Ayden

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Nachdem der Kurs frei hatte, konnte Ayden auch nach hause fahren und wollte sich eigentlich nur hinlegen und schlafen. Die Ereignisse des Tages hatten ihn ausgelaugt. Doch die Straßen spielten nicht mit.
Durch den Frost waren sie spiegelglatt, weshalb er nur langsam voran kam und sich zurückhalten musste, nicht ständig zu hupen, oder gegen das Lenkrad seines Wagens zu schlagen. Für so was hatte er im Moment keinen Nerv. Ständig spürte er die Entfernung zu Valentina und das Verlangen einfach auf dem schnellsten Weg zu ihr zu fahren, was seine Nerven nicht gerade beruhigte.
Schon mehrmals hatte er darüber nachgedacht, ob er nicht doch irgendein perverser Psychopath war, der einfach einem Mädchen nachstellte.
Nach gefühlten 10 Stunden Autofahrt kam er endlich bei sich in der Wohnung an, war durch den schlechten Verkehr aber so aufgewühlt, dass er nicht zur Ruhe kam, als er sich hinlegte und versuchte ein wenig zu schlafen. Seufzend stand er wieder auf und schaute sich in seiner kleinen Zweizimmerwohnung um. Er hatte eigentlich alles, was er brauchte.
Ein Schlafzimmer in das ein großes Bett, ein Schreibtisch und ein Schrank passten, ein Bad mit Dusche, eine kleine Küche und ein großes Wohnzimmer mit Blick auf einen tollen Park mit einem kleinen See. Spontan kam Ayden die Idee ein wenig spazieren zu gehen, da ihn das am Vortag auch schon beruhigt und einen klaren Kopf verschafft hatte, also zog er sich seine Jacke und seine Schuhe wieder an und trat hinaus in die kalte Winterluft.
Sofort spürte er, wie sich etwas in ihm veränderte. Der Drang in eine bestimmte Richtung zu laufen wurde so groß, dass er nicht dagegen ankämpfe, sondern einfach seinen Füßen das denken überließ. Nachdem er einige Minuten gelaufen war, kam Ayden jemand entgegen, der ihm bekannt vorkam.
Sie war klein und zierlich und eine Mähne von dunklem Haar umrahmte ihr zierliches Gesicht. Seine Schritte beschleunigten sich mit seinem Herzschlag und Ayden sah, dass auch die Person vor ihm schneller lief, bis sie sich in die Arme fielen und er sein Gesicht in ihren duftenden Haaren vergrub. Sofort ließ die Kälte in seinen Knochen nach und der leere Platz in seinem Herzen schloss sich, als Valentina sich an seine Brust kuschelte.
„Das ist Wahnsinn, wir kennen uns gar nicht." Ihre Stimme klang an seiner Brust gedämpft und er zog sie dichter an sich. „Aber fühlt es sich falsch an?", fragte Ayden und verneinte in Gedanken. Auch Valentina schüttelte den Kopf und sah ihm dann in die Augen. „Ich weiß noch nicht mal, wie alt du bist." Ihre Stimme klang belustigt, als sie das sagte, doch plötzlich runzelte sie die Stirn. „Aradonai?" Sie klang verwirrt und Ayden war es auch. Dieses Wort ließ sein Herz einen Schlag aussetzen, woraufhin Valentina die Hand an seine Brust legte und die andere auf ihr eigenes Herz. „Das habe ich gespürt", sagte sie und ihre Stimme klang noch verwirrter als vorher. Auch Ayden verwirrte sie mit ihrem Verhalten. „Was ist los?" Aydens Stimme klang genau so verwirrt wie Valentinas. „Ich- ich weiß nicht. Es kommt mir nur so vor, als würde ich deinen Herzschlag hier drin fühlen", sagte sie und zeigte auf ihr eigenes Herz. In dem Moment wusste Ayden, was sie meinte. Er dachte schon, dass er Wahnvorstellungen hatte, als er plötzlich einen zweiten Herzschlag neben seinem eigenen gespürt hatte. „Komm lass uns ins Warme gehen, ich denke wir sollten reden." Valentina nickte und nahm seine Hand, die viel größer war als ihre eigene und sie fast darin verschwand. Sofort schoss ein Kribbeln seinen Arm hinauf, durchströmte seinen ganzen Körper und ließ seine Müdigkeit verschwinden. Sie liefen so lange ohne ein Wort, bis sie Aydens Wohnung erreichten, erst dann wurde ihr Schweigen gebrochen. „Du verschleppst mich jetzt aber nicht in deine Wohnung, um mich dann gefesselt und geknebelt in deinen Keller zu stecken oder?" Man konnte hören, dass Valentina einen Scherz machte, dennoch war eine leichte Unsicherheit aus ihrer Stimme herauszuhören. Ayden blieb stehen, bückte sich zu Valentina runter und gab ihr einen leichten Kuss, der wie ein Stromschlag durch seinen ganzen Körper schoss. Sofort fing sein Herz an zu rasen und er spürte, wie auch Valentinas Herz schneller schlug.
Mit viel Mühe löste er sich von ihr und legte schnell atmend seine Stirn an ihre. Nachdem sich seine Atmung wieder ein wenig beruhigt hatte, öffnete er die Augen und sah ihn Valentinas. Ihre Pupillen waren riesig und auch ihre Atmung ging schneller als normal. „Ich könnte dir nie, wirklich niemals weh tun. Eher würde ich sterben." In dem Moment in dem Ayden das sagte, wusste er, dass es die Wahrheit war. ER würde Valentina niemals schaden, doch er teilte sich seinen Körper mit etwas anderem, das jetzt zwar zu schlafen schien, aber Valentina jederzeit schaden würde. Valentina, die seinen Blick immer noch erwiderte nickte. „Okay." Und mit diesem Wort ging sie vor ihm in seine Wohnung hinein.

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