Ich wusste, Anonymous wäre nicht Anonymous, wenn er heute nicht auftauchen würde. Es war Mittwoch, ein eigentlich schöner Tag, doch meine Stimmung passte nicht. Vögel zwitscherten, der Schnee schmolz und die Sonne schien. Kinder aus dem Reichenviertel waren zu hören und ab und zu ein oder zwei Autos. Es schien alles so schön an diesem Ort, in dem Viertel in dem ich lebte. Doch dieser Ort war eine Hölle, eine Lüge. Ein Ort an dem du gezwungen wirst das zu sein, was die anderen von die wollten. Perfektion stand an erster Stelle. Gleichheit, doch dennoch was besonderes, was die Leute mit ihrem Geld festlegten. Ich, Thaddeus Tjarks, wohl einer der reichsten auf diesem Erdball und reichste dieses Viertels, bin ausgerechnet der, der sagte das er dieses System hasste. Ich, der eigentlich brave, höfliche Sohn von Herrn Tjarks, Leiter von Tj Records, sage das ich hier fort will und ein Leben hinter der Scheinwelt führen wolle. Ich wollte flüchten aus diesem riesigen Anwesen, weswegen alle anderen Häuser aussahen wie Abschaum. Ich wollte zu Menschen, wie Anonymous, der irgendwie besonders ist. Nicht nur, weil ich in ihn verliebt war, sondern auch, weil er das widerspiegelte, was ich sein wollte. Und vielleicht war das auch eines der Gründe, warum ich mich verliebt hatte. Einfach weil seine Art, sein Denken und vielleicht sogar seine Fassade meine Wünsche widerspiegelte.
Ich lief zu meiner Fotowand und betrachtete alle Bilder, so wie ich es schon tausend Mal getan hatte. Es war ein Wunder, dass hier noch Fotos drauf passten. Ich musste schmunzeln, als ich wieder die Fotos von Anonymous und mir sah. Das Bild mit unseren ineinander verschränkten Händen, welches ich wieder an die Wand gehängt hatte. Und dann war da auch noch das Bild von der Nacht, wo er sich reingeschlichen hatte und ich am schlafen war. Wie sehr ich dieses Bild doch liebte. Es war zwar leicht verwackelt, dennoch konnte man Anonymous' Profil perfekt sehen und mein zerknautschtes Gesicht vom schlafen. Immer wenn ich dieses Bild sah kribbelte mein Bauch, weil Anonymous' Blick einfach so starr auf mich gerichtet war, wie als wäre ich sein Fixpunkt. Wie sehr ich mir doch wünschte, dass ich es bin, aber es nicht so scheint.
Ein Klopfen löste mich aus meinen Gedanken und sah in Richtung Fenster, wo ein ernst schauender Anonymous war. Ich lächelte sofort und öffnete das Fenster, damit er reinklettern konnte. Er kletterte durchs Fenster und wuschelte sich anschließend durch die Haare. Und ich wusste es. Anonymous konnte man nicht an dem was er wollte hindern und dieses Mal, trotz der Drohung meines Vaters hinderte es ihn nicht daran hier aufzutauchen. Er trug eine graue Hose und einen blauen übergroßen Pullover, dazu seine durchsichtige Brille. Und irgendwie sah das verdammt gut aus. Er sah zu mir rauf, wieder dieses blasse Lächeln, was aus meinem strahlenden Lächeln das Selbe machte. »Ähm..« Mehr konnte ich nicht sagen, weil mir diese komisch abweisende Art Sorgen machte. Er weißte mich ja nichtmal wirklich ab, aber dieses Lächeln schien so unvertraut, dass es mir kalt über den Rücken lief. »Heute ist Mittwoch.«, sagte er und sein blasses Lächeln wurde zu einem ernsten Blick. Ich nickte, war mir unsicher was ich sagen sollte. »Kommst du mit, oder soll ich gehen?«, fragte er und legte eine Hand auf meine Schulter. »Ich komme mit.«, sagte ich ziemlich niedergeschlagen und nahm meine bereits gepackte Tasche. Doch bevor er aus dem Fenster steig, hielt ich ihn an der Hand fest. »Warum hast du deinen richtigen Namen gesagt?«, fragte ich ihn. Er drehte sich um, sah erst auf unsere Hände und dann in meine Augen.
»Du sagtest, du hast mich als Anonymous kennen gelernt und als Anonymous wäre ich dir wichtig geworden. Wenn das so ist, will ich nicht, dass dein Vater - der mich am liebsten tot sehen will - die Person kennenlernt, die ich wirklich bin und die dir wichtig ist. Darum. Vielleicht ist das dumm und schwachsinnig, doch wer ist das schon nicht in dieser Welt?«
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Anonymous | Tardy FF
FanfictionVer·ạ̈n·de·rung Substantiv [die] Veränderungen können innere und äußere Ursachen haben. Entsprechend der Rolle oder Erziehung. Bei vom Menschen beeinflussbaren Veränderungen besteht oft der Wunsch, sie auf ein Ziel hin auszurichten. Ve...