Kapitel 4 - Realist oder Träumer?

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Mit Schwung erhob ich mit, atmete tief ein und riss die Augen auf.
Mein Zimmer.
Ich versuchte gleichmäßig zu atmen und die Ruhe in mir zu finden, doch irgendwas im inneren schien mich immer noch in das Land der Träume verfrachten zu wollen. Immer wieder erschien dieses blaue Augenpaar vor mir. Das Augenpaar, dass wie eine mysteriöse Glaswand zu sein schien. Etwas, durch dass ich niemals durch konnte. Ich erinnerte mich an jedes Detail genau, allerdings wusste ich nicht, wie ich hierher gekommen war. Dies war um jeden Preis mein Zimmer gewesen. Das Zimmer, in dem ich schon seit meiner Geburt lebte. Ja, es war das Haus in dem ich wohnte und da war ich mir zu einhundert Prozent sicher. Egal wie sehr ich mich auch versuchte vom offensichtlichen Abzulenken, immer wieder führte es mich an das knurren und das grinsen des Herrn. Ich kannte ihn nicht und genau das machte mir Angst.
Ein Fremder alleine im Wald.
Das knurren.
Ich hatte sicherlich nur geträumt. In Wirklichkeit war ich ganz normal nach Hause gegangen, da war ich mir sicher. oder doch nicht? Nein, es gab keine andere Antwort dafür. Wahrscheinlich war ich auf dem Weg irgendwie umgekippt oder so. Sicherlich hatte mich jemand, der mich kannte, hergebracht. Ich redete mich einfach selbst ein, dass es wohl eine Nebenwirkung meiner Medikamente sein musste. Etwas anderes war einfach unmöglich. Unschlüssig über das vergangene, seufzte ich laut und strich mit der Handfläche über mein Gesicht. Ich zog die hellblaue Decke zur Seite und setzte mich auf. Noch immer trug ich dieselbe Kleidung, die ich auch noch auf dem Weg angehabt hatte. Eine Änderung schien es wohl nicht zu geben, also war ich vom Unglück ins Glück transportiert worden. Ich stützte mich am Bett ab, ehe ich mich langsam erhob. 

>>Wolltest du lieber, dass ich dich ausziehe?<<

Anscheinend würde ich am Herzinfarkt sterben und nicht an meinem Krebs. Wieder einmal fuhr ich herum und legte mir eine Hand erschrocken auf die Brust, während ich mein Gesicht wütend und zugleich erschrocken verzog.

>>Was zur....Was machst du in meinem Haus?!?<<, fuhr ich den Mann vor mir an. Dieser lehnte lässig an einer Wand und verschränkte ebenso gekonnt seine Arme. Das grinsen zeigte seine weißen Zähne, war dennoch etwas zu bedrohlich wenn man die Eckzähne betrachtete. Er beobachtete mein Antlitz und begann schließlich zu sprechen.

>>Na, Na. Du solltest mir lieber danken, kleine. Ich hab dich hergebracht, wenn du es wissen möchtest. Deine Mutter scheint nicht Zuhause zu sein..<<

Ich legte meinen Kopf wütend zur Seite und zog die dunklen Brauen Misstrauisch zusammen.

>>Und wie bist du in mein Haus gekommen?<<

>>Eins nach dem anderen, kleine. Du hast Krebs, habe ich recht?<<

Nun war aber genug. Ich sah ihn an und zeigte anschließend mit dem Zeigefinger auf die Tür. Keine Ahnung wieso, aber ich wollte ihm nicht zeigen, dass ich Angst hatte. Also tat ich einfach so, als wäre er mir egal. Ich stellte mich auf Mutig, doch das schien er ziemlich gut zu bemerken. Ich wusste weder wer er war, noch was er von mir wollte - jedenfalls wollte ich es nicht herausfinden. Sein Blick verweilte weiterhin auf mir. So, als würde er mich gleich gelüstig ausziehen wollen. Scheinbar dachte er nicht einmal daran, meinem Befehl zu folgen. Eher sah er dies als eine Art Provokation an. 

>>Wieso schickst du mich denn raus? Zeigst du keine Dankbarkeit?<<

Er leckte sich mit der Zunge über die scharfen Zähne. Ich schluckte und spürte, wie meine Nackenhaare sich ungewollt aufrichteten. Wieder einmal hatte ich ein ungutes Gefühl bei der Sache und begann an der Sache mit dem Realismus zu zweifeln. Das was vor mir war, war vielleicht gar kein Mensch. Dennoch würde es ein Fehler werden sich diesem Mann zu unterwerfen und ihm die Angst zu zeigen. Ich war nicht so ein Mensch und da ich mich schon lange mit dem Tod angefreundet hatte, war er mir auch hier willkommen. 

Guilty - Two SidesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt