Meine Eltern und ich standen vor der Haustür von Yvonne. Heute ist Samstag und es sind sechs langweilige und trostlose Tage vergangen. Ich habe nichts getan, außer Musik gehört und mich auf die Fensterbank gesetzt und die Natur angeschaut. Ich dachte in letzter Zeit soviel nach über die Menschen die in meiner Umgebung sind, dass es schon beinahe gruselig ist und ich mich nach einem Menschen sehne, der mich versteht.
Die Tür öffnete sich und eine strahlende Yvonne machte die Tür auf und neben ihr standen die falsch grinsenden Eltern, die neidisch zu meinen Eltern blickten. Ich richtete meine Krawatte von meinem Anzug, dass mir meine Eltern aufgezwungen haben. Meine Mutter hatte ein Kleid mit High-Heels an und mein Vater ebenfalls ein Anzug. Yvonne trug auch ein Kleid, was unheimlich hässlich war, aber teuer aussah.
»Hallo Herr und Frau Tjarks. Thaddeus schön dich zu sehen!«, sagte Yvonnes Mutter überfreulich und wurden reingebeten. Für mich war das alles unangenehm und ich mochte diese Situation gerade nicht. Ich spürte förmlich ihren Neid und das mochte ich nicht. Generell mochte ich das nicht. Das einzige was ich wollte ist ein normaler Junge zu sein, den niemand wegen seinem Geld oder seinem Aussehen mochte, sonder wegen seiner Persönlichkeit. Doch das wird wohl nur ein Traum bleiben.
»Geht ihr zwei doch hoch, bis unser Koch das essen gemacht hat.«, sagte nun ihr Vater und lächelte. Ich nickte nur brav und folgte Yvonne, die mit ihren Hacken vorlief. Billig einfach nur. Vor allem wie ihr Zimmer aussah, als wir es betraten. Billig. Und damit meine ich nicht, dass die Sachen günstig waren, denn das waren sie nicht. Damit meinte ich, dass es einfach so aussieht wie bei jedem reichen. Einfach gleich.
»Was machen wir jetzt?«, quickte sie und sah mich an. Sie stemmte ihre eine Hand in die Hüfte und versuchte reizend zu wirken, womit sie weit daneben lag. Ihr Make-Up war nicht zu übersehen und ihre blauen Augen wirkten so unwirklich. »Weiß ich nicht. Schlag' was vor.«, sagte ich und betrachtete meine Hände.
»Musik hören und unterhalten?«, fragte sie und lächelte. Ich nickte nur und setzte mich auf Ihr frisch gemachtes Bett, während sie ihren iPod an einen Lautsprecher schloss. Die Musik drang durch die Boxen, aber es gefiel mir nicht. Der Stil der Musik gefiel mir wirklich nicht.
Ich zog eine strenge Miene. Wann habe ich überhaupt das letzte Mal ehrlich gelächelt oder mich an etwas erfreut? Ich weiß es nicht. Seid einer Woche denke ich so sehr nach, dass mir der Kopf beinahe zerplatzt. »Ich gehe kurz aufs Klo.«, flüsterte ich und stand auf. »Zweite Tür links.«, rief sie mir hinterher und ich befolgte ihren Anweisungen.
Ich schloss die Tür hinter mir ab und stellte mich vor den großen Spiegel.
Wie oft habe ich mich schon diese Woche im Spiegel betrachtet und über mich nachgedacht. Meine Augen scannten mich. Mich in diesem Anzug, indem ich aussah, wie mein Vater, wenn er zur Arbeit geht. Ich fuhr mit meinen Händen durch meine perfekt gemachten Haare, auch wenn ich sie dadurch zerstört hatte und eine Strähne auf meine Stirn fiel. Irgendwie fand ich mich gut damit. Es sah unperfekt und anders aus. Menschlich.
Ich fing an sanft zu lächeln und schaute mir meine Augen an. Sie waren eisblau und leicht grau. Das hatte ich nicht von meinen Eltern geerbt, denn beide hatten dunkelblaue Augen. Woher ich das hatte wusste ich nicht, aber sie wirkten selbst auf mich so kühl und unnahbar. Einsam.
Vielleicht liegt es auch daran, dass ich es bin und langsam habe ich auch das Gefühl, dass ich depressiv werde.
Ich lief aus dem Bad zurück ins Schlafzimmer, doch wurde gleich wieder ausgeschickt, da wir runter mussten. Ich lief mit Yvonne die Treppen runter und hielt ihr höflich meinen Arm hin, indem sie sich einhakte. Ich wollte wenigstens das tun, was mein Vater mir gesagt hat, bevor wir hier her gekommen sind. Unten warteten schon unsere Eltern mit Sektgläsern in der Hand und sahen uns an, wie ich Yvonne die Treppe runter half. »So ein wohl erzogenen Jungen haben Sie.«, sagte Yvonnes Mutter freundlich, als wir unten ankamen. Ich hörte den Neid schon förmlich in ihrer Stimme.
Ich lächelte falsch und sagte: »Bei so einer reizenden jungen Dame will ich mich doch von meiner besten Seite zeigen, Madame« Das war im übrigen gelogen. Sie lächelte ebenfalls und trank einen Schluck von ihrem Sekt. Ich fühlte mich wie eine Kopie von tausenden dieser höflichen Jungs. Ich fühlte mich so gleich und ich fühlte mich dezent verarscht.
»Wollen wir uns zu Tisch begeben?« fragte nun Herr von Schönberg, also Yvonnes Vater. Alle nickten zustimmend und Yvonne löste sich von mir und torkelte mit ihren viel zu hohen High-Heels hinterher.
Am Tisch angekommen, stellte ich mich an einen Stuhl und zog ihn für Yvonne zurück. Sie lächelte dankend und ich rückte ihn ihr zurecht, bevor ich mich neben sie setzte.
»Und nicht vergessen Thaddeus! Immer höflich sein heute und sei ein Gentleman gegenüber Yvonne.« Das hat mein Vater heute zu mir gesagt.
Dieses ständige höflich sein und falsche lächeln. Ich kenne es mittlerweile nicht mehr anders. Meine Freunde sind auch nicht anders, wenn man sie Freunde nennen kann. Die sind eh alle oberflächlich und mögen mich nicht wegen meinem Charakter.
Wie sehr ich dieses reich sein doch nur verabscheue.
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Anonymous | Tardy FF
FanfictionVer·ạ̈n·de·rung Substantiv [die] Veränderungen können innere und äußere Ursachen haben. Entsprechend der Rolle oder Erziehung. Bei vom Menschen beeinflussbaren Veränderungen besteht oft der Wunsch, sie auf ein Ziel hin auszurichten. Ve...