Kapitel 10 - First Blood

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Da war ich also. 

Das Opfer eines Waschechten Vampirs, welcher mich problemlos in einen beinahe gänzlich Sorgenlosen Bann gezogen hatte. Hoffnungslos verloren lag ich auf dem Sofa und war ihm Untergeben wie ein schutzloses Lämmchen. Meine Augen erblickten nur milde das Kerzenlicht, welches nur wenig wärme spendete. Scheinbar war dies für die Vampire aber keine kälte gewesen. Anders, als für einen Hilflosen Menschen wie mich. Das Einzige, was ich in diesem Augenblick konnte, war zu weinen.
Ich weinte über mein Leben, dass ich doch so gut kannte. Ich hatte mit eigenen Worten erwähnt, dass ich wusste, was genau Leben bedeutete. Doch genau ein Tag nach meinem Geburtstag erfuhr ich das Gegenteil. Wie jämmerlich ich doch war. Ich hatte nicht gefeiert. Ich hatte keine Freunde einladen können und Freude daran hatte ich erst recht nicht gehabt. Das war dann wohl das Ende für mich gewesen. Der Mann, der wahrscheinlich etwas Älter war als ich, sagte, er sei mein Ehemann. Er log, dass war mir mehr als nur klar. Vielleicht wusste er nicht, dass ich vor zwei Tagen noch Minderjährig gewesen war und damit nicht in der Lage irgendjemanden zu Heiraten. Eine solche Lüge war mir gerade überhaupt nicht willkommen.

Doch...konnte ich genau wissen, was eine Lüge war und was nicht?
Konnte ich das, nachdem mich so viel verwirrt hatte?
Wusste ich, was Realität und Traum war?
Es war kein Traum. Zumindest dachte ich so, denn die Schmerzen, die ich hier verspürte, waren mehr als Real. Trotz alledem waren sie so vertraut, wie das Frühstück an jedem Morgen. Auch wenn das so gewesen war, so dachte mein Körper etwas anderes. Er stieß diese Gefühle ab und bildete sich seine eigenen. Er bildete den Hass, die Trauer und gleichzeitig die Sehnsucht. Die Sehnsucht nach dem eigenen Zuhause. Sehnsucht nach dem eigenen, alten Leben. Nach dem ewig währenden Teufelskreis der Menschheit. 

War eine Veränderung wirklich so Schmerzhaft für einen Menschen gewesen?
Konnte er diese Veränderung wirklich nicht an sich anpassen?

So viele Fragen, die mir unbeantwortet blieben. Fragen, die ich vielleicht niemals beantwortet bekomme. Hier wusste ich nicht, dass das alles erst der Anfang einer langen Geschichte war. Mein altes Leben, wurde in diesem Moment wie ausgesaugt. 
Das Einzige was mir blieb war die Angst. Die einschüchternde Angst um mein jämmerliches, einsames Leben. Ich war zwar Todkrank. Ich sagte zwar, ich hätte keinerlei Angst vor dem Tode selbst. Doch...ich hatte Angst vor Dingen, die mir womöglich neu sein könnten. Dingen, die einfach nicht in mein ewiges Konzept passten. Und diese Dinge fanden genau jetzt statt. Es war, als wäre ein altes Märchen war geworden. Das Märchen von den blutsaugenden Vampiren, die durch ihre Art der Verführung Frauen sowie auch Männer in den Wahnsinn trieben und sie schließlich umbrachten. 
Würde ich nun ein Opfer dieser tragischen Legende werden?
Was gab es noch?

Kobolde?
Elfen?
Feen?

Die Dinger die ich draußen gewesen hatte....waren es Geister? Verlorene Seelen von denen, die bereits verstorben waren? Sellen, die niemals ihre ewige Ruhe finden würden?
Wenn man starb...dachte man an vieles.
Man dachte an viel zu vieles, doch man versuchte sich von den Schmerzen abzulenken.

Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr einen langen Krampf habt?
Genau dieses Gefühl durchfuhr meinen Hals. Ich spürte, wie meine Muskeln sich daraufhin anspannten und reagierten. Wie eine Operation ohne Narkose. Schmerzhaft wie eh und je. 
Viele sagten in Filmen, Vampirbisse seien einfach nur Erregend und sie würden gut tun.
Humbug!
Zwar fühlte ich, dass sein Körper mich ansprach, doch die Schmerzen, die ich verspürte, waren mehr als nur echt. Sie waren Mörderisch und innerliche Zerreisend. Langsam kam mir Schwindel auf. Der Mann mit dem Namen Trevor ließ nicht von mir ab, ebenso nicht die Tränen der Angst. Mein Körper bildete bereits kalten Schweiß der Panik. Ich spürte den Schwindel, der langsam überhand nahm. Ich war kurz vor der Ohnmacht. Meine Kraftlosigkeit machte sich dementsprechend bemerkbar. Ich hörte gänzlich auf mich auf irgendeine Weise zu wehren und nahm weinend mein Schicksal an. Ich wollte nicht dass es so endete, doch wahrscheinlich hatte dieser Mann etwas gegen mich. Etwas, was ihn dazu veranlagte mich auf diese Weise umzubringen.
Etwas, was mir meinen letzten Atemzug raubte.
Stop.
Ich wollte ihn bitten. 
Ihn anflehen.
Doch egal, wie sehr ich versuchte meine bereits blassen Lippen zu bewegen, ich schaffte es nicht. Langsam wurde mir schwarz vor Augen. Auch mein Gehör schien gedämpft zu werden. 
Es war vorbei...

Er hörte auf und wich einen Schritt von mir zurück. Mein Körper blieb wie ein Sack Kartoffeln auf dem Sofa liegen, unfähig sich vor Schmerzen und Schwäche noch weiter zu bewegen. Das warme, übrig gebliebene Blut quoll aus der Wunde und befleckte den dunklen Stoff unter mir. Mein Hals blutete und der Geruch von Metall trat auf. Meine Lider schlossen sich, obwohl ich viel lieber aufspringen wollte und um eine Erklärung bitten wollte. Ich war zu schwach und hatte anscheinend jegliche Hoffnungen verloren. Ich fühlte mich wie ein Sklave der Vampire. Befüllt mit ihrer Nahrung und unfähig sich gegen ihre Dominanz zu wehren. 

>>Du wirst nicht sterben, süße. Mach dir darum keine Gedanken. Dein kleines Geschenk von mir wird dich endlich am Leben erhalten..<<

Er hielt inne und kam wieder näher, um mir sanft etwas ins Ohr zu hauchen. 

>>...Für immer<<, hörte ich gerade noch so heraus. Ich Atmete schwer, doch tatsächlich konnte ich fühlen, wie meine Haut sich schmerzhaft wieder zusammen zog. Am liebsten hätte ich meine Hand nun zum Ort der Wunde hingeführt, doch auch dafür blieb mir keinerlei Kraft. Ich zitterte nicht einmal mehr. Ich lag einfach nur wie betäubt da und versuchte schnell zu sterben. Ich wollte nicht mehr. Das was ich wollte, war vergessen und in meiner Schwäche zu sterben. 
Wieder wurde es dunkel vor meinen Augen. 
Die Bilder von den beiden Männern verschwanden langsam. Auch die Farben gaben langsam nach und zogen mich in eine unantastbare leere. Die leere der stillen Ohnmacht, die der Schock und der Schmerz hervorgerufen hatten. 


Guilty - Two SidesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt