Ayden

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In seiner Wohnung im fünften Stock angekommen wusch Ayden sich erschöpft das frische Blut von den Händen und warf seine verdreckten Klamotten in die Waschmaschine. Er wusste, dass er oder vielmehr das, was in ihm ist, wieder einen Menschen getötet hatte und er wusste, dass es diesmal bloßes Abschlachten aus Frust war. „Sie ist weg und deswegen musste ein unschuldiger Mensch sterben", dachte Ayden, angewidert von dem, was seine Hände mal wieder vollbracht haben. Es würde morgen in der Zeitung stehen. Er würde das Gesicht des Menschen sehen, den sein innerer Dämon mit seinen Händen getötet hatte und würde sich wie immer Vorwürfe machen, obwohl es nicht seine Schuld war. Ein weiterer ungelöster Mord und ein weiteres mal die Frage, ob er sich der Polizei stellen sollte. Mit wackeligen Knien und Beinen, die ihn kaum noch tragen konnten schwankte er zu seinem Bett und ließ sich hinein fallen. Fast augenblicklich war er eingeschlafen.

Doch die Albträume suchten ihn bald heim, so wie jede Nacht und er träumte fast wie jede Nacht das gleiche.
„Sie lief vor ihm weg, war unerreichbar. Ihr langes dunkles Haar wurde vom Wind zerzaust und ihr leichtes Kleid wehte ihr um die Beine. Sein Atem ging schwer und seine Beine waren müde. Sie rief einen Namen, der nicht seiner war und trotzdem wusste er, dass er gemeint war. In einer fremden Sprache, die er trotzdem verstand sagte sie ihm immer wieder er solle zu ihr zurück kommen, solle kämpfen und wie jedes mal wusste er nicht, was sie damit meinte. Er wusste nur, dass er sie auf jeden Fall bekommen musste und was dann? Sie töten, das war klar. Sie musste sterben und das endgültig, ohne, dass sie dem Tod wieder entkam. Ohne eine Vorwarnung blieb sie stehen, er packte ihren Arm und drehte sie zu sich um, doch ihr Gesicht war verschwommen. Obwohl er dachte, dass sie unbewaffnet sei, zog sie ein langes Messer und stieß es ihm in den Bauch. Er spürte das Blut aus der Wunde herausquellen und schrie schmerzerfüllt..."
Schweißgebadet und schwer atmend schreckte er aus seinem Traum hoch. Es war der gleiche Traum wie immer, doch diesmal schwirrte ein Name in seinem Kopf rum, den er nicht mehr los wurde. Daphne und eine Zahl 31. Ayden wusste nicht, warum diesmal etwas anders war, vermutete aber, dass es etwas mit dem Mädchen von gestern zu tun hatte. Da die Sonne schon aufging, beschloss Ayden aufzustehen. Er hatte vor, sich eine neue Arbeitsstelle zu suchen und zwar an der hiesigen Schule.

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