Kapitel 38

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*Hört euch das Lied beim Lesen an*

Ich versuchte mich mental darauf einzustellen meiner Familie gegenüber zustehen. Einer Familie, die mich nicht wollte. Die mich verachtet aus einem Grund den ich mir selbst nicht vorstellen konnte.

Schon im Auto hing eine bedrückende Stille, die keiner von uns unterbrechen wollte oder vielleicht auch einfach nicht konnte.
Sollte ich mich schlecht fühlen, sollte ich die Schuld bei mir suchen?

Denn bevor man auf andere mit dem Finger zeigt, zeigen drei andere auf sich selbst. Also war es meine Schuld? Habe ich unsere Familie entzweit?

Ich schüttelte den Kopf. Das konnte nicht sein. Bis zum heutigen Tag habe ich nicht einmal gewusst, dass ich eine Familie habe. Ich dachte ich wäre allein, dass ich niemanden mehr hätte, nachdem ich meine Maman verloren hatte. Das war schon Strafe genug. Zu sehen wie das Leben deiner eigenen geliebten Mutter dahin floss. Und du sitzt nur da, kannst nichts tun sie weint und du versuchst stark zu bleiben ihr zu zeigen, dass sie sich keine Sorgen machen muss.

Das es dir gut gehen wird.

Doch innerlich stirbst du mit ihr. Jede einzelne Sekunde in der sie leiden muss, leidest du das dreifache, weil du weisst das du nicht tun kannst.

Und an ihrem Sterbebett musst du ihr versprechen stark zu bleiben. Das Leben hinzunehmen und dankbar für jede Minute zu sein.
Dich aber von niemanden runter ziehen zu lassen, zu kämpfen.

Und das würde ich tun, auch wenn mich meine eigene Familie abgestoßen hatte.

"Versöhnung."

Layla und Caner sahen mich an und runzelten mit der Stirn.

"Wie bitte?"

Während ich meine Worte aussprach sah ich aus dem Fenster, auf die Landschaft die uns umfasste.

"Wir fahren dahin um uns zu versöhnen. Nicht um noch mehr Streit zu entfachen. Alleine haben sie es nicht geschafft, warum auch immer. Aber lasst uns nicht noch mehr Feuer hinein werfen."

Layla war die erste, die ihre Meinung äußerte.

"Sahra sie haben die verstoßen. Sie haben dich-"

"Ich weiß was sie getan haben Layla. Das bringt uns aber trotzdem nicht weiter."

"Ich möchte nur eine gesunde und vereinte Familie haben. Ist das denn zu viel verlangt?"

"Nein ist es nicht, aber wie konnten sie dir das antun. Du hast nichts getan. Du warst doch nur ein Kind verdammt nochmal."

"Das weiß ich selbst Layla. Ich weiß es. Trotzdem habe ich kein Bock mehr, dass wir nicht ganz normal reden können, wie jede normale Familie. Ich weiß was sie alles getan haben, du musst mich nicht immer daran erinnern."

Meine Stimme erhob sich. Ich wusste was sie Taten und getan haben. Ich war ja schließlich das Opfer.

Aber das bedeutete nicht, dass ich nicht verzeihen konnte. Wenn es Gott kann dann kann ich es auch.

"Bitte versuch mich zu verstehen Layla. Zu viele Jahre sind vergangen in denen nur Hass herrschte, es wird Zeit das Frieden geschlossen wird."

"Ich werde ihnen verzeihen, aber vergessen werde ich es nie."

Die restliche Fahrt sagte keiner von uns was. Es wunderte mich schon warum Caner sich nicht dazu geäußert hatte. Warum er still blieb. Vielleicht wollte er uns das ja alleine klären lassen.

"In 10 Minuten sind wir da."

So leicht ich auch gerade eben sprechen konnte die Realität sah immer anders aus.

Schicksalsschlag [#Wattys2016]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt