Es war der vierundzwanzigste Dezember. Der Schneesturm von vor paar Tagen hatte sich gelegt und stattdessen große Schneeberge hinterlassen. Ich richtete mir gerade meinen Anzug und korrigierte meine Frisur.
Meine Haut sah makellos aus, aber auch nur deshalb, weil mich meine Mutter gegen meinen Willen schminkte. Sie bemängelte dauernd, dass meine Haut so unrein geworden ist und meine Augen so rot unterlaufen sind.
Ich denke, ich habe einfach nur Schlafmangel. Dadurch wird auch meine Haut und mein Gesamtzustand schlechter.
Mein Kinn haben alle aufgehört zu bemängeln, da mein Gesamtbild einfach total zerstört war und ich in den Augen anderer nicht mehr perfekt aussah.
Meine Augenringe waren nicht mehr nur dunkel, es waren wie Säcke unter meinen Augen. Sie zeigten wie wenig Schlaf ich doch hatte und wie sehr ich ihn benötigte.
Mein Gesicht klebte fürchterlich, wegen dem Make-up und störte mich unheimlich.
Meine Eltern informierten sich beim Hautarzt, warum meine Haut sich so verändert hatte. Sie sagten, dass es vielleicht an Traurigkeit und Depressionen liegen könnte, da man deshalb mehr an Energie verlieren würde, als sonst.
Doch ich wollte nicht glauben, dass ich depressiv bin. Wieso sollte ich auch? Mir geht es doch gut, oder belüge ich mich gerade selbst?
Ich versuchte den Gedanken zu vergessen und richtete einen Anzug noch einmal vor dem Spiegel, obwohl ich das eben schon getan hatte. Ich war einfach nervös, die gesamte Familie Tjarks zu sehen, die dann wieder über Geld und mich redeten. Alle würden mich ansprechen, meine Cousinen würden mich nerven, meine Tanten und Onkel würden mich mit Fragen ausquetschen und meine Großeltern würden mich todes Loben, egal für was. Irgendwas würden sie schon finden, wie immer.
Das Klingeln der Tür unten riss mich aus den Gedanken und ich atmete tief durch, schloss meine Augen und konzentrierte mich kurz auf mich und mein Inneres.
Ich musste Anonymous einfach vergessen. Wenigstens für diese eine Nacht, jetzt wo alle hier sind. Ich kenne ihn nicht und ich werde ihn niemals kennen, dafür ist sein Mysterium zu groß. Aber wenn ich ihn nicht vergessen kann, dann muss ich wohl anders dafür sorgen. Ich muss aufhören ständig aus dem Fenster zu schauen und alles nach ihm abzusuchen. Ich muss wieder neu anfangen und wieder der Thaddeus Tjarks von vorher werden, das, was die Gesellschaft von mir verlangte.
Ich öffnete meine Augen und machte meine Schultern gerade. Ich setzte ein falsches Lächeln auf und atmete ein weiteres mal tief durch. Ich muss jetzt Thaddeus sein, das, was die Gesellschaft von mir verlangte.
Und das tat ich.
Ich lief die lange und breite Treppe unseres Anwesens runter, wo sich schon rund um die zwanzig Menschen versammelt hatten. Manche bemerkten mich, so wie meine Cousinen, die anfingen zu strahlen und auf mich zu rannten. »Thaddeus!«, riefen die Mädels die etwas jünger als ich waren. Mein falsches Lächeln wurde langsam ein immer krampfhafteres Grinsen und ich öffnete meine Arme, dass sie sich reinwerfen konnten, was die drei auch taten. »Wir haben dich so vermisst!«, sagten sie und kuschelten sich an mich. »Ich euch auch.«, log ich und löste mich langsam wieder von den Mädchen.
Nach der Reihe begrüßte ich die ganze Familie. Sie freuten sich mich zu sehen, aber ich freute mich nicht. Es waren mir zuviel reiche Schnösel auf einmal. Viel zu viele auf einem Fleck, die mich einengten. Mich krank machten.
»Thaddeus, komm' doch zum Baum. Die Geschenke sind an der Reihe!«, sagte meine Mutter und lächelte mir liebevoll zu. Ja, ich liebe meine Mutter, aber sie verlangte von mir immer diese hundert Prozent. Doch kein Mensch kann immer alles gut machen. Ich lächelte sie auch halbwegs liebevoll an und lief dann zu den anderen.
Ich hatte mich größtenteils abseits gehalten und nur mit Verwandten geredet, die mich angesprochen haben, sonst stand ich still in der Ecke, mit verschränkten Armen und gesenktem Blick. Irgendwie wollte ich nicht Teil an diesem Fest haben. Ich wollte nicht mit diesen Menschen beisammen sein, viel lieber bei Anonymous, aber ich musste ihn aus meinem Leben verbannen.
Ich setzte mich zu den anderen und nach und nach packten wir alle Geschenke aus. Natürlich war alles teuer und totaler Humbug. So wie jemandem an Weihnachten ein MacBook oder eine Rolex zu schenken, doch so sah es wieder einmal aus.
Von meinen Eltern bekam ich ein neues Handy und eine Polaroid, da meine weg waren. Ich wusste nicht, ob Anonymous die Gegenstände verkauft hatte oder nicht. Eigentlich war es mir auch egal, aber meine Polaroid würde ich vermissen. Sie hatte mich seid ich dreizehn bin begleitet und nun ist sie vielleicht für immer fort.
Alle probierten ihre Geschenke aus und unterhielten sich, während ich mich die Treppe hoch zu meinem Zimmer lief. Sie haben mich mittlerweile eh vergessen, jetzt wo sie mich mal paar Stunden gesehen hatten. Nur meine Großeltern bemerkten mein verschwinden, aber sie merkten, dass ich alleine sein wollte.
Ich öffnete die Tür und ging ins Zimmer. Danach schloss ich die Tür hinter mir, schloss sie ab und ging zum Schrank. Ich zog mir etwas gemütliches an, nahm die Abschminktücher, die neben mir lagen um mein Gesicht zu säubern und verstrubbelte mir meine Haare.
»Ich wusste gar nicht, dass Männer Make-up tragen. Ist das Trend bei euch Reichen?«, erklang eine Stimme und ich drehte mich blitzartig um. Auf dem Bett lag Anonymous. Ein freches Lächeln schmückte sein Gesicht und seine Augen schimmerten wunderschön grün-blau von meinem Nachtlicht. »Was? Noch nie jemanden auf einem Bett liegen sehen?«, fragte er amüsiert. »Ich.. äh. Wie bist du hier reingekommen?«, fragte ich komplett neben der spur und wunderte mich innerlich, dass ich ihn nicht bemerkt hatte. »Ich wollte dir frohe Weihnachten wünschen. Eure Fenster sind leichter zu knacken als man denkt.«, sagte er und sein Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. »Ach übrigens. Mein Weihnachtsgeschenk für dich.«, sagte er und griff neben sich vom Bett zu meinem Handy und meiner Polaroid. Immer noch total verwirrt blieb ich wie angewurzelt stehen. Tränen sammelten sich in meinem Auge.
»Nein. Das Geschenk brauche ich nicht. Das einzige Geschenk gerade, bist du.« Und schon flossen die Tränen aus meinem Auge.
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Anonymous | Tardy FF
FanfictionVer·ạ̈n·de·rung Substantiv [die] Veränderungen können innere und äußere Ursachen haben. Entsprechend der Rolle oder Erziehung. Bei vom Menschen beeinflussbaren Veränderungen besteht oft der Wunsch, sie auf ein Ziel hin auszurichten. Ve...