Wir sind auch nur Menschen

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Mir wurde bewusst, dass ich noch immer Ricks Sachen an hatte. In Gedanken verfluchte ich mich selbst. Jetzt interpretierten sicher Michelle und Steve alles möglich da rein. ,,Es tut mir leid", riss mich Michelle aus meinen Gedanken. Fragend schaute ich sie an. ,,Naja... ich war einfach aufgebracht und...", sie verstummte und suchte vergebens nach den richtigen Worten. ,,Ich bin dir nicht böse. Komm ich weiß doch, dass man nicht alle Lehrer mögen kann. Wir sind auch nur Menschen und mit manchen versteht man sich und mit manchen eben nicht", erklärte ich ihr. ,,Dass ist es nicht", widersprach sie. ,,Warum hast du dann so etwas behauptet, ich meine wegen Fotze und so?", fragte ich verwundert. ,,Naja, Sie... ich...", versuchte sie sich vergebens zu erklären. ,,Lassen wir das Sie weg, ich glaube, dass wir uns sowie so jetzt öfters hier sehen werden. Aber in der Schule gilt es trotzdem noch."
Michelle nickte. ,,Es ist nur, ich habe eigentlich noch nie wegen Rick und so geredet. Und Si-du bist die erste die es erfahren hat. Das Vertrauen was ich in dich hatte, hat mich selbst etwas erschreckt. Und als du dann gesagt hast, ich oder wir sollen keine Dummheit anstellen, sind bei mir einige Sicherrungen durchgebrannt", brach es aus dem Mädchen hervor. Erneut hatten sich Tränen in ihren Augen gebildet. Mit einer schnellen Bewegung wischte sie sie weg. ,,Es tut mir, das war dumm von mir. Ich weiß wie du dich fühlst." ,,Nein weißt du nicht", widersprach sie mir. ,,Doch auch ich hatte so eine ähnliche Situation", erklärte ich schief grinsend. ,,Echt? Wer war es bei dir?", fragte sie mich mit großen Augen. ,,Es war ein Lehrer. Max hieß er. Ich war 15 und er mitte 30. Er hat Mathe unterrichtet. Ich glaube, er hat entschieden zu meinem Berufswegentscheidung beigetragen", schwelgte ich in Erinnerungen.
,,Und was hast du gemacht?" ,,Vorerst nichts. Ich hatte ihn nur ein Jahr und dann bekamen wir einen anderen Mathelehrer. Als ich vor meinem Matura also Abijahr war, wusste ich schon, was ich studieren würde. Ich habe mir also noch Hilfe und Tricks und Tips geholt, von meinen Lehrern an unserer Schule. Max hat sich dann sozusagen um mich ,,gekümmert". Dabei habe wir uns angefreundet. Ich war damals 17 und noch minderjährig. Naja irgenwann kam raus, dass ich mich in ihn verliebt hatte. Sonderbarer Weise, war er auch nicht ganz von mir abgetan. Wir wussten aber, was passieren könnte, würden wir auffliegen. Wir führten bis zu meiner Matura eine normale Freundschaft. Danach stellten wir uns die Frage, was jetzt passieren sollte. Wir waren beiden noch Solo, also warum nicht, haben wir uns gedacht", erzählte ich. ,,Und was ist dann geschehen?", fragte Michelle nach längerem Schweigen. ,,Wir haben es zwei drei Monate probiert, haben aber eingesehen, dass es nicht wirklch funktioniert. Wir waren schon zu tief in der ,,Friendzone"." Ich setzte das Friendzone unter Anführungszeichen, da es mir eigentlich so nicht wirklich passend schien. Es beschreibt es nicht treffend und es fühlt sich irgendwo auch falsch an.
,,Und jetzt seid ihr was?" ,,Freunde. Wir haben uns wieder aufgerauft. Es war nach der Probezeit Funkstille. Jetzt sind wir nur Freunde", beendete ich meine Erzählung. Michelle nickte nur stumm. ,,Und du und Rick seid?" ,,Auch nur Freunde." ,,Warum hast du dann seine Sachen an?", fragte sie mit einem Hoffnungsschimmer in den Augen. ,,Weil Marti keine Gammelsachen zu besitzen scheint", erklärte ich grinsend. ,,Dann du und Marti?" ,,Nee wir sind Geschwister", lachte ich auf. Michelle wurde wieder leise. Sie schien sich den Kopf über etwas zu zebrechen. ,,Was denkst du gerade?", fragte ich sie. ,,Was soll ich jetzt wegen Rick tun?", stellte sie die Gegenfrage. ,,Bevor du nicht volljährig bist, gar nichts. Wie gesagt, Rick könnte Ärger bekommen." Wieder nickte das Mädchen nur. ,,Komm gehen wir zu den anderen. Sie fragend sich sicher schon, ob wir uns gegenseitig umgebracht haben", sagte ich lächelnd und streckte ihr meinen Arm hin. Grinsend nickte sie und hackte sich bei mit unter. So gingen wir in die Küche. ,,Vergiss nicht, du redest von meiner Schwester!", fuhr Marti Steve an. ,,Und das soll mich beruhigen? Wenn sie nur ein bisschen ist wie du, dann hab ich ernsthafte Angst um MEINE Schwester!", konderte dieser. Die Jungs sahen sich böse an. Sie haben uns noch nicht bemerkt. Rick jedoch tat es. Er verkniff sich anscheinend das Lachen. Fragend, was hier gerade abging, hob ich die Augenbraue. ,,Grins nicht so! Hier geht's um Leben oder Tod!", fuhr Steve Rick an. Dies gab ihm den letzten Rest und er brach in schallendes Gelächter aus. Dabei zeigte er hinter Steve. Nun bemerkten uns auch Steve und Marti. ,,Bin ich wirklich so schlimm?", fragte ich in die Runde. Einstimmiges Nicken. Mit einem Schmollmund setzte ich mich an den Tisch. ,,Ach komm schon. Sei nicht beleidigt", munterte mich Marti auf. ,,Habt ihr euch ausgesprochen?", fragte Steve seine Schwester. ,,Ja", sagte sie kurz und signalisierte, dass sie nicht mehr darüber sprechen möchte. ,,Und was machen wir jetzt?", fragte Steve an uns alle gerichtet. ,,Super Smash Bros!", schlug Rick vor. Alle nickten eifrig. Nur ich nicht. Alle gingen in sein Zimmer und schmissen sich auf seine Couch. ,,Kommst du?", fragte Steve und steckte noch einmal den Kopf aus der Tür. ,,Ne lass mal stecken. Ich zock nicht so gern. Außerdem habe ich noch ein Paar Tests zu korrigieren", winkte ich ab. ,,Ok dann tschau", verabschiedete er sich kurz. Schnell zog ich meine Schuhe an und machte mich auf den Weg. Zum Abschied rief ich nur ein ,Ciao' in die Wohnung.
Ich speerte gerade meine Wohnung auf, als mein Handy vibrierte. ,,Du hast noch immer meine Sachen an! :c" kam eine Nachricht von Rick. ,,Ich weiß!Komm und hol sie doch!" schrieb ich schnell zurück. In meiner Wohnung setzte ich mich noch immer in Ricks Sachen vor den Schreibtisch. Zum Glück gibt es in Mathe ein eindeutiges falsch oder richtig. So sind die Tests auch relativ schnell korrigiert. Ich räumte die fertigen Tests in eine meiner Taschen. ,Warum packe ich mein Zeug jetzt schon? Sonst mache ich das, doch immer in der Früh?', fragte ich mich selbst. Ich wollte gerade mit Schoki bei einen meiner Bücher weiterlesen, doch die Klingel machte mir einen Strich durch die Rechnung. Stöhnend schälte ich mich aus meiner Decke und ging schlurfend zur Tür. ,,Ach ne dein Ernst?", fragte ich, als ich sah, wer davor stand.

Neues Kapitel neues Glück... oder so ähnlich. :3

Der Eine, der aus dem Ich ein Wir machte(Space Frogs Rick ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt