Kartons, so much Kartons

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Frisch geduscht und mit meiner Kleidung trat ich aus dem Bad. ,,Morgen!", rief ich Marti zu, der gerade aus seinem Zimmer kam. Marti nickte müde und fuhr sich durch die zerzausten Haare. Er ging in die Küchen. Ich folgte ihm und sah, wie er Rick mit einem verwirrten Blick ansah. ,,Was zum Fick hast du aufgeführt? Und was machst du eigentlich schon auf? Solltest du nicht deinen Schönheitsschlaf halten?", fragte Marti mit müder Stimme.
Rick hatte sich seitdem anscheinend nicht bewegt und saß mit einem neuen Kaffee am Esstisch. Noch immer hing ihm alles an den Haaren und Kleidung. Nur sein Gesicht hatte er von Mehl und Teig befreit. ,,Wir haben Kuchen gebacken und dabei ne ziemliche Sauerei veranstaltet", meinte Rick, ohne von seiner Zeitung aufzusehen. ,,Aha", machte Marti und kochte sich einen Kaffee.
,,Das Bad ist frei, du kannst jetzt duschen", sagte ich zu Rick. Er sah auf. Langsam klärte sich sein Blick und kehrte in das Hier und Jetzt zurück. ,,Klar... klar, ich geh gleich", murmelte er und stand auf. Marti setzte sich auf Ricks Platz und trank langsam seinen Kaffee. ,,Was ist da?", fragte Marti in die Stille. ,,Was ist wo?", fragte ich verwirrt zurück. Er nahm einen neuen Schluck aus seiner Tasse. ,,Na zwischen dir und Rick. Ich habe Rick schon lange nicht mehr so erlebt", meinte Marti. ,,Nichts. Da ist nichts. Außerdem, wie willst du das entscheiden? Ihr habt ja gerade mal ein, zwei Sätze miteinander gesprochen. Wie kannst du da sagen, er sei anders drauf als sonst?", fragte ich verblüfft. ,,Man lernt sich kennen, wenn man sich rund um die Uhr sieht", meinte Marti und wendete sich wieder seinen Kaffee zu. Wir hangen unseren Gedanken nach.
Ich packte meinen Rucksack. ,,Willst du schon gehen?", fragte mich Marti. ,,Ja ich muss in meine Wohnung! Die Kartons packen sich nicht von selbst aus", antwortete ich ihm. ,,Aber du schaust bald wieder einmal vorbei oder?", fragte er mich mit seinem niedlichen Hundeblick. ,,Versprochen", sagte ich und hackte meinen kleinen Finger in den seinen ein. Lächelnd verabschiedeten wir uns. Als ich meine Schuhe anzog, kam Rick aus dem Bad. Das nasse Haar klebte ihm an dem Kopf und er hatte nur ein Handtuch umgebunden. ,,Bist du schon weg?", fragte er mich traurig. ,,Ja aber keine Sorge, ich werde dir sicher bald wieder auf die Nerven gehen", sagte ich zwinkernd zu ihm. ,,Ja gut. Dann bis dann", meinte er etwas dümmlich. Lachend drehte ich mich zur Tür um. Ich öffnete sie und rief noch einmal in die Wohnung: ,,Ciao Leute!"
Zurück in meiner Wohnung blickte ich auf die vielen Kartons. Viel zu viele Kartons. Seufzend ging ich auf den erst besten zu und öffnete ihn. Darin waren meine ganzen Fotoalben. Ich zog einen heraus. Er war gefüllt mit Kinderfotos von Marti und mir. Nur auf den ganz alten war auch Luc zu sehen. Als kleine Kinder waren wir unzertrennlich gewesen. Wir machten alles zusammen. Doch eines Tages machte Luc mich für das ganze verantwortlich. Er gab mir die ganze Schuld. Ich konnte es ihm auch nicht verübeln. Ich blätterte weiter und schaute auf die Bilder. Mit jedem Foto wurden wir ein Stück älter. Ich sah noch einmal, wie ich mit Marti groß wurde. Doch nur bis zu meinen sechzehnten Geburtstag. Dies war der Tag des Umzugs. Der Tag an dem Marti und ich uns das letzte Mal für eine sehr lange Zeit sehen sollten.
Eine Träne fiel auf ein Bild. Es zeigte Marti und mich. Beide hatten wir Tränen in den Augen und umarmten uns zum Abschied. Jahrelang war es mein Laptop Hintergrund gewesen. Es hatte mich immer wieder an Deutschland und meine Kindheit erinnert, mich nie vergessen lassen, wohin ich gehörte...

Der Eine, der aus dem Ich ein Wir machte(Space Frogs Rick ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt