Kapitel 48 ~ Von Fragen, Antworten und neuen Fragen

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FARN
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Ich folgte dem Wächter einem langen Gang entlang, welcher von mal zu mal leicht anstieg. Dann wurde es spürbar kälter und die Wände wurden buckliger und waren nur grob verputzt.

Gingen wir etwa in einen Keller?
Aber dann müsste es hinab und nicht aufwärts gehen.

Meister, ich habe das Gefühl, als ob wir im Innern des Berges wandern., sagte Remin.

Denkst du das wirklich? Warum sollte den Ogín im Berg auf uns warten?, erwiederte ich.

Ich bezweifle, dass der Großmastar uns oder vielmehr Euch im Berginneren erwartet.

Ich seufzte ergeben, der Weg verwirrte mich ganz schön.
Nun verspürte ich einen erfrischenden Luftzug an meinem Gesicht. Es musste hier in der Nähe eine Öffnung geben, welche den Gang mit Sauerstoff versorgte, vermutete ich.
Endlich hielt Garren an und deutete mir an der Biegung, in eine Nische zu gehen.

"Mach ein paar Schritte in die Dunkelheit hinein und du wirst gleich auf Licht stoßen. Mastar Ogín wartet bereits auf seinen Besuch.", meinte er und nickte mir aufmunternd zu.

"Gehst du etwa nicht mit?", wollte ich wissen.

"Leider nicht, Farnilon. Ich muss mit Ilandil und Mastar Thezan unsere Weiterreise planen."
Dann ging er den Gang weiter, bis sich seine Fackel in der Schwärze verlor.

Unsicher tastete ich mich die Felswand entlang, bis ich die Nische wieder fand und vorsichtig in gebückter Haltung einen Fuß hineinsetzte und darauf stets bedacht war, dass ich mir an den scharfen Kanten keine Kratzer und blauen Flecken zuzog.

Auf einmal ergriffen meine rauen Fingern weiche Fäden. Sofort zog ich meine Hand geekelt zurück, ich hasste Spinnweben.

Ihr müsst hier hindurch, Meister. Ich spüre die Präsenz Mastar Ogíns dahinter., machte mir meine grauer Freund klar.

Du scheinst ja seit dem Treffen mit deinem alten Adlerfreund vieles zu spüren., brummte ich und versuchte meine Zweifel runter zu schlucken.

Das war eine einmalige Begenung mit An'Arch dem Weisen, in der wir unser geistiges Wissen austauschten., verbesserte er mich und ich hörte an seiner Stimme, dass ich ihn gekränkt hatte, wenngleich es mir unklar war wodurch. Aber ich fragte nicht nach.

Schließlich schob ich die Spinnennetze zur Seite und ging hindurch, wobei ich feststellte, dass es nur viele einzelne Stofffäden waren, welche von der Decke hingen.
Dann wurde es tatsächlich lichter und als ich die letzten Hindernisse zur Seite schob blendete mich helles Tageslicht.

"Farnilon! Es freut mich, wenn du es hier her geschafft hast.", begrüßte mich die unverkennbare Stimme des Khar'Mastars.
"Tritt doch näher heran. Der Ausblick von hier ist traumhaft."

Ich folgte seiner Anweisung und trat zur Felskante dieser offenen Höhle.
Unsicher schätzte ich die Höhe ab und rechnete mir meine Überlebenschance aus, falls ich plötzlich ausrutschen sollte. Ein mulmiges Gefühl beschlich mich bei der dreihundert Schritt messenden Tiefe.
Schnell blickte ich wieder auf, als mich ein leichter Schwindel überkam. Ich hatte ziemliche Höhenangst und musste an diesem Ort wirklich kein Risiko eingehen.
Ängstlich tappte ich wieder rückwärts, ich fühlte mich hier oben nicht wohl.

"Furcht vor der Höhe. Dann setze dich besser.", vernahm ich eine Stimme.

Ich dreht mich um und der Beleibte wies mir mit seinem ausgestreckten Arm einen Hocker zu. Mir war sein Erscheinen vorhin gar nicht aufgefallen, ich hatte nur seine Stimme gehört.

Wächter der Nacht - Die GabeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt