Kapitel 8 - Gift

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Ich schrie mir die Seele aus dem Leib und versuchte nach dem Mann zu treten, der nach meinem Handgelenk griff und mich rasch aus dem Haus hinaus zog. Dicht an sich drückte er mich, als die Tür sich hinter uns schloss und wir damit ausgesperrt waren. Ich fing an wie wild zu zappeln und meine Hände wehrend gegen seine überaus Muskulöse Brust zu schlagen. Dennoch gab er nicht nach und drückte mich in die meinerseits ungewollte Umarmung. Er war stark und ich, ich fühlte mich in diesem Moment so Hilflos wie ein kleines, ausgeliefertes Kätzchen. Ich kämpfte mit den Tränen und jammerte, als ich erfasste, dass ich nichts gegen ihn tun könnte. Mit einem traurigen Schimmern in den klaren, blauen Augen hob ich den Kopf an und blickte in das Gesicht eines Fremden, jungen Mannes. Seine Augen leuchteten in einem hellen Gold, während seine Haut so blass war, wie der Schnee im Winter. Sein Haar war zerzaust und wehte milde im kalten Wind. Ich war wie verzaubert von seinem äußeren Erscheinungsbild. Dabei vergaß ich gänzlich, dass ich mich eigentlich hätte wehren sollen. Seine Augen musterten mein Antlitz charmant und mitfühlend. Zum Ersten mal war mir dieses Mitgefühl willkommen, doch das wichtigere war, dass dieses Gesicht mir bekannt vorkam. Wieder wusste ich nicht, woher. Ich tappte dauernd in ein Deja vu. Ein äußerst verwirrendes....Deja vu.

Wir hielten beide inne und starrten uns über einen guten Zeitraum hinweg einfach nur an. Es war so, als würde die Zeit stehen bleiben. Mein Herz raste dennoch wie wild. Ich bekam Angst, dass er es vielleicht sogar hören würde. Ich vergaß alles um mich herum und hatte urplötzlich das verlangen ihm weinend um den Hals zu fallen. Aber ich kannte diesen Mann nicht. Er sollte mir egal sein und mich los lassen. Von dem Gedanken erfasst, begann ich ein weiteres Mal ihn von mir weg zu drücken.

>>Ich habe keine Ahnung wer du bist, aber wärst du so lieb, und lässt mich los?!?<<

Er blinzelte, als hätten ihn meine Worte verwirrt. Dennoch breitete sich ein sanftmütiges lächeln auf seinen vollen Lippen aus. Es war so liebevoll aber ich erblickte etwas wildes in seinen Augen. Ich wusste nicht, ob es das eisige verlangen nach jemandem war oder nach etwas. Es würde einem normalerweise Angst machen, doch von diesem Mann hatte ich sichtlich weniger Angst, als vor dem, der mir am Tag zuvor begegnet war.

>>Ich hätte gestern kommen sollen und ihnen alles Gute wünschen sollen. Aber heute wünsche ich ihnen alles gute nachträglich<<, hauchte er mir entgegen und drückte mich wieder einmal an sich. Für mich geschah das alles widerwillig. Ich hatte auf so etwas nun wirklich keine Lust, auch wenn seine nähe unglaublich gut tat. Ich wunderte mich, wieso es so gut tat. Er war eiskalt. Sein gesamter Körper glich dem einer Leiche, allerdings roch er unglaublich gut.
Das Parfum.
Es war in jedem Falle das seine gewesen. Ich hatte gestern im Krankenhaus das Gefühl gehabt, dass ich ein eigenartiges Parfum von der Männlichen Abteilung gerochen hatte. Dieses Parfum erinnerte mich an ihn, auch wenn der metallartige Geruch dabei fehlte. 

>>Wer sind sie und woher wissen sie das?<<, motzte ich trotz der Nähe, die wir gerade zueinander genossen. Ich musste mir selbst eingestehen, dass er unglaublich verführerisch aussah. Vielleicht war dies aber auch nur eine Art Trick. Kein Mann würde mich so aus dem Haus zerren, nur um mich zu umarmen und meine unmittelbare Nähe zu genießen. Irgendwie war es ja auch etwas unangenehm. Ohne es zu bemerken hatte ich ihn im übrigen gesiezt. Anscheinend war es auch für mich üblich gewesen, dass ich dieselbe Freundlichkeit zurück gab, wenn man mir jene zuteil kommen ließ.

>>Ihr habt ein Recht, alles zu Erfahren, meine Liebe. Ich muss sie hier weg bringen. Es war euer früherer Befehl. Ihr habt mir befohlen an eurer Seite zu stehen wenn ihr erwacht. Das tue ich. Ich werde euch dahin bringen, wo sie Feinde uns nicht finden können.<<

Was?

Er verwirrte mich nun gänzlich. Ich sah ihn ungläubig an.

Wahrscheinlich hatten wir hier irgendwo einen Massenausbruch aus einer Klapse. 

Guilty - Two SidesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt