Kapitel 11 - Rettung

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Faden ähnliche, warme Strahlen der viel zu frühen Morgensonne zogen mich aus einem langen, beruhigenden Schlaf. Meine schweren Lider öffneten sich langsam und die Eisigen Augen meiner begutachteten noch verschlafen eine Hölzerne Decke. Unter mir bohrten sich meine Fingerspitzen in den sanften Stoff einer weißen Matratze. Leichte Rückenschmerzen machten sich mit einem aufrichtenden Knacken bemerkbar. Ich gähnte während des Sitzens und streckte mich zugleich. 
Was war nochmal passiert?
Wo war ich?
Wie lange hatte ich geschlafen?
Ich rieb mir die blauen Augen mit den Handflächen und versuchte mich an die Momente vor meinem Bewusstseinsverlust noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Ich fand einiges, was sich erst Bruchstückchen weise in meinem Schädel festsetzte. Erst nach weiterem verfestigen des Gedanken, sah ich fließende und erschreckende Bilder. Wie von einer Tarantel gestochen, wurde mir nun alles wieder klar. 
Ich war entführt worden! 
Von zwei Vampiren!
Ich grinste ungläubig vor mich hin und blickte durch den unordentlich gehaltenen Raum. Überall lagen irgendwelche Kleidungsstücke oder kaputte Geräte, die hier überhaupt nicht zu dem Erscheinungsbild des Hüttchens passten. Auch ein Altmodisches Regal, sowie ein altes Sofa mit Mustern fiel in mein Blickfeld. Es erinnerte alles an eine Mittelalterliche Bauer Hütte, doch diese hier hatte scheinbar Geräte aus mehreren Jahrhunderten angesammelt. Manches davon war vielleicht sogar ein Vermögen wert. Der Sammler solcher Gegenstände musste wirklich eine Vorliebe für so etwas gehabt haben. Ich erhob mich aus dem Bett und steuerte eine der beiden vorhandenen Türen im Zimmer an. Entweder war diese ein Badezimmer gewesen, oder aber der Ausgang aus dem Raum.

>>Na, kleine?<<

Ich fuhr herum und hielt mir wie auch noch am Tage meines Geburtstags die Hand ans Herz. Meinen Herzschlag beruhigend, sah ich mein Gegenüber erschrocken an und versuchte die Anspannung meinerseits etwas zu lockern. Das Gesicht, dass mir entgegen Blickte war das des unbekannten Stalkers, welcher damals im Wald erschienen war.
Er war der Anfang meiner Geschichte, dennoch kam so etwas wie Erleichterung auf, als er vor mir stand. Ich war sichtlich erleichtert, dass es nicht einer dieser anderen Kerle gewesen war. Die Kerle, die mich wahrscheinlich mit irgendjemandem verwechselten. Die beiden Vampire, die für ein Mädchen wie ich natürlicherweise eine Bedrohung darstellten. 

>>Das ist alles deine Schuld! Hätte ich dich vorgestern nicht getroffen, wäre das alles nicht passiert!<<, fuhr ich ihn wütend an. Der junge Mann zückte seine Augenbrauen und verschränkte die Arme vor seiner Muskulösen Brust. 

>>Meine Schuld? Kleine, ich arbeite nicht mit deinen zwei Freunden da zusammen. Außerdem hast du zwei Tage geschlafen. Also nichts mit Vorgestern. Rechne zwei Plus zwei, dann hast du dein Treffen.<<

Ich knurrte, doch innerlich war ich bereits mehr als verwirrt. Wäre das mein Bester Freund gewesen, so würde ich ihm jetzt wahrscheinlich weinend in die Arme fallen. Zumindest hatte ich das Verlangen irgendjemanden einfach zu umarmen und ihn anzuflehen mir mein Altes Leben zurück zu geben. 

Wollte ich nicht etwas Action im Leben?

Ich war wohl einerseits auch selbst Schuld gewesen, dass es soweit gekommen war. 

>>Ich kann keine zwei Tage schlafen! Was redest du überhaupt? Für wen arbeiten die und für wen du? Ihr seit mir alle eine Erklärung schuldig!<<, grummelte ich wütend und lehnte mich an die Wand neben mir. Eine meiner warmen Händen berührte meine pochende Stirn. Bald würde ich von dem allen noch Kopfschmerzen bekommen. Für einen normalen Menschen wie mich, war das einfach eine große Überforderung gewesen. Es war viel zu viel und ich wusste, dass mir niemand diese Geschichte abkaufen würde. Vor Anscheinend zwei Tagen hätte ich noch gesagt, dass ich sie alle Anzeigen würde. Doch nachdem man von meinem Blut gesaugt hatte, war alles einfach nur noch unrealistisch.
Ein Albtraum.
Die Hölle. 
Sie mussten mir die Erklärung geben, die ich wollte. Dafür waren sie da, auch wenn sie mich in den letzten Tagen nicht wirklich gut behandelt hatten. Eins musste ich aber wirklich sagen. Ich habe in meinem Leben noch nie so viel Zeit mir Kerlen verbracht. Das war das erste Mal, dass man mich in so etwas mit hinein gezogen hatte. Meine Mutter...sie machte sich sicherlich schon unglaubliche Sorgen um mich. Natürlich war es hierbei Fraglich gewesen, ob sie den überhaupt bemerkt hatte, dass ich nicht mehr da war. 

Guilty - Two SidesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt