Kapitel 21 ~ Von knisterndem Feuer und früheren Zeiten

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FARN  P.O.V.
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Das wilde ungebändigte Rauschen des Whuydur drang von seinem Ufer zu uns herüber. Hier und da vernahm man das aneinanderpeitschen dürrer Äste oder vereinzelt ein sanftes Knistern, wenn ein Hase über die dünne Schneedecke hoppelte. Noch eine Zeitlang lauschten wir, nachdenklich von der Idylle dieses friedlichen Stückes Erde, den nächtlichen Geräuschen.

Kameradschaftlich blickte ich in die wachsamen glitzernden Augen des Mäuserichs. Es erfüllte mich mit einer gewissen Erleichterung, dass Remin gemeinsam mit mir wach war.

"Danke, dass du mich nicht alleine lässt.", flüsterte ich ihm vertraulich ins Ohr; obwohl mir bewusst war, dass wir nur auf der Ebene des Geistigen Verstehens kommunizierten. Aber ich wollte ihm mit dieser Geste zu verstehen geben, wie ernst mir die Worte waren.
"Ganz im Gegenteil, Meister. Es ist mir eine Ehre, Euch bei der Wacht Gesellschaft leisten zu dürfen." Daraufhin lachte ich gedämpft auf.
Remin war einfach unverbesserlich. "Was hältst du von Ilandils Erzählung?", fuhr ich fort.
"Ich wusste noch weniger als Ihr. Und ich muss sagen, dass es sehr informativ war. Vor allem was seinen Eintritt in die Bruderschaft anbelagt, teile ich seine Meinung. Wohl die beste Option die er zur Auswahl hatte."
"Ja das denke ich mittlerweile auch. Doch dass Garren einmal ein Waise war, hat mich ziemlich überrascht." Schmunzelnd fügte ich hinzu: "Obwohl es doch irgendwie zu ihm passt." Warum wusste ich nicht. Es war einfach eine gewisse Eingebung könnte man meinen.

So unterhielten wir uns noch eine ganze Weile. Später erzählte ich auch von meinem bisherigen Leben als einfacher Sohn eines Bauern. Ein hartes Leben, aber geprägt von der Schönheit und Vielfalt der Natur.

Währenddessen lichtete sich beizeiten der Himmel und es wurde wieder heller, so wie es der natürliche Rhythmus seit jeher war. Die leuchtenden Sterne verschwanden stumm in der aufziehenden Morgenröte und machten Platz für einen hellblauen und wolkenlosen Himmel. Eine kurze Zeitspanne lang konnte man sehen, wie sich Sonne und Mond Lebewohl sagten, bevor sie ihre Positionen wechselten. Schließlich genoss ich noch den Blick auf den türkisfarbenen Fluss.

Genau auf diesem bemerkte ich in weiter Entfernung einen kleinen schwarzen Strich, welcher sich mit zunehmender Geschwindigkeit herüberbewegte. Augenblicklich weckte ich meine zwei Reisegefährten. Wir frühstücketen daraufhin jeweils zwei Scheiben altbackenes Schwarzbrot und gepökelten Streifen von Trockenfleisch, bevor wir unser Gepäck auf die Pferde luden.
Dann marschierten wir gemächlich zum Holzsteg welcher als Anlegepunkt für die Fähre gedacht war.

Hier wartete bereits das eben angekommene Schiff, welches eher einem Floß gleichkam. Ein älterer Mann in Begleitung zweier kräftiger Jünglingen empfing uns.
"Ich nehme an ihr wollt hinüber?", war seine emotionslose Leier zur Begrüßung.
"In der Tat, Fährmann. Was kostet die Überfahrt samt der Pferde?", fragte Garren.
Der Angesprochene schien nachzudenken, dann eröffnete er uns sein überteuertes Angebot. Dabei entblößte er ein Reihe schiefer, vergilbter Zähne.
"Sechs Kupfermünzen pro Person und dazu je Pferd nocheinmal drei? Das grenzt doch an Wucher! Wie kann es sein, dass das Fürst Halmar billigt?" Ilandils an und fürsich ruhige Stimme war zu einem erbosten Donnern angeschwollen. Er erachtete den Preis als freche Unverschämtheit.

Daraufhin blickten die Augen des Fährmannes noch hämischer. Ich sah erwartungsvoll zu Ilandil hinüber, er war doch des Fürsten Sohn.
Doch dieser nickte nur missmutig, entgegen all seinem Zorn.
Da begriff ich, er war ein Wächter. Und solange diese der König höchstpersönlich auf keine Mission schickte, durften oder konnten sie eben keine Sonderrechte genießen. Dazu kam, dass sie auch nicht ihre, für die 12 Wächter der Nacht, typische Rüstung trugen.

Der Besitzer des Fährbootes meinte nur mit sarkastischen Betroffenheit: "Ihr wisst doch, der Krieg. Da braucht der König nunmal Geld."
"Pah! Seit dem letzten Mal ist der Preis fast ums dreifache angestiegen!" Das waren nun Garrens Worte.
"Es liegt ganz bei euch. Entweder ihr zahlt den Preis oder ihr nehmt die Fähre bei Morha, zwei Tagesritte flussabwärts!"
Grumelnd holte Garren letztendlich seinen Geldbeutel hervor und händigte dem Mann die Münzen aus. "Halsabschneider!", zischte er noch bevor er die Fähre betrat. Dann setzten sich die Fährmänner an die Ruder und legten ab.

Wächter der Nacht - Die GabeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt