Jack.
Muskulöse Arme umschlangen meinen zierlichen Körper und zogen mich damit an den unglaublich gut gebauten Herrn vor mir. Sein Haar wehte leicht im milden Wind, während die Verwüstung Geräusche von sich brachte. Einige der Überlebenden fielen mit den Blicken schockiert in die Richtung, in der wir uns befanden. In ihren Gesichtern konnte man pure Angst und Schrecken erkennen. Sie hatten Angst, doch nicht nur vor mir. Die Angst galt auch dem Alpha, der mich gerade in seinen Armen verweilen ließ. Ich war völlig verwirrt, wehrte mich aber nicht gegen seine angenehme, warme nähe. Mein Gesicht versank schon beinahe in seinem weißen Tanktop. Ich drückte mich an jenes und versuchte jede einzelne Träne zurück zu halten. Wiedermal hatte ich Ärger verursacht, doch zugleich verspürte ich tiefe Erleichterung. Ich lebte und auch der Mann, der vor mir war, lebte. Ich legte meine Handfläche auf den Teil des Bauches, wo eigentlich die Wunde hätte verweilen sollen.
Nichts.
Ich spürte weder eine Beule, noch reagierte er negativ darauf. Langsam löste er sich von mir und schenkte mir einen stummen, entschuldigenden Blick. Ein lächeln zog sich über seine schmalen Lippen und ließ einen Hauch von Trauer wie einen Blitzstrahl durch meinen Körper schießen. Meine Augen wurden feucht und ungewollt löste sich eine salzige Träne aus diesen. Sie rollte über meine warme Wange und wollte von meinem Kinn hinab tropfen, da berührte der Daumen des Jünglings meine Wange und wischte die Träne der Trauer von meinem Antlitz.>>Was hast du, kleine?<<, gab er in der typischen, provokativen Stimme seinerseits von sich. Ich kämpfte damit, mit meinen geballten Fäusten nicht gegen seine Brust zu schlagen und ihn mehrmals einen unglaublichen Idioten zu nennen. Es war meine Schuld gewesen, ich konnte ihm diese nicht durch zwang ergeben. Ich wollte meine Worte beginnen, dennoch brachen jene wie ein alter Ast ab und verstummten für eine viel zu lange Ewigkeit. Ich weinte und wusste nicht, wie ich ihm sagen konnte, dass ich mir solche Sorgen gemacht hatte. Ich wollte ebenso sagen, dass ich Angst hatte. Angst und den Verlust meiner letzten Hoffnung. Ich wollte zwar nicht wirklich sterben, aber ich wollte auch nicht verlieren, was mir wichtig war.
Ich wollte dafür Kämpfen.
>>Jack..<<, entrang es meiner Kehle wie ein einziges, hoffnungsloses Wimmern. Sein Versuch mich ein weiteres Mal zu beruhigen traf nicht in das schwarze Loch, denn ich ließ mich in seine Arme fallen und lehnte meinen Kopf gegen seine Muskulöse Brust.Ich wusste, dass es ein ziemlich dämlicher Moment gewesen war so etwas zu denken, aber seine Brüste waren definitiv größer gewesen als die meinen.
Und wieso?
Er war einfach trainierter, dass war die Antwort auf alles gewesen.
>>Du....du hast überlebt..<<, murmelte ich in einer unsicheren Tonlage und krallte meine Nägel in sein Tanktop hinein. Nur, um noch einmal sicher zu gehen, dass dies kein dämlicher Traum gewesen war. Er seufzte und zwang mich dazu, ihn ein weiteres Mal anzusehen. Ich nahm jene Geste wahr und blickte hinauf zu dem Großgewachsenen Werwolf vor mir.
>>Natürlich habe ich Überlebt. So ein schwächlicher Werwolf bin ich nicht<<, hauchte er mir entgegen und blickte schließlich durch die Runde. Nur wenige Untertanen der Wolfgruppen standen noch an Ort und stelle. Andere waren aus Angst bereits geflohen.
>>Und ihr solltet mich keinen Schwächling nennen<<, grummelte er ihnen in seinem wilden Ton entgegen und löste die Umarmung, als wäre es lediglich ein Akt der Entschuldigung gewesen. Irgendwie hatte ich mehr erwartet, doch das war alleinig mein dämlicher Gedanke gewesen. Die Situation um uns herum spannte sich nur Sekunden später wieder an, als mein Blick wie verrückt geworden, suchend umher schweifte. Unter einigen der Trümmern lag ein weiterer, Leblos scheinender Körper. Mein Herz begann auf Anhieb zu pulsieren und das Blut meinerseits in meinen Adern zu lodern. Das lange Haar der Person war das einzige mit einem Arm gewesen, was noch hervor schaute. Nichts rührte sich oder zeigte ein Lebenszeichen.
>>M..Mutter..<<, murmelte ich schockiert und wollte zu ihr, taumelte aber aus Schwindelgefühlen und wurde im letzten Moment des Fallens von Jack aufgefangen. Jener schenkte mir einen Blick, der ziemlich vielsagend gewesen war. Es war eine Mischung aus Trauer, Mitgefühl und der Drang mir zu sagen, dass ich vorsichtig sein sollte. Ich wusste, dass er mich nicht zu ihr lassen wollte. Er zeigte mir dies, indem er mich zurück drückte.
>>Ich erledige das hier. Ich bitte dich ruhig zu bleiben. Milie ist vor dem Tor. Geh den Weg einfach geradeaus und du wirst sie sehen. Mach bitte keine Dummheiten und vertrau mir.<<
Er lächelte.
Dieses lächeln barg zum ersten Mal Hoffnung in sich. Er wollte, dass ich aufhörte. Er wollte es inständig und zugleich wusste ich, dass etwas nicht stimmte. Er verbarg etwas. Etwas, was in meinem folgenden, neuen Leben noch eine riesige Rolle spielen würde. Ich konnte also nicht abhauen von dem allen hier. Auch in mein altes Leben konnte ich nicht.Wiedermals kämpfte ich mit meinen Tränen.
Wenn meine Mutter jetzt auch noch Tod war...wie sollte ich mich selbst dann noch respektieren und tolerieren? Ich würde mir selbst die Schuld geben und mich eine reine Idiotin nennen. Allerdings blieb mir nichts anderes übrig, als den Befehlen des Alphas folge zu leisten. Mehr Ärger konnte ich mir nicht mehr erlauben. Ich musste das Spiel mitspielen und die Regeln einhalten.
Ich wusste, dass hier irgendwo ein Schachspiel geführt wurde.
Die Frage war nur, wer die weißen und wer die schwarzen waren.
Verloren in diesen Gedanken nickte ich stumm und wandte mich ab. Nicht umdrehen, sagte ich mir dabei.
Ich wollte nicht wahrhaben, was ich womöglich angestellt hatte...
Die Schlimmste aller Sünden....
Muttermord.
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Guilty - Two Sides
VampirVampire? Werwölfe? Humbug!!! Die 18 jährige Marie Johnseen ist schon seit ihrem zwölften Lebensjahr an Lungenkrebs erkrankt. Seit sechs Jahren versucht die junge Frau gegen die Krankheit anzukommen, doch ihre Kräfte lassen immer wieder nach. Genau a...