Kapitel 22 - Ich

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Es war ein Wunder gewesen, das ich meine Beine noch unter Kontrolle hatte und keineswegs wie ein Häufchen Elend zu Boden ging und über meinen scheinbaren Verlust nachdachte, sowie weitere Tränen vergoss. Ich malte mir aus wie mein Gesicht nach dem gesamten Geheule wohl aussehen könnte und schüttelte den Kopf, als ich daran dachte, das ich zum letzten Mal in den Spiegel gesehen hatte, als ich mit meiner Mutter zuhause war und gerade plante mit ihr abzuhauen. Mein Herz schmerzte und die Erleichterung, das Jack am Leben war, machte das alles auch nicht wirklich besser. Einerseits könnte ich behaupten das ich nun in Sicherheit war, andererseits war die halbe Welt gegen mich. Ich schüttelte mich seufzend während ich ging dabei den kalten Wind durch mein seidiges Haar, wehen spürte. Ich konnte nicht in mich gehen und wusste das meine Welt gerade jetzt das reine Gefühlschaos gewesen war. Alles, was sich in mir breit gemacht hatte schien nun wie ein Puzzle zu zerfallen und nur darauf zu warten irgendwie in alle Teile wieder zusammengefügt zu werden. Ich selbst war dazu jedoch nicht mehr in der Lage, den mir war es wichtiger gewesen nun wirklich alles zu erfahren. Vielleicht könnte ich es heraussahnen, doch ich wollte niemals falsche Schlüsse ziehen oder zu viel Fantasie Krimskrams in eins ziehen. Gut, das alles war nicht normal..keineswegs, doch ich war verwirrt.

Wer wäre nicht verwirrt gewesen?

Schon bald erblickte ich einen schwarzen Mercedes, welcher vor den Majestätischen Toren des Anwesens stand. Die Scheiben waren verdunkelt und nur dir vorderste, welche ich nicht sah, gewährte einen Blick in den finsteren Wagen hinein. Ich fröstelte etwas und zum ersten Mal wurde mir klar, dass ich um Himmels willen stank wie ein verschwitztes, altes Schwein. Es war kein Wunder gewesen, nachdem ich in dieser Kammer eingesperrt gewesen war und von Glück sprechen konnte, das die Folter nicht noch größer gewesen war.
Sorglos stieg ich in den Wagen und betrachtete aus dem Fenster aus die Mauern, die das zertrümmerte Anwesen vor irgendwelchen Fremden blicken schützten. Gerade sollte es sowieso keiner sehen.
>>Hey...ist alles in Ordnung?<<, ertönte die mir bekannte Stimme von Millie. Ich blickte zu ihr und wunderte mich das solch ein Naturvolles Volk in der Lage gewesen war einen technisch weit Fortgeschrittenen Wagen zu fahren. Doch wo wunderte ich mich, wenn sowieso alles momentan so schräg gewesen war? Ich wusste, dass ihr Volk mit dem Menschlichen nichts zutun haben wollte, aber da sie wohl weitergehend wichtiger gewesen war als alle anderen, spielte das für sie und ihren Bruder kaum eine Rolle.
Meine Iriden wandten sich zu ihrem Antlitz und einmal wieder versuchte ich die Trauer nicht zu sehr zum Vorschein zu bringen. Dennoch konnte ich nicht anders als bei ihrem Sorgenden Ausdruck ein weiteres Mal in Tränen zu fallen...ich war zu einem einzigen Crybaby geworden und konnte nicht einmal etwas dagegen tun.

Ich war wie ein Häufchen Elend...schwach und voller Fragen.

>>Hör doch auf zu weinen...weißt du, bei uns weint man nicht. Wird schon wieder<<, sagte sie mit einem motivierenden grinsen auf den schmalen Lippen. Sie zeigte dabei ihre Reißzähne, welche mir schon beinahe einen Schauder über den Rücken laufen ließen.
>>Ich bringe dich nachhause, alles klar?<<
Mit diesen Worten drehte sie sich wieder zu dem Lenkrad, um nun den Motor anzustellen und langsam weg zu kommen. Ich wunderte mich, wieso Jack eigentlich nicht mit gefahren war, doch scheinbar kümmerte er sich um das Aufräumen hier oder irgendwas in dieser Art. Genau wusste ich es nicht, doch vielleicht sollte ich es einfach nicht Hinterfragen..

Wir fuhren zwei gute Stunden, wobei ich mich fragte, ob wir wirklich so weit verschleppt wurden. Ich fühlte mich Müde nach dem ganzen und immer noch stank ich nach trockenem Schweiß...
Erst jetzt fühlte ich den beinahe unstillbaren Durst, welcher sich im selben Moment in meiner Kehle breit gemacht hatte. Das ganze hatte mich scheinbar so gestresst, das ich jetzt auch noch das Verlangen hatte die Schwester des Mannes zu auszusaugen, der mich gerettet hatte. Ich fühlte mich wirklich wie ein Mistvieh. Vor allem, wenn ich schon allein solche widerwärtigen Gedanken bekam. Nicht das sie irgendwie unattraktiv gewesen war...ganz im Gegenteil! Nur hatte ich einfach nicht vor gehabt jemanden auszusaugen, der mir eigentlich helfen sollte...andererseits waren sie sich auch selbst Schuld gewesen.

Meine Augen schlossen sich während der Fahrt und ebenso gab langsam mein Bewusstsein auf. Ich wollte nur noch schlafen und mich von dem ganzen erholen...Hey, ich war endlich gerettet...

Vorübergehend..

Meine Iriden schlugen auf und blickten in das äußerst attraktive Antlitz eines jungen Mannes. Ich lag umschlungen von einer Wiese, auf gräsernen Boden und spürte, wie Sonnenstrahlen meinen Körper berührten.
>>Wir müssen reden..<<, gab eine tiefe Stimme von sich. Die Stimme war keineswegs die von jemand anderem gewesen als dem Vampir, welcher mir zuvor bereits Angst eingejagt hatte. Sofort wich ich von ihm zurück und setzte mich gekonnt auf, während er mich einfach nur amüsiert angaffte. Meine Augen, wie die einer Raubkatze, wandten sich in die seine und waren jederzeit für einen Angriff gerüstet.
>>Beruhige dich, das ich alles nur ein Traum. Ich bin hergekommen, um dir zu sagen wer du bist. Du musst zurückkommen und wenn du diesen Hunden keinen Schaden anrichten willst, solltest du mich begleiten, meine Liebe<<
Seine Scheißfreundliche Art war ein klares Zeichen dafür, das etwas nicht stimmte. Ich wich weiter zurück, als er einen Schritt näher kam und sogar etwas besorgt zu mir herunter blickte. Dennoch bekam er mich auch mit diesem dämlichen Ausdruck nicht. Nein, ich war keinesfalls dumm gewesen und auch wenn das hier ein Traum gewesen war, so würde ich mich nicht davon leiten lassen.
Langsam erhob sich meine zierliche Gestalt und meine Augen glühten bedrohlich.
>>Komm mir zu nahe und du wirst sehen, was passiert<<, sagte ich viel zu Hochnäsig. Ich wusste dabei, das ich mich sowieso niemals hätte wehren können und ich das alles nur sagte, weil ich mir fast in die Hose machte.
Ha, lustig...
Dabei hatte ich ein weißes, knielanges Kleid an und stank nicht mal mehr.
Warte...wann hatte ich mich umgezogen und gewaschen?
Innerlich schüttelte ich den Kopf und ließ mir wieder mal vor Augen führen, das all dies nur ein Traum gewesen war. Etwas, was nicht real war. Hier konnte ich aussehen wie ich wollte, auch wenn es einen dazu brachte, etwas in Gedanken damit zu spielen.
>>Mach dir keine Sorgen..ich erzähle dir nur die Wahrheit. Ich sage dir wer du bist..<<

Nun war ich aber ganz Ohr.
Scheinbar wusste dieser Vampir wer ich war. Ich hoffte nur, das er nicht flunkerte und mir endlich verraten würde, was genau es hiermit aufsich hatte. Ich hatte ihm schon damals nicht vertraut und diese Art, die er mir zeigte, war definitiv falsch gewesen. Ich musterte ihn abwertend und beobachtete genauer seine Bewegungen.
>>Als erstes, lebt deine Tochter noch<<, sagte er schließlich.
Ich legte den Kopf zur Seite und zog die Brauen zusammen.
Was?
>>Und zweitens ist es unsere Tochter.<<

Ich schauderte und verfiel gleichzeitig in hysterisches, unglaubwürdiges Lachen.
Das war niemals sein Ernst.
Nein.
Das glaubte ich ihm nicht.

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Tut mir leid für das andauernde Antworten ^^
Ist es soweit in Ordnung? 



Guilty - Two SidesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt