Valentina

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Ich wusste sofort, ohne hinzuschauen, wer rein kam, irgendwie konnte ich spüren, dass er es war. Deswegen wehrte ich mich nicht, als er mir die Haare aus dem Gesicht hielt und mir über den Rücken strich. Sofort hatte ich das Gefühl Strom würde durch seine Hand in meinen Körper fließen und ließ ihn kribbeln. Ich wollte nicht, dass dieses Gefühl aufhörte und das tat es auch nicht, als er mir half mich gegen die Wand gelehnt hinzusetzen und mir eine Strähne hinters Ohr schob, wobei seine Hand noch kurz auf meiner Wange verweilte. „Nimm sie nicht weg", schrie mein ganzer Körper und gleichzeitig dachte ich mir, dass das doch verrückt war genau so wie seine Frage, ob alles okay sei, weshalb meine Antwort ein wenig sarkastischer und bissiger klang als sie sollte. Aber ich saß hier in einem dunklen Schuppen mit einem Mann, den ich kaum kannte und doch das Gefühl hatte ihn ewig zu kennen, dann wird wohl nicht alles okay mit mir sein oder?
Jeden Moment könnte jemand rein kommen und uns so sehen. Ich zog meine Beine dichter an meinen Körper, ließ ihn aber nicht aus den Augen. Es tat fast weh ihn nicht anzuschauen und seine Hand nicht mehr auf meiner Wange zu spüren, von der aus immer noch ein kribbeln und knistern durch meinen gesamten Körper ging. Plötzlich sprang er keuchend auf, weshalb ich ein wenig zusammenzuckte und auch aufstand. „Was ist los? Was ist passiert?", schrie ich in Gedanken und fast von alleine trat ich wieder einen Schritt auf ihn zu, damit der Abstand zwischen uns nicht mehr so schrecklich groß war. Weder hörte ich, was ich sagte, noch spürte ich die Worte meinen Mund, verlassen, dennoch wurde sein Gesichtsausdruck kurze Zeit ernst, bevor er mich sehnsüchtig anschaute, seine Hand wieder ihren Platz auf meiner Wange fand und langsam zu meinem Nacken herunter glitt. Sie hinterließ eine angenehm brennende Spur und ich spürte, wie mein Herzschlag sich beschleunigte. In diesem Moment wollte ich nirgendwo anders sein und nichts anderes tun nichts anderes, als seine sinnlichen Lippen zu küssen, nur, um zu wissen, wie sie sich wohl auf meinen anfühlten. „Spinnst du, Valentina???? Du kennst ihn seit wie lange??? Zwei Stunden? Drei? Und dann willst du ihn küssen????", schrie mir eine innere Stimme zu. Sie hatte nicht ganz unrecht, aber das hier, das ich hier stand mit Ayden, die Gefühle und das kribbeln das in mir ausgelöst wird, nur weil seine Hand in meinem Nacken liegt und sich in meine Haare gräbt, das fühlte sich richtig an. So, als gäbe es keinen anderen Weg als diesen. Keine andere Möglichkeit, als ihn zu küssen und nie wieder damit aufzuhören. Die ganze Zeit über musterte ich sein Gesicht, seine warmen braunen Augen, in denen man sich verlor, wenn man nicht aufpasste, sein Kiefer, der die ganze Zeit über ein wenig verspannt war, als würde er mit den Zähne knirschen und diese Lippen, die danach riefen: „Küss mich!". Ich würde noch durchdrehen, wenn ich hier länger stand und wartete, dass irgendwas passierte. „Ich will nichts unüberlegtes tun", sagte ich. Meine Stimme hörte sich rau und brüchig an. Ayden sah mir tief in die Augen und sofort schmolz dieser winzig kleine Widerstand in mir, wie Schokolade in der Sommerhitze. Er kam mit seinem Gesicht immer näher an meins, bis ich seinen Atem auf meinen Lippen spüren konnte. Nur noch ein paar Zentimeter trennten sie voneinander, bis Ayden plötzlich innehielt. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich konnte weder klar denken, noch etwas anderes tun, als ein und aus zu atmen. „Wie viel Zeit soll ich dir geben, um darüber nachzudenken?", fragte Ayden. Seine Stimme war nicht mehr als ein raues Flüstern. Sie ließ mir Schauer über den Rücken laufen und sorgte dafür, dass ich, als ich den Mund öffnete, um etwas zu sagen, keinen einzigen Ton herausbrachte, sondern nur ein unverständliches Stottern und Quietschen. Aydens leises Lachen und seine Hand, die warm meinen Rücken entlang strich zu meiner Hüfte, sorgten dafür, dass mein Körper die Kontrolle übernahm und mein Verstand zurückgedrängt wurde. Ohne es bewusst zu wollen, legte sich eine meiner Hände über sein wild pochendes Herz, während die andere hoch zu seinem Nacken wanderte, um sich in seinen weichen dunklen Haare zu vergraben. Nur noch ein paar Millimeter trennten unsere Münder voneinander und mein Körper schien in Flammen zu stehen. Jede Zelle brannte, sehnte sich nach diesem Kuss. Sein Atem war warm auf meinen Lippen, kurz bevor sie sich trafen.
Dann wurde die Tür des Schuppens aufgerissen.

UnhurtableWo Geschichten leben. Entdecke jetzt