Kapitel 2 -Endloser Traum

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Bin ich eingeschlafen?

Müde gähnend hieß ich die weiße Decke über mir alleinig mit den Augen meinerseits willkommen. Ein zarter Wind wehte durch mein schwarzes Haar und ließ einige der feinen Fäden, die meine Haare gewesen waren, in mein blasses Gesicht wirbeln. Mit den Fingerkuppen strich ich mir diese aus dem Antlitz und setzte mich vorsichtig auf dem Krankenhausbett auf. Der erste Gedanke, der mir kam, war wer das Fenster aufgemacht hatte. Mein zweiter war, wie viel Uhr es wohl war. Glücklicherweise hing eine Wanduhr direkt über der Eingangstür meines kleinen Zimmers. Sofort fiel mein Blick in die Richtung der Uhr. Beobachtend, wie der große, schmale Zeiger in einem immer wiederkehrenden Tackt weiter lief. Diesmal warf ich die Decke zur Seite. 
Es war vier Uhr und der Arzt schien nicht einmal daran gedacht zu haben, mich aus diesem elenden, ewigen Albtraum zu befreien. Das würde ich mir nicht bieten lassen, ich würde aus meinem Zimmer gehen und diesen Mann finden. Hoffnungsvoll zwang ich mich auf die Beine, ätzte dennoch zögerlich. Ich war schon lange nicht mehr gelaufen. Es war eine gute Woche her gewesen, als ich durch Sauerstoffmangel in das Krankenhaus gekommen war. Bewusstlosigkeit war in diesem Zeitraum die Folge für meinen Mangel gewesen. Es war unglaublich schmerzhaft gewesen und etwas, was ich wirklich keinem wünschte. Anlehnend an mein Bett, versuchte ich das zittern meiner Knie zu unterdrücken. Der sanfte Wind wehte ein weiteres mal und stellte mir die Nackenhaare auf.
>>Wer hat das Fenster aufgemacht?<<, grummelte ich in einem leisen Ton vor mich hin und warf den Kopf in die Richtung des weit offen stehenden Fensters. Ich verspürte einen eigenartigen Duft. Dieser Duft stammte definitiv von einem Männlichen Parfum, doch es war ein eigenartiges "Parfum". Es roch nach Kirschblüten und einem Hauch von Apfel. Doch noch etwas vermischte sich darin. Etwas, was Metallartig zu sein schien. Einen kurzen Augenblick hielt ich inne und starrte wie verträumt zum Fenster hinüber. Die Gardienen tänzelten wie weiße Seide und dennoch schienen sie so, als würden sie sich bedroht fühlen.
Ich schüttelte den Kopf.

Siehst du Marie? Jetzt wirst du auch noch verrückt!

Ich zögerte nicht, um meinen Mut zu fassen und auf das Fenster zuzusteuern. Barfüßig war der geflieste, beinahe farblose Boden ziemlich kalt gewesen, doch etwas daran ändern konnte ich in diesem Zeitpunkt nicht. Langsam schlenderte ich voran und war sichtlich erleichtert, als ich ohne Probleme erreichte, was ich wollte. Die Vögel zwitscherten außerhalb des Fensters. Ein Baum präsentierte sich mit seinen majestätischen Ästen und Blättern nur einige Meter weiter vor mir. Auf einem nahen Zweig erkannte ich eine kleine Amsel, die jedoch ein ziemlich seltenes Gefieder trug. Es war vom Kopf bis zu ihrem Schwanz gänzlich dunkelrot gewesen. Nur der Bauch war in einem hellen weiß geschmückt, wobei einige schwarze Punkte darauf zu sehen gewesen waren. Ihre Augen schienen mein Gesicht zu beobachten. So wankte sie mit dem Kopf immer wieder zur Seite, auf der Suche nach dem passenden Sichtfeld. Ich schluckte und beobachtete das kleine Tierchen voller Neugierde. Irgendwas war nicht so, wie es sein musste. Im inneren spürte ich dies, wollte es aber nicht wirklich wahrhaben. Zaudernd schloss ich schließlich das Fenster und trat einen Schritt zurück. Der Vogel erschreckte sich von dem Geräusch und nutzte seine Flügel, um von der Stelle zu kommen. Vielleicht war es besser so. 

>>Ms. Johnseen?<<

Ich schrie mir den Leib aus der Seele und wirbelte so schnell ich konnte herum. Meter weiter starrte völlig perplex der grauhaarige Oberarzt mit der Akte in der Hand zu mir und versuchte meine Emotionen anhand meiner Mimik und Gestik zu deuten. Dies gelang ihm überhaupt nicht, was man anhand der erhobenen, dicken Augenbrauen sehen konnte. Ich legte erleichternd stöhnend eine Hand auf meine Brust und erfühlte den Schlag meines schnellen Herzens. 

>>Verdammt...sie haben mich erschreckt<<, murmelte ich vor mich hin und strich mit der anderen Hand durch mein Haar. Der Arzt lockerte seine Muskeln und schmunzelte leise vor sich hin.

Guilty - Two SidesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt