Kapitel 26

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Das ich Caner nicht egal bin, wurde mir gestern erst so richtig bewusst. Trotzdem wollte ich für eine Weile keinen Kontakt mehr zu ihm. Den genauen Grund konnte ich selbe nicht nachvollziehen. Vielleicht lag es einfach daran das er sich zum wiederholten Male von Yasmin der Bitch verarschen lässt. Ist okay. Es ist schließlich sein Leben.

Leider fehlte mir die Kraft, um meine Augenlider zu bewegen, deswegen lag ich immer noch an seine Brust gepresst in seinem Bett, während er wie ein Baby schlief. Wie soll das alles nur gut gehen? Sobald er seine Augen öffnet, bitte ich ihn noch nach Hause zu fahren. Ganz einfach.

Auf dem Nachttisch lag sein Handy, welches ich ohne Probleme mit meiner linken Hand fassen konnte. Natürlich gehört es sich nicht, das Handy, welches einem nicht gehört anzufassen. Doch heute war es mir egal. Wenn ich schon meine Zeit totschlagen muss, dann auch mit was sinnvollen, oder nicht?

Kurz überprüfte ich, ob er wirklich schläft, dann nahm ich sein Eigentum in die Hand. Ich hatte damit gerechnet, dass er ein Bild von seiner Bitch als Hintergrund hat. Jedoch war das nicht der Fall. Er hatte das selbe Hintergrundbild wie ich. Es entstand auf der Hochzeit von Angè. Weiter kam ich aber nicht. Dieser Idiot hat sein Handy mit seinem Fingerabdruck gesperrt. Denkt er ernsthaft, dass irgendwer sein Handy haben möchte? Frustriert darüber, wollte ich sein Heiligtum wieder zurücklegen, bis eine Nachricht von Lina ankam.

Ohne das Handy zu entsperren, konnte man die Nachricht von seiner Schwester lesen. 'Wir machen uns sorgen um Sahra. Geht es ihr gut? Was hat es mit dem ganzen Blut im Badezimmer auf sich? Lass sie keine Sekunde aus den Augen, Abi'

Ich konnte nicht genau sagen ob ich das gut oder schlecht fand. Schließlich machen sie sich doch nur Sorgen um mich, oder? Die Zeit um darüber nachzudenken hatte ich nicht mehr, denn meine Blase meldete sich. Jetzt war es mir egal, ob Caner aufwacht oder nicht.

Ich kickte die Decke mit meinen Beinen weg und lief so schnell ich konnte auf das Bad zu. Zurück ins Bett wollte ich auf keinen Fall und hätte ich jetzt mein Handy gefunden, wäre ich schon längst aus der Wohnung gestürmt. Also entschied ich mich dazu, einige Folgen Grey's Anatomy auf seinem iPad zu gucken. Wenigstens hatte er auf diesem Gerät keine Sperre.

"Gute Morgen, bist du schon lange wach?" Caner ging um das Sofa rum, auf dem ich lag und setzte sich an mein Fußende. "Keine Ahnung. Kannst du mich bitte nach Hause fahren?" Wieso sollte ich lange um den heißen Brei herum reden, wenn die Chance besteht, früher nach Hause zukommen. Seine Gesichtszüge wurden angespannt und ich merkte wie er dem Drang versucht zu widerstehen, nach dem Grund zu fragen.

"Na klar, ich hole nur noch schnell deine Sachen." Nur zu gut konnte ich wissen, wie schwer es ihm fiel diesen Satz zu sagen. Aber was blieb mir anderes übrig? Erst küsst er Yasmin und dann beschuldigt er mich in einer Beziehung zu sein, obwohl ich ihm einen Tag zuvor gesagt hatte, das ich kein Interesse an Beziehungen habe.

Während der gesamten Autofahrt hatte nimand von uns geschafft, auch nur einen Mucks von sich zu geben. Gerade als ich aussteigen wollte, verriegelt der Idiot die Türen. "Was soll das Caner?" "Du hast mir immer noch nicht verziehen Sahra. Ich kann dich so nicht gehen lassen." Wieso sollte ich ihm verschweigen das er mich verletzt hat? Er sollte ruhig ein schlechtes Gewissen haben. "Ich möchte dich für eine Weile nicht mehr sehen Caner. Das ich zur Arbeit auch nicht mehr kommen werde, müsste dir klar sein." "Nein Sahra! Du kannst jetzt nicht einfach so gehen!" Okay, anscheinend wurde er jetzt sauer. "Und wie ich das kann. Jetzt schließ die Tür auf. Du machst alles schlimmer als es eh schon ist."

Ihm fehlten die Worte. Mehrmals versuchte er etwas zu sagen, ohne Erfolg. "Lass mich dann nur schnell deine Tasche in die Wohnung tragen." Mit einem mechanischen Klicken, öffneten sich die Türen. Vor der Wohnungstür angekommen, packte Caner mich am Arm und drehte mich in seine Richtung.

"Mach bitte keinen Dummheiten Sahra'm. Du kannst mich immer anrufen, egal was ist." Er legte seine Lippen auf meine Stirn, wodurch es mir noch schwerer fiel, Abschied von ihm zu nehmen. "Du bedeutest mir so viel. Ich.., Ich.. kann und möchte keinen Abstand zu dir, aber ich respektiere deine Entscheidung, denn ich habe Angst davor dich komplett zu verlieren. Herşeyim sensin Sahra."

Dann setzte er noch einen letzten Kuss auf meine Stirn und ging. Er hat gesagt, das ich Alles für ihn bin. Warum sagt er das, wenn er doch in einer Beziehung ist? Und warum geht es mir nicht besser, da er jetzt weg ist? Warum bildete sich mit jeder weiteren Sekunden die verstreicht, ein fetter Kloß in meinem Hals? Warum fühlte es sich so an, als würden meine Lungen nicht genügend Sauerstoff bekommen? Und warum, spürte ich den pulsierenden Schmerz, mit jedem Schritt den er von mir ging?

Jetzt stand ich hier, mit sovielen Fragen im Kopf, worauf ich keine Antwort habe. Im Wohnzimmer angekommen, sah ich das wir Besuch von Angelique bekommen haben. Auch Derya und Lina waren anwesend. Den Blick, den mir meine Freundinnen zu warfen, genügte das zum wiederholten Male die Tränen unaufhaltsam meine Augen verlassen.
Zuerst kam Ange auf mich zu, nahm mich in ihre Arme und begleitete mich aufs Sofa wo meine anderen Freundinnen mich ebenfalls umarmten. "Warum fühle ich mich nicht besser, jetzt wo Caner weg ist? Warum fehlt er mir?" Meine Stimme klang verzweifelt. "Caner möchte dich nicht gehen lassen Sahra, du drängst ihn immer weg, sobald er einen Schritt auf dich zu geht." "Er bedeutet dir mehr als du zugeben kannst. Schließlich kenne ich dich am längsten." "Du hast Gefühle für Caner." Genau das waren die Worte die auf keinen Fall hören wollte. "Wenn das Liebe ist, warum tut es dann so weh?" "Weil du der Liebe nie eine Chance gegeben hast." Derya scheute sich nicht davor, mir die Wahrheit ins Gesicht zu sagen, auch wenn ich sie nicht wahr haben will.

"Sehe ich so aus, als hätte ich Zeit für Liebe? Nein! Ich muss mich auf mein Studium konzentrieren. Mein Ziel war es die Träume meiner Mutter zu verwirklichen." "Denkst du ernsthaft, deine Mutter wäre enttäuscht von dir, wenn du einmal im Leben an dich denkst?" "Ich weiß es nicht." Zum Glück wollte niemand mehr die Konversation weiterführen, deswegen entschieden wir uns dazu, Pizza zu bestellen und uns einige Folgen Suits anzusehen. Gegen 17 Uhr verabschiedeten sich unsere beiden Gäste von uns. "Yasir hat mir angeboten bei sich in der Kanzlei zu arbeiten." "Da du jetzt eh einen neuen Job brauchst, wäre das doch die perfekte Lösung." "Du hast recht, ich ruf ihn an." "Das solltest du machen. Ich freu mich für dich canım." Sie lächelte mir nochmal zu, bevor ich den Raum verließ.

"Hey Sahra, wie geht's dir?" Schon nach dem zweiten Freizeichenton nahm er den Anruf entgegen. "Hallo Yasir, Gut und dir?" "Auch, ich denke mal du hast wegen den Stellenangebot angerufen. Bitte sag mir, das du schon ab der nächsten Woche anfangen willst." "Haha, wie ich höre, wartest du schon sehnsüchtig auf meine Zusage." "Sag ja oder nein Sahra." Die Ungeduld in seiner Stimme, war kaum zu überhören. "Nächste Woche, geht klar. Wann soll ich da sein?" "Danke Allah'ım. Endlich ist das Mädchen zur Vernunft gekommen. Sei um viertel vor acht vor eurer Wohnung." "Sei lieber nett zu mir, bevor ich es mir anders überlege." Nach kurzem Smalltalk nachdem wir das berufliche abgeschlossen hatten, legten wir schon wieder auf.

In vier Tagen beginnt mein neuer Job. Und in zwei Wochen das neue Semester. Ich hatte keine Zeit, mich ablenken zu lassen, deswegen entschied ich mich noch dazu, meine letzten Notizen aus den letzten Vorlesungen durchzusehen.

Langweilig, ich weiß. Dennoch ist es sehr wichtig, dass Caner und Sahra für eine Weile getrennte Wege gehen.

Habt ihr schon eine Ahnung, wohin das ganze führen wird? Oder schließt ihr nur voreilige Schlüsse? :b

Schicksalsschlag [#Wattys2016]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt