Nur Freunde

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Mit brummenden Kopf wachte ich auf. Mein Wecker läutete in seiner vollen Lautstärke. Gähnend stellte ich ihn ab und sezte mich verschlafen auf. Mit schlurfenden Schritte ging in die Küche und machte mir einen starken Kaffee. Heute musste ich Gott sei Dank erst um zehn Uhr in die Schule. Langsam kam mir der gestrige Abend wieder in den Sinn. Augenblicklich begann meine Narbe auf meinem Arm zu böse zippen. Nervös kratzte ich sie, schenkte ihr aber nicht mehr Bedeutung. Mit meinem Kaffee ging zu meinen Unterlagen und schaute noch einmal alles durch. Unterdessen brannte meine Narbe weiter vor sich in. Mir wurde es in meiner Wohnung zu ruhig und schaltete den Radio an. Dieser konnte aber heute nicht die unangenehme Stille vertreiben. Ein Lied wurde gerade gespielt, das wie so oft von Liebe handelte und mit ruhiger Melodie. Sonst liebe ich solche Lieder, aber heute stürzte es mich in eine seltsame depressive Stimmung. Schnell drehte ich das Radio ab. Ich wusste noch immer nicht was ich tun sollte. Ich hatte alles für den Unterricht beisammen, nach lesen war mir nicht und ein Film würde sich nicht auszahlen. Meine Untätigkeit half nicht wirklich gegen meine Stimmung. Hoffnungsvoll nahm ich mein Handy. Eine Facebookfreundschaftsanfrage, aber sonst gab's auch nichts neues. Ich tippte auf das Profil. Es war eine mir unbekannte Person. Frustriert legte ich es weg.

Ich begann in meiner Wohnung auf und abzutiggern. Wäre ich noch in Österreich, würde ich jetzt entweder zu Sarah oder Lukas gehen. Die Gedanken an die beiden versetzten mir einen Stich. Ich vermisste die Beiden. Und Max. Ich hatte seitdem ich in Berlin nur ein Paar Mal kurz mit ihm telefoniert. Entschlossen nahm ich mein Handy zur Hand und durchsuchte meine Kontakte, bis ich auf Max Nummer entdeckte. Mein Handy piepte. Einmal. Zweimal. Dreimal. ,,Hey Marie! Lang nicht gehört? Wie geht's dir so in Berlin?" Seine Stimme drang an mein Ohr. Automatisch musste ich grinsen. ,,Gut so weit und dir?" ,,Kann mich nicht beklagen. Was ist los? Du hörst dich nicht so an, als würd's dir gut gehen." Besorgt erkundigte sich Max. ,,Was sollte den los sein. Ich wollte dich nur einmal wieder anrufen" redete ich mich hinaus. Max merkte immer, wenn mir etwas fehlte und auch umgekehrt. ,,Komm schon ich kenn dich zu gut, was ist los?", ließ nicht locker. ,,Ok ja, ich, ich kann's selber nicht erklären. Ich fühl mich einfach nicht so gut." ,,Wirsd du krank?" ,,Körperlich nein und geistig... vielleicht...", überlegte ich laut. ,,Dann solltest du besser einen Psychiater aufsuchen", lachte mir Max entgegen. ,,Ja mal schauen", sagte ich tonlos. ,,Nein jetzt ernsthaft. Du hörst dich wirklich nicht gut an. Hast du irgendwelche Probleme?", fragte er wieder komplett ernst. ,,Eigentlich ja nicht" ,,Und uneigentlich?", ließ er nicht locker. ,,Meine Narbe brennt komisch, mehr kann ich aber auch nicht sagen", erklärte ich. ,,Deine Narbe? Gibt's Probleme mit deinen Brüdern?" Max war die einizge Person, die ich in Österreich erzählt habe, was in Deutschland alles passiert war. Inklusive Marti, Luc und meinen Vater. ,,Nein bei Marti, Luc und mir ist alles in Ordnung", klärte ich. ,,Gibt es dann einen anderen Typen?", fragte Max. Ich konnte mir sein Grinsen förmlich vorstellen, abzüglich und ein klein wenig dreckig, aber dennoch besorgt. ,,Nein, ich hatte nur so etwas ähnliches wie einen Streit mit dem Mitbewohner meines Bruders." ,,Und du bist in ihn...", er redete nicht zu Ende, aber jeder hätte sich ausgekannt. ,,Nein wir sind nur Freunde", stellte ich klar. ,,Und du bist dir sicher" ,,Ja nur Freunde", sagte ich und biss mir auf die Lippen. Rick hatte nie näheres Interesse an mir gezeigt. ,,Ich kann spüren, dass du dir gerade auf die Lippen beißt", sagte Max. Man konnte hören, wie seine Stimme sein Lächeln wiederspiegelte. ,,Idiot", murmelte ich eher zu mir als zu ihm. ,,Ich weiß. Sorry ich muss weiter. Ich hab Unterricht. Tschau, meld sich bald wieder und dann reden wir weiter", verabschiedete sich Max und legte auf. ,,Tschü", sagte ich leise, obwohl die Verbindung schon unterbrochen war. Langsam nahm ich mein Handy wieder von meinem Ohr.

Das Gespräch hatte mich im Endeffekt nur noch mehr aufgewühlt. Ich konnte meine Gefühle gar nicht mehr richtig einordnen. Klar, ich habe Rick gern, aber so gern. Außerdem sieht er in mir nur eine gute Freundin, die Schwester seines Mitbewohners. Meine Narbe flammte in stechenden Schmerz auf. Ich presste meine Hand auf sie. Eine unnatürliche Wärme ging von ihr aus. Ich stürmte zum Wasserhahn und hielt sie unter den kalten Wasserstrahl. Das Wasser kühlte sie und hinterließ eine wohltuende Taubheit. Ich stellte das Wasser ab und betrachtete die Narbe genau. Sie war stechend rot und hob sich stark von der umliegenden Haut ab. Ich verzog das Gesicht. Schnell zog ich meinen Pulli über sie. ,Aus dem Auge, aus dem Sinn.' Ich warf einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass es Zeit war, um in die Schule zu gehen. Schnell packte ich mein Taschen und stürmte aus dem Haus. Die kühle Luft strich angenehm über mein leicht erhitztes Gesicht. Ich schloss die Augen und holte einmal tief Luft. Die kalte Luft füllte meine Lunge und schaffte eine etwas Klarheit in meine Gedanken. ,,Nur Freunde", seufzte ich leise und machte mich auf den Weg.

Im Unterricht konnte ich mich kaum auf den Stoff konzentrieren. Meine Schüler mussten manchmal Fragen zwei bis dreimal stellen, bis ich sie begriff und darauf antworten konnte. Alles in allem war der Tag eine echte Zumutung für meine Schüler. Im Lehrerzimmer ging ich den meisten aus dem Weg. Ich wollte gerade nichts außer Klarheit in meine Gedanken zu bringen. Vor meiner letzten Stunde vibrierte mein Handy in meiner Hosentasche. ,Kommst du nach der Arbeit noch kurz in das kleine Kaffee, dass du mir einmal gezeigt hast? Ich würd dir gerne das wegen gestern erklären' Rick. Schnell schrieb ich eine Zusage und schob mein Handy wieder ein. Mit neuer Motivation machte ich mich auf in die letzte Klasse für heute.

Heyo :)
Und zwar ich habe eine Frage. Max ist ja Österreicher und ich habe mir gedacht, dass alles was er sagt, ich im Dialekt schreiben soll, oder ist das euch zu anstrengend zu lesen oder so. Ich wollte durch das den Österreich - Deutschland irgendwas hervorheben und wollte fragen, ob das für euch in Ordnung ist. Ich weiß, dass meine Geschichte sehr Dialog lastig ist und daher vielleicht nicht so angenehm zu lesen wäre.

Der Eine, der aus dem Ich ein Wir machte(Space Frogs Rick ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt