Die geschockten Blicke des Mädchens und von Taivas saßen immer noch in meinem Kopf. Warum musste das alles auch passieren. Wie konnte das passieren ? Eben habe ich noch den Apfel gegessen und dann waren da nur noch die Gesichter von meinem Bruder und dem Mädchen.
Und wieder Blut. An meinen Händen, an meinen Zähnen, an meiner Kleidung.
Ich will das nicht. Die haben es zwar verdient, aber nicht so.Ich befinde mich an einem breiten Bach und spülte mir meinen Mund aus. Blut klebte an meinen Zähnen und der metallische Geschmack füllte meinen Mund.
Das Blut an meinen Händen hatte sich schon gelöst und die Verletzung an meinem Arm hatte aufgehört zu bluten. Den Schmerz nahm ich aber nur leicht war.
Ich wusste nicht so ganz wie ich hier hin gekommen war aber immerhin war diese Stelle am Bach ruhig. Die Büsche und Bäume ließen es auch kaum zu, dass man hier hin kam.
Dennoch schaute ich mich einmal um, ob nicht doch jemand meinte Ruhe zu stören. Aber ich bemerkte, noch sah ich jemanden.
Etwas beruhigt ließ ich mich auf dem Gras nieder. Mir war es egal ob es nass war, Hauptsache ich konnte erst einmal schlafen. Und mit ES würde ich mich später beschäftigen.Als ich aufwachte, hing die Sonne bereits tief am Boden und war schon fast untergegangen. Im Wald war es schon dunkel. Die Nacht ist noch nicht ganz hineingebrochen und ich beschloss von diesem Ort zu verschwinden. Er war zwar geschützt aber dennoch konnte er von den Huntern schnell gefunden werden. Ich versicherte mich ob ich alles hatte. Dann streckte ich mich ausgiebig und flog los.
Zuerst hielt ich mich ziemlich nah an den Baumkronen auf. Das Blätterwerk war ziemlich dicht und man konnte nicht hindurchschauen. Und selbst wenn man etwas sehen könnte, würde man es mit einer Eule verwechseln.
Mittlerweile war der Himmel schwarz und ich traute mich höher zu fliegen. Wenige Wolken bedeckten den Mond und kleine Fledermäuse schwirrten hin und wieder an mir vorbei. Der Wald war ziemlich groß, weshalb ich selbst jetzt noch nicht das Ende sehen konnte. Dafür erblickte ich aber kleine Lichter in der Ferne die sich bewegten. Ich vermutete, dass dort ein Weg ist und ich entfernte mich. Ich wollte nicht gesehen werden. Die Angst, dass ES wieder meinen Körper übernahm, wahr zu groß. Mittlerweile fürchtete ich mich ja kaum vor etwas. Aber das lag vermutlich daran, dass meine Drachen mich nicht mehr beschützen können.
Sofort wallte Wut in mir auf als ich daran zurückdachte. Ich spürte auch ES, es wand sich in mir und wollte sich zu meinem Verstand durchkämpfen. Aber ich würde es nicht zulassen. Ich würde ihm nicht ein weiteres mal die Oberhand lassen. Ich drängte ES zurück und fühlte, wie mein Körper, der sich verkrampft hatte, wieder entspannte. Auch mein schnellen, abgehackten Flügelschläge wurden wieder ruhiger und gleichmäßig. Seufzend merkte ich, wie ich an Höhe verloren hatte und stieg wieder höher.
Ich wollte mehr Abstand zwischen mich und den Huntern bringen. Auch wenn die mich nicht einholen könnten. Aber man weiß ja nie.
Das Gesicht des Mädchens blinkte in meinem Kopf auf. Mittlerweile fragte ich mich, warum ich es zugelassen hatte, das sie mir nah kommt.Ich beschloss zu landen und fand einen hohen Baum, der die anderen überragte. Die Äste waren lang, groß und dick. Dazu wurde das innere der Baumkrone durch das dichte Blätterwerk verdeckt. Perfekt um eine Pause zu machen und sich ein wenig auszuruhen. Ich durchsuchte meine Tasche nach etwas essbarem. Fand aber nichts. Sieht also aus, als müsste ich mich entweder einem Dorf nähern oder ich raubte Reisende oder Händler aus. Ich bevorzugte letzteres.
Nachdem ich aufgewacht war, ging die Sonne langsam auf. Dennoch war es noch ziemlich dunkel und ich beschloss mich am Rand des Weges auf die Lauer zu legen. Ich versteckte mich im Geäst eines Baumes und lugte zwischen den Blättern hervor. Dann hieß es warten.
Es dauerte einige Zeit bis jemand kam aber es handelte sich nur um zwei junge Männer die nichts als ihre Kleider dabeihatten. Nicht einmal eine Tasche. Es war also sinnlos, sie anzugreifen.
Wenige Minuten später kam dann ein Händler vorbei. Sein Wagen wurde von einem alten Esel gezogen der aussah, als würde er nicht mehr lange machen. Denn sie kamen nur langsam voran und der Händler wirkte auch nicht sonderlich Jung. Beide dürften ihre besten Zeiten bald hinter sich haben und ich fand es nicht nötig ihnen auch ihre letzten Jahre zu nehmen.
Ich dachte der Händler würde einfach weiterziehen aber ich habe mich geirrt. Der Esel blieb einfach stehen. Mitten auf dem Weg hob er den Kopf und sah sich ängstlich um. Er gab ein paar Geräusche von sich und versuchte rückwärts zu laufen. Der Händler strich über seinen langen grauen Bart und stieg dann ab. Er ging zu seinem Zugtier und tätschelte ihm beruhigend die Schnauze. Ich glaubte er würde jetzt weiterziehen aber stattdessen drehte er sich zu meinem Baum um und sah mit seinen grauen, von Weisheit und Leben geprägten Augen zu mir hinauf. Ich war überrascht, dass er mich anscheinend sehen konnte. Denn unsere Augen trafen sich und er winkte schließlich mit seiner Hand. Zögernd ob ich einfach verschwinden oder sitzenbleiben sollte wartete ich.
"Komm doch her. Wenn mein treuer Freund dich erst einmal sieht und näher kennenlernt wird er auch weitergehen." krächzte der Alte Herr und zu meiner Überraschung lächelte er.
Ich sprang vom Baum hinab. Er wirkte nicht sonderlich beunruhigt ein Halbblut vor sich zu sehen. Er lächelte einfach nur weiter.
"Hallo mein Junge. Komm doch näher."
Ich blieb wo ich war, sagte nichts und musterte ihn misstrauisch.
"Du bist nicht grade höflich. Sag doch wenigstens Hallo. Deine Drachen haben dir ja anscheinend keine Manieren beigebracht. Fanden es wohl nicht nötig."
Ich schwieg immer noch.
"Aber die Drachen heutzutage sind eh alle unhöflich und haben sich ziemlich zurück entwickelt." fuhr er fort.
Bei diesen Worten horchte ich auf. Er schien mit Drachen zutun gehabt zu haben.
"Du weißt etwas über Drachen?"
"Ah! Das Jungblut kann also doch sprechen. Ich dachte schon die Halbblüter hätten ebenfalls verlernt zu sprechen."
"Du hast mit anderen Halbblütern geredet?"
"Ja. Aber warum gesellst du dich nicht zu mir. Ich könnte eine kleine Eskorte zum nächsten Dorf gebrauchen."
Ich überlegte und fasste einen Entschluss. Es war zwar nicht unbedingt eine gute Idee, jemanden nach den letzten Ereignissen zu begleiten oder überhaupt mit jemandem in Kontakt zu treten aber ich konnte etwas über das frühere Leben erfahren.
"Aber nur wenn du mir über die früheren Zeiten erzählst." stellte ich meine Bedingung "Dann werde ich dich begleiten."
Der alte Herr wirkte zufrieden, denn er nickte nur, zeigte auf den Wagen und stieg selbst wieder hinauf. Ich setzte mich hinten hin und sah erwartungsvoll auf seinen Rücken.
"Also?"
"Nun mal langsam. Wieso isst du nicht erst einmal was? Du hast bestimmt lange nichts mehr gegessen." Er drehte sich mit seinem von Falten gezierten Gesicht zu mir um.
"Irgendwo in einem der Körber dürfte geräuchertes Fleisch liegen. Bediene dich ruhig."
Ich ließ mir das nicht zweimal sagen. Ich brauchte nicht lange suchen und hielt dann auch ein Stück geräuchertes Schweinefleisch in der Hand. Bevor ich aber zu essen begann prüfte ich es noch auf irgendwelche Anzeichen von Gift oder sonstigem. Als ich nichts fand stürmte ich darüber her und genoss es, endlich mal wieder Fleisch zwischen den Zähnen zu haben.
DU LIEST GERADE
THE HALFBLOOD-Pausiert
FantasyEine Welt in der Drachen und Mensch verfeindet sind. Eine Welt in der Halbdrachen verfolgt, gejagt und getötet werden. Darunter zwei Brüder, miteinander verfeindet bis auf den Tod. Werden sie sich am Ende bekämpfen oder beenden sie die die endlose F...