wollte ich den Motor wieder starten und zurück fahren, doch ein schwarzes Auto parkte neben mir . Ein schwarzer Range Rover. Auf einmal stieg ein gut gebauter Mann aus dem Auto. Mindestens 1,73 m groß, blonde Haare, blaue Augen, tattoolos. "Hey, bist du Calum?", fragte er mit einem Lächeln im Gesicht, als ich verwirrt aus meinem Auto stieg. Der Gedanke an Michael ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Mit großen Augen und starrem Gesicht blickte ich zu ihm und blinzelte kurz, damit ich wieder in die Realität zurückkam. "Eh, ja. Cahlum Hood. Du bist Niall?" Was für eine peinliche Frage, natürlich war er Niall. "Genau. Schön dich kennen zu lernen.", lächelte er. Ich nahm mir wenigstens für die kleine Melli vor, gute Laune zu haben und zu lächeln.

"Ich hab auch ein Geschenk für Melli.", erzählte Niall, als ich ihn ein wenig durch die Klinik führte. "Da wird sie sich freuen. Sie liebt dich.", lächelte ich schwach. Auch, wenn ich äußerlich glücklicher aussah, als denn je, war ich innerlich fast tot. Mir fehlte Michael und ich hoffte, dass ihm nichts passiert sei. Am liebsten würde ich mich für meine Tat ohrfeigen oder totschlagen. Oder sofort losfahren und ihn suchen, aber Mellis größer Wunsch musste jetzt in Erfüllung gehen. 

"Und das ist ihr Zimmer.", meinte ich ruhig zu Niall. "Willst du zuerst reingehen?", fragte ich grinsend. "Nein, wir sollten ihr die Überraschung nicht verderben, geh du zuerst rein." Ich holte tief Luft und setzte schon mein bestes, gespieltes Lächeln auf, was ich besaß und öffnete schließlich die Zimmertür. "Melli, meine Prinzessin.", grinste ich und ging auf das schlafende, kranke Mädchen zu. "Wach auf, du hast Besuch!", versuchte ich es sanft weiter, doch sie bewegte sich nicht. Der Blonde 1D-Star betrat etwas besorgt das Zimmer. "Ist alles okay?",  hörte ich ihn von weit her fragen. Ich schluckte und zog Mellis Bettdecke etwas zur Seite. Was ich zu sehen bekam war eine blasse Melli, weit geöffnete, graue Augen, nicht einmal ihr Brustkorb bewegte sich mehr. Bevor ich ihre Augen langsam schließen konnte, bevor ich weinen oder auf die Knie fallen konnte, kippte ich reglos zur Seite und alles um ich herum wurde schwarz. 

Plötzlich erschien Michaels Gesicht vor mir. Er war ganz verstümmelt und voller Blut. "Mikey?" Er hustete mich an, woraufhin er viel Blut verlor. Seine grünen Haare waren fast vollkommen weg, abgerissen wahrscheinlich. Mein Kitten sah so aus, als wäre er gefoltert worden. "Danke, dass du mich alleine gelassen hast.", sprach Mikey mit seiner ruhigen Stimme. "Jetzt bist du dran." Sein Grinsen wurde auf einmal richtig breit, richtig krank und verstörend. "Warte ab."

The blind accident {Malum ff} (Abgeschlossen) ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt