Kapitel 8 ~ Von Trunkbolden und Schlaflosigkeit

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FILOU  P.O.V.
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"Gute Nacht Herr Emers! Passt beim Heimgehen auf, wo Ihr hintretet!" Der Angesprochene drehte sich an der Türschwelle nochmal um. "Dir auch Filou, dir auch.", lallte er. Seine Augen glänzten dabei wässrig vom übermäßigen Alkoholkonsum. Dann wankte er hinaus auf die Straße, die Tür weit geöffnet lassend. Zuerst orientierungslos den Blick umherschweifend stand er einfach da, bevor er sich schließlich nach Rechts wandte. Sein warmer aber unschön von Flecken beschmutzter Pelzmantel bauschte bei einem kräftigen Windstoß auf. Kurz darauf verlor ich ihn aus den Augen.
"Immer dasselbe!", murmelte ich etwas verärgert, während ich die Tür schloss und den Riegel vorschob. Naja, was beklagte ich mich? Er war immerhin einer meiner treuesten Stammgäste, da konnte man schon mal ein Auge zudrücken. Oder auch öfters, wie ich schmunzelnd erkannte. Stammgäste bargen stets ein sicheres Einkommen. Egal ob jetzt Erntezeit war, Frühjahrsarbeit anstand oder Unzufriedenheit herrschte; es waren ihnen stets die Hockerplätze an der Theke gewidmet.
Rund ein Dutzend zählten zu dieser Stammrunde. Dabei waren Eresth Emers ein Schlosser im den besten Jahren, die Gebrüder Bardh welche eine Tischlerei führten, zwei Landbauern von Außerhalb der Stadt und noch einige andere fleißige gesellschaftliche Bürger. Generell lief die Taverne seit geraumer Zeit sehr gut! Die Stube war meistens voll besetzt mit Gästen. Viele Reisende wie mir aufgefallen war.
Über die Einkünfte konnte ich mich, den Göttern sei Dank, keineswegs beklagen. Ja ganz im Gegenteil, mit dem derzeitigen Einkommen könnte ich mir sogar eine Hilfskraft leisten. Oder auch zwei, wenn der Raum größer wäre. Hmmm... Vielleicht sollte ich einmal die Gerümpelkammer ausräumen, um ein noch größeres Platzangebot zu haben? Morgen musste ich unbedingt Martha, meine gute Frau über dies eben erschuffene Problem sprechen.
Gedankenverloren wischte ich mit einem feuchten Tuchlappen über die Theke, um die letzten Pfützen des trüben Bieres zu entfernen. Dann band ich mir meinen Schurz ab. Mit vorgehaltener Hand erlosch ich die Kerzen und marschierte sogleich nach Oben. Dort gähnte ich dann einmal Herzhaft, bevor ich erschöpft ins Nachtgewand schlüpfte. Ein sanfter Kuss auf die Stirn meiner Frau beendete das Ritual.

In abwechselnden Zeitabständen drehte ich mich unruhig auf die Seite. Einmal rechts, dann wieder links. Wenn das nichts half drehte ich mich von der Rückenseite auf die Bauchseite, hoffnunglos wie ich ärgerlich zugeben musste.
Grelles weißes Licht schien durch das einfache Glasfenster herein und der Strahl barg die Silhouette des nächtliches Ehezimmers in etwas seltsames.In etwas aufregendes, teilte mir mein Gefühl mit.
Wie jedes Mal lies mich der Vollmond nicht einschlafen. Interessanterweise war das wirklich jeden Vollmond so, zumindest könnte ich mich nicht besinnen, dass es einmal eine Ausnahme gab.

So grübelte ich ein wenig über den Besuch Garrens, dem Wächter, nach. Mich wunderte es, dass ihn dieser Junge begleitete. Wie hieß er gleich nochmals? ...Ah ja, Farn oder so ähnlich. Ein unscheinbarer junger Mann der eine eigenartige Aura hatte. So als ob man mit ihm über alles reden könnte und er immer Interesse dafür hegen würde.
Normalerweise war ja Garren ein totaler Einzelgänger. Was ebenfalls irgendwie so garnicht zu seiner inoffiziellen Führungsrolle in der Bruderschaft der Wächter der Nacht passte.
Ich schmunzelte unwilkürlich, wie ich mich an die Kindheitserinnerungen zurückversetzte, als wir zusamnen aufgewachsen sind. Durch die Gassen Arleens waren wir gemeinsam gestrolcht und hatten hie und da so manchen delikaten Apfel mitgehen lassen hatten...

Letztendlich beschloss ich mir etwas wärmetes überzuziehen und in die frische Luft zu gehen. Das würde mir bestimmt gut tun! Einige Minuten später stand ich bereits draußen.
Befreit atmete ich die klare Winterluft ein, welche bereits einen Hauch Frühling in sich trug. Frohen Mutes spazierte ich die nächtlichen Straßen Eodhs entlang zum nunmehr menschenleeren Marktplatz...

Wächter der Nacht - Die GabeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt