Kapitel 11

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In meinem Zimmer angekommen, stürme ich auf meinen Kleiderschrank zu und greife wahr los hinein. Mit einer schwarzen Hose und einer Bordeaux Bluse gewappnet, gehe ich aus meinem Zimmer um mich im Badezimmer anzuziehen.

Fertig angezogen gehe ich ins Wohnzimmer wo Caner vor der Foto-wand von Derya und mir steht, und sich das Bild von meiner Mutter und mir ansieht was kurz vor ihrem Tod aufgenommen wurde.

Kaum hatte ich das Bild vor Augen, wurde mir erst richtig bewusst das ich meine Mutter seit unserem Umzug verdrängt habe. Selbst ihr Bild ist mir fremd geworden.

"Ist das deine Mutter?" Die Frage die Caner mir gestellt hat, gab mir den Rest. Noch bevor ich es aufhalten konnte kullerten die ersten Tränen meine Wangen hinunter. Total verzweifelt blickt Caner mir in die Augen.

In binnen von Sekunden reißt er sich los vom Bild, um die letzten Meter die uns trennen zu überbrücken. Seine großen und warmen Hände umschließen mein Gesicht. Mit seinem Daumen wischt er mir die immerzu auftauchenden Tränen weg.
"Sahra, was ist los? Warum weinst du?" Ich war nicht mal mehr in der Lage ihm zu antworten. Ich merkte nur noch wie Derya zusammen mit Lina ins Wohnzimmer gestürmt kamen, kurz bevor ich in Ohnmacht fiel.

Mit starken Kopfschmerzen wache ich in meinem Bett auf. Ein Blick auf mein Handy, was sich auf meinem Nachttisch befindet, verrät mir das wir es 3:58 Uhr haben.

Scheiße. Ich habe meinen Arbeitstag verpasst. Erschöpft lege ich mich zurück in mein Kopfkissen und schließe meine Augen.

Jetzt fällt mir wieder ein warum ich nicht auf meiner Arbeitsstelle erschienen bin. Der Gedanke an meine Mutter lässt mich in einen weiteren Heul krampf verfallen. Eigentlich habe ich solche Nervenzusammenbrüche seid Jahren nicht mehr. Nur leider finden sie mich genau jetzt wieder.

Ich merke wie sich einen Person neben mir richtet. Ich drehte mich auf die andere Seite und sah eine schwarze Silhouette neben meinem Bett. "Derya?" Ich sah die Silhouette eindringlich an, ich debattierte mit mir ob ich nun das Licht anmachen sollte oder nicht, doch meine Angst gewann und meine Hand schoss zu meiner Nachttischlampe. Herr Elmas, also Caner saß dort und allem Anschein nach schlief er. Das kann doch nicht wahr sein..dass muss ein Traum sein! Was hat mein Chef um 4 Uhr morgens in meinem Zimmer zu suchen?!

"C-Caner... ." Ich zögerte kurz, aber dann überwand ich mich und tippte ihn leicht an. "Caner." Das kann doch nicht wahr sein. Zögernd stieg ich langsam aus dem Bett und setzte mich an den Bettrand. Mein Kopf brummte immer noch und ich musste ihn mir kurz halten um klarer denken zu können.

Tief Luft holen Sahra und schon kannst du klarer denken. Als ich an mir herunter sah dankte ich leise Derya, dass sie mir eine Jogginghose und einen T-Shirt angezogen hatte. Langsam rückte ich ihm näher, nahm tief Luft und rüttelte nun etwas kräftiger als die letzten zwei male an ihm.

"Caner..wachen sie auf. Sie müssen aufwachen." Während ich das sagte war ich ihn noch an den Schultern am wach schütteln. Caner sitzt hier in meinem Zimmer um ehrlich zu sein fühle ich mich unwohl dabei, ich bekomme Gänsehaut wenn ich Ihn mir schon nur ansehe. Er sieht im Schlaf so friedlich aus. Aber da es mir zu intim wird und um das etwas aus zu balancieren, spreche ich ihn wieder mit 'Sie' an.

Langsam öffneten sich seine Augen und er musterte mich. " Für eine Frau haben sie eine ganz schöne Kraft Sahra..wie sie sehen bin ich wach, also können sie meine Schultern jetzt los lassen."

Mir stieg die Hitze ins Gesicht und ich war mehr als froh, dass das Licht nicht bis hier hin leuchtet und die Dunkelheit meine Röte verschluckt. Ich ließ seine Schultern los und räusperte mich kaum hörbar.

"Es tut mir leid, aber sie wollten einfach nicht aufstehen und naja, dann musste ich halt etwas kräftiger schütteln. Ich habe sie geweckt, weil ich wissen wollte was sie immer noch hier machen Caner. Wir haben 4 Uhr morgens."

"Ob sie es glauben oder nicht, aber ich habe mir Sorgen um sie gemacht und habe ihre Freundin Derya drum gebeten, ob ich hier bleiben darf bis sie aufwachen. Es tut mir leid, wenn ich ihnen damit etwas zu nah getreten bin. Ich wollte nur sicher gehen, dass es ihnen gut geht. Ich Habe gerade eben etwas übertreten was ich nicht hätte erwähnen sollen. Derya meinte zu mir es wäre nicht ihre Aufgabe es mir zu erzählen, was ich auch vollkommen verstehe..aber würden sie es mir bitte erklären."

Sollte ich es ihm erzählen? Ich meine er ist extra geblieben um sich zu vergewissern, dass es mir gut geht. Aber kann ich ihm wirklich schon so sehr vertrauen, dass ich ihm über meine Maman erzähle? Ich bin froh, dass er bemerkt hat das ich diese Situation etwas komisch finde und mich auch mit 'Sie' angesprochen hat.

"Caner...also es..es ist nicht ihre Schuld. Wirklich. Es ist wie sie selbst gesagt haben ein empfindliches Thema worüber ich noch nicht drüber weg bin. Machen sie sich keine Sorgen..aber....aber ich bin noch nicht bereit es mit ihnen zu teilen. Es tut mir leid."

"Es muss ihnen nicht leid tuen. Ich muss es auch nicht jetzt erfahren, lassen sie sich Zeit bis sie sich bereit fühlen Sahra. Ich wollte mich nur vergewissern, dass es ihnen gut geht und da das der Fall ist werde ich auch jetzt wieder gehen." Er steht langsam vom Stuhl auf und streckt sich kurz und dreht sich dann auch zum gehen.

"Ach und Sahra sie sind für heute entschuldigt sie brauchen nicht zur Arbeit zu kommen. Ich wünsche ihnen noch eine Gute Nacht." Mit diesen Worten verschwand er durch die Tür. Wenige Minuten später hörte ich einen Motor starten und Reifen, die weg fuhren.

Ich ließ mich zurück ins Bett plumpsen und bereute es direkt. Oh Gott mein Kopf...

ich bin froh, dass mich Caner für heute entschuldigt hat, mit diesen Kopfschmerzen bringe ich nichts zu Stande.

Caner...dieser Mann ist mir wirklich ein Rätsel!

Das er sich so um mich sorgt hätte ich nie gedacht, wieder bekam ich Gänsehaut und einen leichten Stich in der Bauchgegend.

Es war kein Schmerzvoller Stich..nein...es war ein Stich, der mich zu Hundert Prozent in Schwierigkeiten bringen wird.

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(1055 Wörter)


Schicksalsschlag [#Wattys2016]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt