Kapitel 41 ~ Von Gauklern und Barden

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FILOU
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Aus weiter Ferne schon, sah ich die Silhouetten der Stadt Eomundh auferstehen. Wie ein Zahn ragte die Festung aus dem Boden und stand stark im Kontrast zu dem sonst sehr flachen Land.

Von Zeit zu Zeit beobachtete ich die Pferdeherden, welche über die breite Graslandschaft galoppierten und angeregt wieherten.
Hin und wieder stach ein Gutshof aus den sanften Hügeln hervor und wilde Pinien säumten in einer Allee den Weg zu den Gestüten der Pferdezüchter, welche für die Reinrassigkeit ihrer Tiere bekannt waren.

Gemächlich holperte unser Wagen über die Straße und führte uns immer näher dem Ziel entgegen.

Die Länge des äußeren Mauerringes war durchaus beeindruckend. Doch erkannte man, dass diese noch nicht beendet war.
Gerüste aus Holz standen parallel zu den unfertigen Türmen und um das Ganze Umfeld verstreut, waren Kieshaufen für das Anrühren des Mörtels angeschafft worden, und so manches Mal erblickte ich kleine Gruben. Dies waren die ausgehobenen Latrinen von Arbeitern und Maurern, welche bei diesem Bauprojekt - in Hundertschaften fleißiger Hände - in einer kleinen Zeltstadt vor den Toren lagerten.

Als wir uns diesen Toren - oder vielmehr den Fundamenten davon - näherten, bemerkte ich, dass kein einziger Handwerker auf den Gerüsten arbeitete. Dafür strömten diese in die Festungsstadt ein und aus, wobei sie sogar meistens Frauen und Kinder mitführten.

Eine Truppe Musikanten stahl sich an uns vorbei und ich wusste nun, warum niemand an der Baustelle beschäftigt war.
Fürst Mahran gab warscheinlich im Zuge der anstehenden Hochzeit einen Jahrmarkt für die Bevölkerung.
Vor dem nächsten Torhaus kontrollierten Soldaten mit strengem Blick das geordnete Ein und Ausgehen der Menschen.

Ich zügelte die Pferde, um Durchlass zu erbitten.
"Wein für das Volk, oder für die Hochzeit des Fürsten?"

Ein Bewaffneter in Uniform mit dem schwarz-gelben Karomuster, welches ihn als Gardisten des Fürsten auswies, war auf uns zugeschritten.

"Kräftiger Rotwein aus den fruchtbarsten Hängen Ileams, edle Tropfen wie sie es einer fürstlichen Hochzeit wert sind.", sprach ich mit so viel Elan, wie nur die besten Kaufmänner ihre Waren anpriesen.

Daraufhin winkte er uns sogleich zum Zöllner durch, welcher unsere Namen so wie auch die Ladung ins Zollbuch aufnahm und ein Zehntel des gesamten Warenwertes einforderte.
Er bedachte die Gebühr mit einem bestätigendem Nicken, dann konnten wir weiterfahren.
Das Gemenge auf der Straße war dicht und ich hatte Mühe unsere Zugtiere im Zaum zu halten.

Geschäftig trudelten die Leute von Stand zu Stand und feilschten als wäre es ein Wettbewerb, wer den niedrigsten oder höchsten Gewinn herausholte. Die kleine Truppe Spielleute, welche uns überholt hatte, gab bereits ein Stück nach dem Anderem zum Besten und klingend prasselten Münzen in ihre vorgehaltenen Hüte.
An einem Unterstand maßen zwei bullige Männer ihre Kraft beim Armdrücken und manch ein Quacksalber drehte gutgläubigen Bürgern wirkungslose Kräutertinkturen an.

Endlich lichtete sich die Menschentraube und das Vorankommen erleichterte sich.
Abermals kontrollierten Wachen unsere Ladung und fragten nach dem Begehr.

Die Sonne war kurz vor dem Sinken, als wir endlich die Lager und Wirtschaftsgebäude im innersten Festungshof erreicht hatten.
Sogleich eilte ein gut bekleideter Fauth - der Verwalter der Festung und der umliegenden Ländereien - zu uns herüber und gab uns zu verstehen, wo wir die Fässer zu entladen hatten, dann zeigte uns den Unterstand für die Tiere. Eine Unterkunft stellte er uns nicht zur Verfügung und so mussten wir uns selbst darum kümmern, nachdem die Fässer abgeladen waren und von Knechten in die Keller gerollt wurden.

Wächter der Nacht - Die GabeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt