Unhurtable

Valentina

Auch nach mehreren Versuchen konnte ich nicht mehr einschlafen, der Traum suchte mich heim, sobald ich nur die Augen schloss. Mich ließ das Gefühl nicht los, dass dieser Traum real war. Kein Hirngespinst oder eine Nachwirkung davon, dass ich wie Jesus von den Toten auferstanden war. Es fühlte sich an, wie eine Erinnerung. Mit einem seufzen setzte ich mich auf und schaute auf mein Handy. Sechs Uhr morgens. Mit mühe konnte ich ein Stöhnen unterdrücken. „An Schlaf ist erstmal nicht zu denken und Lucie wird garantiert noch mindestens vier Stunden schlafen", kam mir in den Sinn und fast musste ich lachen. Ihre beste Freundin war ein Zombie - Vampir - Jesus - Superwoman - Wesen und trotzdem konnte nichts und niemand Lucies Schlaf stören. Das war schon immer so.
Aufgewühlt und durch eine leider ziemlich schwache Blase gezwungen, stand ich auf und ging ins Bad, wo ich vor Schreck zusammenzuckte. „Dio! Also wenn ich nicht definitiv ein Zombie bin, dann weiß ich auch nicht weiter", murmelte ich leise vor mich hin, mein blasses Gesicht im Spiegel betrachtend.
Dunkle Ringe zogen sich zentimeterdick unter meinen Augen, die rot und geschwollen waren, als hätte ich in der Nacht geweint. Was mir nicht unwahrscheinlich erscheint, weil salzige Spuren meine Wangen und meinen Hals überzogen. Außerdem schmerzte mein Herz bei jedem Schlag. Meine Haare bestanden aus verfilzten Strähnen, die einem Nest ähnelten und beim Anblick der Knoten hatte ich die Hoffnung aufgegeben, diese je wieder raus zu bekommen. „Ich sehe so aus als hätte ich eine Orgie gefeiert, wenn man von den Tränenspuren absieht", dachte ich, während ich mit meinen Fingern versuchte die gröbsten Knoten zu lösen. Fluchend gab ich auf, machte mich schnell ein wenig frisch und schlurfte zurück ins Schlafzimmer.
Verzweifelt und müde setzte ich mich an Lucies Laptop, der definitiv schon bessere Tage gesehen hatte, schaltete ihn ein und öffnete Google. Sofort fing der schon etwas altersschwache Laptop an zu brummen, doch ich machte mir keine Sorgen, dass er Lucie wecken könnte. Wenn sie einmal schläft, dann richtig. Schmunzelnd dachte ich an den ersten Tag nach den Sommerferien zurück. Der Tag, an dem sich alle richtig schick machen, um am ersten Schultag einen guten ersten Eindruck zu machen, Lucie kam mit strubbeligen Haaren und noch halb im Schlafanzug zur Schule, weil sie ihren Wecker nicht gehört hatte. Typisch sie.
Durch einen lauten Schnarcher schreckte ich aus meinen Träumereien hoch und widmete mich wieder meiner Websuche. Ich gab alles mögliche ein. Von Zombies bis hin zu überdurchschnittlich guten Heilungskräften hatte ich alles mögliche durchgeschaut, bis ich auf eine Legende noch vor der Zeit der Antike stieß...