Ich wusste, dass sie tot waren, tief im inneren hatte ich es schon gewusst. Doch jetzt hatte ich auch noch die Gewissheit. Sie wurden von den Huntern getötet.
Einfach so ließen sie sich töten. Lassen mich in der Höhle zurück nur um getötet zu werden. In mir kam der Drang hoch zu schreien, zu töten, zu zerstören. Aber ich schwieg, wie der Hunter vor mir, der behauptet er wäre mein Bruder. Dann dachte ich an das, was er eben gesagt hatte. Wenn ich mich an die Regeln hielt, würde ich aus dieser Zelle kommen. Jedenfalls Tags über. Der einzige Nachteil war, dass ich ihnen gehorchen musste.
"Trotzdem werde ich dich, einen Hunter, nicht als meinen Bruder akzeptieren"
Ich ignorierte sein Seufzen und heftete meine Augen auf ihn.
"Ist mir auch egal. Solange du einwilligst und wir endlich hier aus dem stickigen Ding raus kommen"
"Ich willige ein" war das einzige, was ich noch von mir gab.
"Dann können wir ja anfangen" sagte der Hunter trocken und holte die beiden anderen wieder rein.
Der große Hüne blickte sofort zu Taivas, dieser nickte und mir wurden endlich die Ketten aufgeschlossen. Zu meinem Leiden ließ er aber die um meinen Hals und die, die meine Beine und Hände miteinander verbanden. Dieses blöde Ding, was ich um meinen Mund getragen hatte, nahmen sie mit. Als mich aus dem Kasten führten, verfluchte ich mein verwundetes Bein. Es schmerzte mehr als zuvor und pochte, das führte dazu, dass ich humpelte und meine Schwäche preisgab. Dennoch, ich war froh, als ich frische Luft zum atmen hatte und nicht diese stickige, kalte nach Metall riechende. Das Licht der Sonne blendete mich und es dauerte, bis ich mich an das Licht gewöhnt hatte. Die Hunter ließen mir nur nicht viel Zeit, zogen an meinen Ketten und ich folgten ihnen einen Schotterweg entlang, der an einem Trainingsplatz vorbeiführte. Die Hunter, die dort trainierten, waren noch Jung, weshalb ich vermutete, dass es sich um Lehrlinge handelte. Sie bekamen grade Unterricht im Schwertkampf, allerdings wurden sie von mir abgelenkt. Sie starrten mich an wie ein Ausstellungsstück und ich war kurz davor sie anzuknurren, als Mortem an der Kette zog und ich stolperte. Eine Warnung, dass ich es bleiben lassen sollte.
Wiederwillig hob ich den Kopf und starrte gerade aus, die Blicke der Hunter und Lehrlinge ignorierend.
"Das ist ein Halbblut" rief der Meister den Lehrlingen grade zu "Gegen diese Mistviecher werdet ihr, nach eurer Ausbildung kämpfen und sie töten. Als schaut ihn euch genau an"
Die Jungen redeten untereinander und ich hörte den Spott, der in ihrer Stimme mitschwang. Ich versuchte mich auf den schwarzhaarigen Hunter zu konzentrieren, der mein Bruder sein soll aber als dann ein Stein mich an der linken Schläfe traf, war es vorbei. Ich drehte meinen Kopf zu und wusste sofort, wer geworfen hatte, denn dem älteren Lehrling wurde lachend auf die Schulter geklopft. Die Kette spannte sich, als ich stehen blieb und Mortem am weitergehen hinderte. Knurrend fixierte ich den Jungen und die Lehrlinge traten sofort einen Schritt zurück, auch ihr lachen hörte auf. Zu recht, denn meine Fühler waren aufgestellt und starrte sie drohend an. Ich wäre einen Schritt nach vorne gegangen aber der schwarzhaarige kam mir zuvor.
"Lasst das Halbblut in Ruhe" rief er. "Oder ich lasse ihn los und ihr könnt eure mickrigen Talente an ihm ausprobieren."
Amüsiert sah Taivas zu wie die Lehrlinge sich unsicher anschauten und ich hätte gerne gelacht, wenn mir nicht grade bewusst war, wo ich mich befand
"Ihr sollt ein Halbblut nicht provozieren"
Der Lehrer und Hunter rief ärgerlich etwas und sofort stellten sich die Jungen Hunter in einer Reihe auf. Demjenigen, der den Stein geworfen hatte, wurde eine Standpauke gehalten, und seinem Gesicht nach zu Urteilen hatte er soeben ein Aufgabe auferlegt bekommen, die nicht sehr angenehm war.
Nach einem ziehen an der Kette ging ich weiter und lachte innerlich über die Angst in den Augen der Jungen. Wenn die schon vor meinem Anblick zurückweichen, wie sollte es dann werden, wenn sie einem Drachen gegenüberstehen?
Wir kamen an einem kleinen Gebäude an, welches nach Kräutern und Medikamenten roch.
"ich gehe einen Arzt holen, der sich das Bein von ihm anguckt" rief Taivas und war in dem Gebäude verschwunden. Wenig später kam er mit einem kleineren Mann in einem weißen Kittel und Abzeichen der Hunter wieder. Dieser Arzt hatte eine kleine Tasche dabei und blieb kurz stehen, als er mich sah. Unsicherheit lag in seinen Augen und auch etwas Angst. Mortem führte uns weiter in ein nebenstehendes Gebäude, welches um einiges Größer und länger war, als das vor dem wir eben standen.
"Hier leben wir und diskutieren in unseren Teams die Aufträge" erklärte Taivas und erntete einen Blick von Timor.
"Was denn? Was soll er schon damit anfangen können? Sind eh kaum da" gab er nur zurück und öffnete Schulterzuckend die Tür.
Mich interessierte es nicht, wofür sie die Gebäude nutzten, ich konnte eh nicht frei umherlaufen.
Wir traten ein, gingen einen Flur entlang und gelangten über eine Treppe in den zweiten Stock, dort kamen wir nach wenigen Metern vor einer Tür stehen. Die Tür war nicht abgeschlossen und der bekannte Geruch eines verhassten Hunters trat mir in die Nase. Als wir eintraten stand Tywill, ich hatte mir unwillkürlich seinen Namen gemerkt, mitten im Raum.
"Ihr habt also wirklich das Halbblut hier her gebracht" murrte er und musterte zuerst mich und dann Taivas.
"Ich habe etwas sehr interessantes gefunden" fuhr er fort und holte einen Zettel hervor.
"Woher hast du den?" fragte Taivas sofort.
"Reg nicht gleich so auf. Der lag auf dem Tisch. Kann ich doch nichts für wenn ihr ihn so achtlos da liegen lasst"
"Gib ihn her"
"Warum ?"
"Weil das meiner ist und es dich nichts angeht"
"Ich glaube aber schon, dass es uns allen was angeht."
Ich war verwirrt wie ein Zettel so wichtig sein konnte, also verdrehte ich kurz die Augen und amüsierte mich über die Streiterei.
"Es geht euch überhaupt nichts an"
"Tja, aber wenn unser guter kleiner Taivas der Zwillingsbruder unseres kleinen Gefangenen ist, denke ich es schon"
Taivas war ruhig geworden und der Hunter, den ich einmal fast erwürgt hatte, blickte ungläubig zwischen den Streithähnen hin und her. Schließlich riss er dem einen den Zettel aus der Hand und überflog ihn kurz. Dann sah er zu mir und wieder zu Taivas.
"Jetzt verstehe ich, warum du wolltest, dass er nicht getötet wird"
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THE HALFBLOOD-Pausiert
FantasyEine Welt in der Drachen und Mensch verfeindet sind. Eine Welt in der Halbdrachen verfolgt, gejagt und getötet werden. Darunter zwei Brüder, miteinander verfeindet bis auf den Tod. Werden sie sich am Ende bekämpfen oder beenden sie die die endlose F...