So nah, und doch so fern

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Pov Jenny
Hastig tatste ich nach meinem läutetendem Handy, da ich Anja nicht wecken wollte. "Ja?", so leise wie möglich flüstere ich verschlafen, wer da ist, weiß ich natürlich nicht. "Oh Jenny hast du geschlafen? Tut mir leid, wollte dich nicht wecken! Wie geht es euch und vor allem, wie geht es Anja?!", es war Moro, die sich am Ende der Leitung meldet. Sehr aufmerksam von ihr, nach unser Wohlbefinden zu fragen, aber so war sie immer, wenn auch etwas passiv. "Ach Maro! Sag mal wie viel Uhr haben wir den eigentlich? Wir haben eine etwas anstrengende Nacht hinter uns und sind hier in Anjas Heimat bei ihren Eltern. Naja wie es ihr jetzt geht, weiß ich noch nicht, weil sie noch schläft und da sie das braucht, will ich sie nicht wecken. Sie war nach unserer Landung noch kurz zu Lena gegangen und war ziemlich aufgebracht, aufgrund der gesamten Situation. Am Abend hatte sie mir alles erzählt und nun pass ich auf sie auf.", man, man, man! Scheiße!! Das mit der Nacht solltest du jetzt nicht erwähnen! Aber es ist nicht Lena am Telefon, die alles hinterfragen würde, sondern Maro. "Verständlich...Arme Anja, die muss wohl echt viel durchmachen, so kenne ich sie gar nicht. Pass gut auf sie auf. Ach und es ist halb 8, also keine Hektik! Grüß sie von mir. Bis dann, drück euch!"
"Danke Maro, Machs gut"

Kurz atme ich durch und schließe die Augen, doch öffne sie schnell wieder. Ich will nicht wieder die letzten Tage vor mir sehen. Es ist einfach zu viel.
Statt dessen drehe ich mich zu Anja, die wie immer leicht schnarcht. Was diese Frau alles durchmachen musste, das ertrage ich nicht. Sie lässt keinen an sich ran...nur bei mir versucht sie es und dennoch ist sie so nah und doch so fern. Zwar bin ich mit dieser wundervollen, starken und tapferen Frau zusammen, aber ich weiß wirklich manchmal nicht, wie ich ihr helfen kann, da sie immer wieder blockt. "Ach meine Anja..meine süße, tapfere Anja, wenn ich dir doch nur bei allem helfen könnte", sanft spreche ich meine schlafende Freundin an und berühre sie im Gesicht und plötzlich passiert es, sie öffnet ihre Augen und sofort vertiefe ich mich darin in diesem blau, das noch einen Hauch vom Grau enthält. Da muss ich einfach lächeln.
"Hast du was gesagt?"
"Ach nö...ich hab nur laut gedacht, alles gut, mein Schatz. Aber erzähl mir lieber, wie es dir geht. Maro hat vor kurzem angerufen"

Pov Anja
Eine sanfte Stimme dringt durch meine Ohren.
"Was hast du gesagt?", sobald ich in ihre Augen schaue, ist meine zerbrochene Welt für einen Moment wieder okay. "Ach nicht so wichtig, wie geht es dir? Maro hat angerufen", die kann mir nichts vormachen, ich hab doch genau gehört, was sie gesagt hat! 'Ach meine Anja..meine süße, tapfere Anja, wenn ich dir doch nur bei allem helfen könnte' diese Worte 'meine süße, tapfere Anja', sind wie Balsam für die Seele. "Was wollte Maro denn?", versuche ich auf ein anderes Thema zu wechseln. "Sie hat gefragt, wie es uns geht..und ich habe gesagt, dass wir hier in Chemnitz sind und eine etwas anstrengende Nacht hinter uns haben und dass du nach der Landung sehr durcheinander warst", super Jenny! Unsere Nacht interessiert niemanden! "Hmm also das mit der Nacht hättest du dir sogar bei Maro verkneifen können, die ist ja mit Gössling zusammen und die findet wie immer alles raus!"
"Ups...aber trotzdem! Egal wer sich einmischt oder rausfindet, nichts wird mich daran hindern, dich zu lieben und dir zu helfen!", vorsichtig schiebt sie ihre Finger zwischen meine und schaut mich an. Ungewöhnlich lange. Eigentlich würde ich sie küssen, aber jetzt will ich ihr einfach in die Augen schauen, die sehr viel Vertrauen aber auch Sorge ausstahlen. "Jenny, wovor hast du Angst?"
"Wovon sprichst du?"
"Deine Augen, ich..sehe Angst darin", jetzt weiß sie es und versucht es mir zu erklären.
"Ich..ich habe Angst um dich...dich zu verletzen...dich nicht immer zu verstehen, sogar...dich irgendwann zu verlieren.", nicht das schon wieder.
"Kleine, hör zu! Ich liebe dich! Und egal was ich habe, wirst du die erste sein, die davon wissen wird! Und verlieren, was für verlieren? Ich werde dich für immer Lieben!", hier hat sie einfach einen Kuss verdient. Ich kann ihr einfach nicht soviel danke sagen, wie oft sie mir hilft. Es folgen leidenschaftliche Küsse und ich lege mich leicht auf sie und will schon weiter gehen, doch sie stoppt mich. "Was...FRAUENPROBLEM?", das hätte ich auch knapp vergessen. "Naja...das sollte auch jetzt dann kommen aber..lass es uns doch einmal ruhiger angehen und außerdem", sie hebt ein Bein "tut das weh"
"Das sollte man mal anschauen!"
"Ach halb so wild. Die Schmerzen kommen und gehen"
"Naja wenn du meinst, ich will aber, dass du heute fit bist, da ich vorhatte, dir meine Heimat zu zeigen!"
"Ich bin dabei", kurz jubel ich und küsse sie. Ich genieße es irgendwie, nur mit ihr zu kuscheln, ist sogar manchmal spannender als das andere.

Liebe siegt über das AlterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt