Im Wald meiner Kindheit

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Louis PoV

Es war Wochenende und ich fuhr seit Jahren mal wieder zu unserer Hütte in den Bergen. Ich war als Kind sehr oft mit meinen Eltern hier und so hatte ich viele wunderschöne Erinnerungen an diesen Ort.

Ich war ein Kind der Natur. Nie Zuhause, immer Draußen.

Ich hatte es wirklich vermisst hier zu sein. Zu lange war ich nicht mehr hier. Die frische Luft und kaum ein Geräusch war wahrzunehmen. Abgesehen von den Kuhglocken, die man manchmal aus der Ferne hören konnte und das Zirpen der Grillen in den Wiesen

Ich beschloss ein bisschen durch den Wald zu spazieren. Ja der Wald, ich kannte jeden Quadratmeter dieser mit Bäumen bewachsenen Landschaft in und auswendig. Ich wusste wo man hier die besten Pilze finden konnte und wo sich die Futtergrippe mit Heu für die Rehe befand. Meine halbe Kindheit fand so zu sagen in diesem Wald statt. Ich liebte es mich gegen einen Baum zu lehnen und ein Buch zu lesen oder einfach nur so durch den Wald zu schlendern ohne wirklich ein Ziel vor meinen Augen zu haben.

Und so tat ich es auch jetzt. Ich ging einfach in meine Gedanken vertieft durch den Wald meiner Kindheit. Da es Herbst war, war der Boden mit Laub bedeckt und ich musste aufpassen nicht darauf auszurutschen. Plötzlich hörte ich ein leises Rascheln nicht weit entfernt von mir. Ich erwartete ein Reh oder einen kleinen Hasen zu entdecken doch als ich mich ein Stück nach rechts drehte und etwas genauer hinsah, sah ich einen Jungen, etwa so alt wie ich, an einen Baum gelehnt auf dem Boden sitzend. Als ich unauffällig näher an ihn ran schlich konnte ich zwei flauschige Ohren auf seinen Kopf und einen buschigen Schwanz erkennen. Wow, ein echter Fuchshybrid. Ich habe schon öfter etwas über Hybriden gehört, dachte aber bis jetzt immer, dass diese wunderschönen Wesen nicht wirklich existierten. Vorsichtig versuchte ich mich noch näher an ihn ran zu schleichen, um ihn von nächster Nähe betrachten zu können. Er zitterte am ganzen Körper, was mich ehrlich gesagt nicht wunderte. Es war, wie gesagt, Herbst und nicht besonders warm und so war auch ein zerfetztes Tank Top und eine dreckige kurze Hose auch kein angemessenes Outfit für diesen Tag.

Als ich noch einen Schritt auf ihn zugehen wollte, stieg ich auf einen kleinen Stock und durch den Wald hallte ein lautes Knacksen. Ich hielt Inne und traute mich nicht mich noch einen Millimeter weiter zu bewegen. Die Fuchsohren des Jungen zuckten und er sah in meine Richtung. Als er mich sah erschreckte er sich. Er wollte gerade wegrennen, doch ich wollte das verhindern.

„Bitte bleib hier, ich tu dir nichts. Ich will dir nur helfen.", probierte ich ihn zu beruhigen.

Überraschenderweise half es, der Junge blieb wie angewurzelt stehen und sah mich aus grünen Augen an-fast schon so grün wie der Wald im Sommer selbst. Mit vorsichtigen Schritten ging ich auf ihn zu. Man konnte in seinem Blick sehen, dass er große Angst hatte und am Liebsten schnell das Weite gesucht hätte, doch er blieb einfach stehen und studierte jeden einzelnen meiner Schritte. Als ich bei ihm angekommen war legte ich ihm meinen Schal um seine Schultern. Er zuckte etwas zurück doch blieb er hier und sah mich mit einem undefinierbaren Blick an.

„Ich bin Louis. Wie gesagt, ich tu dir nichts. Wie heißt du?" Ich wusste nicht, ob er überhaupt sprechen konnte und so freute ich mich noch mehr über seine Antwort.

„Ich h-heiße Ha-Harry", brachte er stotternd heraus. Seine Stimme klang kratzig, so als hätte er sie schon lange nicht mehr benutzt, aber dennoch fand ich sie wunderschön.

„Wo wohnst du, Harry?", fragte ich den Fuchshybriden vor mir sanft.

„I-Ich ha-habe kein Zu-hause", sagte er und blickte beschämt zu Boden.

Ich überlegte kurz. Eigentlich könnte ich ihn bei mir aufnehmen. Ich wohne allein in einer Wohnung, was mir sowieso viel zu langweilig ist und ich verdiene genug Geld, um uns Beide zu versorgen. Also wieso nicht?

„Harry willst du zu mir nach Hause kommen? Bei mir ist es warm und ich werde mich um dich kümmern."

Zuerst schaute der Hybrid mich zögernd an, doch als er die Ehrlichkeit in meinen Augen sah nickte er leicht und wir beide gingen zu meinem Wagen, den ich in der Nähe der Hütte geparkt hatte.

Ich hielt mich an das, was ich gesagt hatte. Ich kümmerte mich um ihn, ich gab ihm frische Kleidung und was zu Essen.

Das Ganze war jetzt 5 Jahre her. Harry lebt immer noch bei mir und ich würde ihn für nichts in der Welt wieder hergeben. So oft wir können kommen wir zu diesem Wald, der uns so viel bedeutet, zurück und gingen einfach nur zwischen den Bäumen umher. Ich will es mir zwar noch nicht so recht eingestehen, aber ich empfinde mehr für ihn als ich sollte. Damit lass ich mir jetzt aber noch Zeit. Irgendwann werde ich ihn mein nennen können.

***

Hat nicht jeder so einen Ort an dem man als Kind immer war? :)

Also, dieser Wald den ich beschrieben habe ist meiner. Ich hab dort zwar noch nie einen Hybriden gefunden, aber naja, vielleicht das nächste Mal :'D

Hope you like it♥

-Jessy x

Larry Stylinson OSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt