Unhurtable

Ayden

Mit der Klasse von Valentina unterrichtete Ayden noch einen anderen Oberstufenkurs, zu dem er fast zu spät kam, weil es ihn immer wieder zu Valentina zog, die im Krankenzimmer lag. Auch jetzt, während des Unterrichtes konnte er sich kaum konzentrieren, weil er das Gefühl hatte, ein Seil zöge ihn die ganze Zeit Richtung Tür, hinaus in die kalte Winterluft und zu ihr. Seufzend setzte er sich auf seinen Stuhl hinterm Lehrerpult und legte für kurz den Kopf in die Hände, um durchzuatmen. Er hatte den Schülern Aufgaben gegeben, weil er sich nicht konzentrieren konnte. Immer wieder schweiften seine Gedanken ab. „Ayden, kannst du mal kurz kommen?", fragte eine der Schülerinnen. Er konnte sich nicht mehr wirklich an ihren Namen erinnern. „Brittany vielleicht. Oder Tiffany? Auf jeden fall irgendwas mit einem Y", überlegte Ayden, als er zu ihr ging und vor ihrem Tisch in die Hocke ging. „Was gibt es denn?", fragte Ayden und versuchte nicht allzu resigniert zu klingen. Sie klopfte mit einem ihrer rot lackierten Fingernägel auf den Tisch und zog eine Grimasse, die ihn an einen Fisch mit aufgespritzten Lippen erinnerte. „Versucht sie etwa sexy zu wirken?", fragte Ayden sich und musste ein Lachen unterdrücken, was sie jedoch als Aufforderung sah, weiterzumachen. „Also, Ayden. Was hältst du davon? Du? Ich? Wir beide, auf der Party, die am Freitag steigen soll." Es klang mehr wie eine Aufforderung, als eine Frage und als sie versuchte ihre Stimme extra rau und sexy klingen zu lassen, konnte er sein Lachen kaum noch unterdrücken. „Ich verspreche dir, du wirst viel Spaß mit mir haben", sagte sie und fuhr mit ihrem Fingernagel den Kragen seines T-Shirts entlang. Ayden fing ihre Hand ab, legte sie zurück auf den Tisch und stand auf. „War's das? Mehr wolltest du nicht wissen? Also erst mal, ich bin dein Lehrer, auch wenn ich nicht viel älter bin als du und zweitens bin ich wirklich nicht interessiert." Man konnte deutlich die Belustigung und die Ungeduld in Aydens Stimme hören, vor allem, als Lindsay, der Name war ihm nach kurzem Überlegen wieder eingefallen, ein entsetztes Gesicht machte, als wäre ihr das nie vorher passiert. Ayden war sich selber nicht sicher, ob er abgelehnt hätte, wenn Valentina nicht die ganze Zeit in seinem Kopf herumspuken und ihn jetzt noch verrückt machen würde.
Er machte auf dem Absatz kehrt und ging wieder zurück zu seinem Stuhl. Überall wurde jetzt gemurmelt und getuschelt und Lindsay versuchte vergeblich ihren verletzten Stolz zu kaschieren. Garantiert bekam sie nicht oft einen Korb.
„Der Tag fing ja schon mal gut an. Ich bin verrückt nach einem Mädchen, das ich nicht kenne, schlage fast einen Schüler zusammen und stelle jetzt auch noch ein Mädchen vor ihrem ganzen Kurs bloß", dachte Ayden resigniert und hoffte, dieser Tag würde so schnell wie möglich vorbei gehen.